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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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an, vergib mir meine Sünden!, begann er, nach wie vor unsicher, welcher Sünden er sich schuldig gemacht hatte. Heilt den Fuß meines Sohnes, ich flehe euch an, wandte er sich an die Heiligen Drei Könige und legte einen gut gefüllten Beutel mit Silberstücken auf dem Schrein ab. William soll einmal ein richtiger Mann werden, kein Krüppel. Bitte! Er ist ohne Schuld,beschwor er den Herrn, als gelte es, ihn von Williams Unschuld zu überzeugen, wie vor Kurzem den jungen König von seiner eigenen.
    Guillaume schlug die Augen zum Himmel und begann erneut, innig zu beten. Plötzlich wurde ihm warm und immer wärmer, sein Herz begann zu rasen, und Schweiß brach ihm aus allen Poren. Man konnte doch mit Gott nicht wie mit einem Marktweib verhandeln!, dachte er empört über sich selbst und senkte beschämt den Kopf. Tränen rannen ihm über die Wangen. Wie anmaßend und selbstgefällig war er doch gewesen zu glauben, der Herr oder die Heiligen Drei Könige würden für ein beliebiges Schuldeingeständnis ein Wunder geschehen lassen!
    »Ich bereue, Herr!«, murmelte er leise. Eitelkeit und Vermessenheit hatten ihn, Guillaume le Maréchal, glauben lassen, er könne das Schicksal, das Gott seinem Sohn auferlegt hatte, ändern. Wie anmaßend er war! Der Herr prüfte die Menschen tagaus, tagein. Manch einem legte er eine Bürde auf. Nicht, um ihn zu quälen, sondern um ihn zu erhöhen! William war ein prächtiger Junge, ganz gleich, was mit seinem Fuß war. Guillaume weinte heiße Tränen um den Jungen. Hochmut und Gier gehören ebenso zu meinen Sünden wie mangelnde Hingabe, bekannte er vor seinem Herrn. Opfer, wahre Opfer zu bringen, würde er bereit sein müssen, um Vergebung von Gott erwarten zu dürfen – nicht für William, sondern für sein eigenes Seelenheil, denn das, so begriff er, war tatsächlich in Gefahr. Williams krummer Fuß war ein Joch, das zu tragen gewiss nicht leicht war, das den Jungen jedoch reifer machte und ihn eines Tages über sich hinauswachsen lassen würde. »Ich bereue, Herr«, murmelte Guillaume immer wieder. »Ich bereue von ganzem Herzen.« Er murmelte ein weiteres Vaterunser und erhob sich schließlich, um seinen Platz der ungeduldigen Frau zu überlassen, die hinter ihm anstand. Als er noch einmal auf die Knie fiel und die Hände aneinanderlegte, um ein letztes Gebet zu sprechen, vernahm er hinter sich ein ungeduldiges Stöhnen und Schaben. Demütig sah er nach oben. Er musste seinen Platz nun einem anderen Gläubigen überlassen.Antworten, so hatte er erkannt, würde er in sich selbst finden. Und was William anging, so wusste er, dass dieser auch mit einem krummen Fuß zu einem großartigen Mann heranwachsen würde.
     
    »Der Summe nach zu urteilen, die du im Dom gelassen hast, musst du ein größerer Sünder sein, als ich dachte«, sagte Jacques schmunzelnd, als sie wieder ins Freie traten. »Ist womöglich wahr, was man sich über dich und die Königin erzählt?«
    »Nein, verdammt, das ist es nicht!«, brauste Guillaume auf, ermahnte sich aber gleich darauf, sich zu mäßigen.
    »Verzeih, Guillaume, ein dummer Scherz«, murmelte Jacques beschämt.
    In der goldenen Herbstsonne, die seinen Nacken wärmte, fühlte sich Guillaume wie von einer schweren Last befreit. Der Himmel leuchtete so blau, dass ihn zum ersten Mal seit Langem wieder Lebensfreude erfüllte. Gott hatte ihn so reich beschenkt! Er hatte ihn stark gemacht und ihm Einfluss auf den jungen König gegeben. Er hatte ihm Liebe geschenkt und einen wunderbaren Sohn. Und all das, ohne dass Guillaume es verdient hatte. Einzig aus Großmut.
    Unsagbar klein fühlte er sich und zugleich unendlich geliebt von einem Gott, den die Menschen so sehr fürchteten. Guillaume wusste, dass er sich vieler Sünden schuldig gemacht hatte, den jungen König aber zu überflügeln, hatte er niemals bewusst versucht. Er würde noch vieles im Leben falsch machen, doch er würde sich bemühen, mehr Güte an den Tag zu legen und danach zu streben, ein besserer Mensch, vor allem aber ein besserer Freund zu sein.
    Er lächelte Jacques an und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich bin froh, dass du mich begleitet hast, mein Freund. Lass uns ein Pilgerabzeichen kaufen, bevor wir Köln den Rücken zuwenden.«
    Jacques nickte bereitwillig und strahlte. »Das Beten scheint dir bestens bekommen zu sein!« Er zwinkerte Guillaume erleichtert zu. »Ich hatte schon Bange, du würdest nie mehr lachen.«Rund um das mächtige Gotteshaus waren Verkaufsstände fest mit den

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