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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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merkwürdig taub an. Als er schließlich vor der Schmiede ankam und das Hämmern auf vielen Ambossen vernahm, hielt er einen Augenblick inne. Dann atmete er tief ein und stieß die Tür auf.
    Die Schmiede unterbrachen ihre Arbeit und rissen sich die ledernen Mützen vom Kopf. Stocksteif vor Ehrfurcht standen sie da und starrten ihn an, als er auf Ellen zuging.
    Sie schien als Einzige nicht überrascht zu sein, ihn zu sehen, eher ein wenig gereizt. Sie senkte den Blick, als wollte sie ihm nicht in die Augen sehen, nahm einen Lappen, um sich die Hände daran abzuwischen, und schob eine widerspenstige Locke zurück unter die Haube. Dann sah sie auf und lächelte ihn gefasst an.
    Müde und angestrengt sah sie aus. Schatten lagen unter ihren Augen, und ihre Wangen erschienen ihm hohler als früher.
    Guillaume trat zu ihr und nickte knapp. »Bitte begleite mich einen Augenblick hinaus«, bat er, nahm sie sanft am Arm und zog sie mit sich fort.
     
    Guillaume verließ die Stelle, an der sie sich getrennt hatten, mit hastigen Schritten, lief schneller und immer schneller, rannte schließlich und flüchtete, so rasch ihn seine Füße trugen. Wie grausam er zu Ellen gewesen war! Niemals würde er die Enttäuschung in ihrem Blick vergessen. Er lief immer weiter und machte erst halt, als er sicher war, ganz allein zu sein. Irgendwann ließ er sich auf einem umgestürzten Baumstamm nieder und schlug die Hände vor das Gesicht. Seine Liebe zu Ellen und der Kummer, sie verletzt zu haben, wurden so drückend, dass er glaubte, an seinem Schmerz zu ersticken.
    »Herr, ich versprach, Opfer zu bringen, doch ich weiß nicht, wie ich damit leben soll!«, wandte er sich an Gott. »Sie muss nun glauben, dass ich sie niemals geliebt habe!«, murmelte er leise.
    »Was ist los mit dir?«, hörte er plötzlich eine besorgte Stimme hinter sich. Es war Baudouin, der näher gekommen war, ohne dass Guillaume seine Schritte vernommen hatte.
    Guillaume schluckte und wischte sich so unauffällig wie möglich die Tränen vom Gesicht. »Nichts, keine Sorge, mein Freund. Mein Kopf schmerzt, das ist alles.« Er brachte es nicht fertig, Baudouin anzusehen.
    »Sicher.« Ohne viel Aufhebens zu machen, setzte sich Baudouin neben ihn.
    Lange saßen sie da und sprachen kein Wort. Dann räusperte sich Guillaume.
    »Ich habe mich verhalten wie ein Schwein«, presste er hervor.
    Als er nicht fortfuhr, sah Baudouin ihn fragend an. »Was meinst du?«
    Guillaume war nicht in der Lage, sofort zu antworten.
    Baudouin de Béthune legte ihm die Hand auf die Schulter und wartete.
    »Ich habe Ellen belogen, damit sie aufhört, mich zu lieben.« Ohne sich für die Tränen zu schämen, die ihm nun in den Augen standen, blinzelte er seinen Freund an. »Ich liebe sie mehr als alles andere, nur darum war ich so grausam zu ihr! Ich musste sie endlich freigeben!« Und während sein Blick ins Leere wanderte, fuhr er fort: »Sie wird schon bald nach England zurückkehren.« Dann sah er Baudouin eindringlich an und erklärte: »Ich habe kein Recht auf sie, ganz gleich, wie sehr ich sie liebe. Ich darf sie nicht für den Rest ihres Lebens unglücklich machen, indem ich immer wieder ihre Nähe suche.« Er sprang auf und vertrat sich die Beine, die mit einem Mal bis in die Zehenspitzen kribbelten. »Isaac liebt sie, weißt du? Nicht so wie ich!« Er lachte verzweifelt auf. »Aber er liebt sie. Auf seine Art. Ich weiß es.« Guillaume schnaubte. »Er wird mit ihr alt werden und ihr zur Seite stehen. Das ist sein Platz, nicht meiner, verstehst du?«
    Baudouin nickte. »Quäle dich nicht, mein Freund! Edelmut, nicht Grausamkeit hat dich bewogen.«
    »Kannst du gute Männer auswählen und dafür sorgen, dass Ellen sicher heimkehrt, bitte!«
    »Gewiss doch, ich holte sie auf Geheiß des jungen Königs her und werde sie wohlbehalten zurückbringen.«
    Guillaume schüttelte den Kopf. »Nein, mein Freund, der junge König wird zurzeit auf dich ebenso wenig verzichten wollen wie auf mich. Darum wähle gute, zuverlässige Männer dafür aus, ich bitte dich.«
    »Sicher, Guillaume, du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Versprich mir, dass du nichts zu ihr sagst, das mein Verhalten rechtfertigt oder meine Worte beschönigt. Es muss endlich zu Ende sein.«

Château Martel, Anfang Juni 1183
    D er Herr straft mich für meine schrecklichen Sünden«, murmelte der junge König. Wässriger Kot lief ihm an den Beinen entlang, als er sich erheben wollte. Tränen standen in seinen Augen. »Ich … ich

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