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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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da! Mit ihm an ihrer Seite hätte sie sich nicht so gefürchtet.
    »Die Katze muss fort. Gleich. Bevor das Junge kommt!«, erklärte der Alte. Sein Kopf wackelte, als wäre er nur halbherzig an seinem Hals befestigt. »Wir müssen gehen!«
    »Aber ich …« Isabelle spürte Unwillen in sich aufsteigen. War er so irr, dass er nicht verstand, was sie gesagt hatte? »Ich darf nicht in den Wald!«, wiederholte sie. Doch der Verrückte schien auch diesmal nicht zuzuhören.
    »Ich nehme dich mit zu mir!«, sagte er zu der dicken Mim und streichelte sie.
    Panik befiel Isabelle. Womöglich tat er der armen Katze etwas an! Vielleicht zog er ihr das Fell ab und briet sie am Spieß. Isabelle starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Er sah nicht aus, als bekäme er häufig Fleisch zu essen. Vielleicht nagte er in schlechten Zeiten sogar die Rinde von den Bäumen und hatte darum kaum noch Zähne im Mund?
    Im Winter hatte ihnen ein Reisender von seinen Abenteuern während des Kreuzzuges berichtet. Die Halle war düster und rauchig gewesen, erfüllt von dem betörenden Duft von Zimt und Nelke, mit dem der heiße Wein gewürzt wurde. Ein Feuer hatte zu seinen beängstigenden Geschichten unheimliche Schatten an die Wände geworfen. Von hungernden Menschen, die sich von Baumrinde ernährten und das Leder ihrer Schuhe kauten, hatte er ihnen erzählt und von Soldaten, die nicht gezögert hatten,ihre Pferde zu essen, um nicht hungers zu sterben. Isabelles Kinn begann zu zittern, und Tränen schossen ihr in die Augen.
    »Keine Sorge, ich werd ihr nichts tun!«, sagte der Alte beruhigend und strich Isabelle sanft über den Kopf.
    Ob Verrückte Gedanken lesen konnten?
    »Es ist bald wieder so weit, wir müssen gehen«, drängte Darragh sachte, und als Isabelle ihn fragend ansah, lächelte er aufmunternd. »Keine Sorge. Ich trage sie«, erklärte er und hob die Katze vorsichtig hoch.
    Isabelle folgte ihm ohne Widerworte. Sie konnte Mim doch nicht im Stich lassen!
    Statt quer über den Hof zu gehen, wo man sie gesehen und ihnen womöglich Fragen gestellt hätte, schlichen sie um den Schuppen herum und an den Holzpalisaden entlang.
    »Nicht so schnell!« Isabelle eilte Darragh nach. Erst den Hügel hinunter, dann durch ein Haferfeld in Richtung Wald. Schließlich gelangten sie zu seiner Hütte, Darragh stieß die Tür auf, und ein muffiger, stechender Geruch schlug ihnen entgegen. Isabelle fühlte Angst und Übelkeit in sich aufsteigen und zögerte einzutreten. Was, wenn die Geschichten über Darragh doch stimmten?
    Der Alte beachtete ihr Zögern nicht. Er ging voran, ließ die Tür offen stehen und machte sich in einer Ecke zu schaffen. Er holte etwas, das wie ein Stück einer alten Pferdedecke aussah, drückte ein wenig Stroh zurecht, damit es die Katze bequem hatte, und bettete sie darauf.
    Er presste seine rechte Hand ins Kreuz, um sich aufzurichten, und verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen.
    Mitleidig sah Isabelle ihn an. Als Darragh aber die Tür schloss und es in der Hütte plötzlich fast dunkel war, erschrak sie.
    »Warte, ich öffne den Laden!«, sagte er in die Finsternis, als könnte er fühlen, was sie dachte. Er machte sich am Fensterladen zu schaffen, stieß ihn auf und ließ Luft und Licht herein. »Ich war einst ein großer Jäger!«, behauptete er mit rauer Stimme, wandte sich um und zeigte auf das graue Wolfsfell, das auf dem nachlässig gestampften Boden lag. Er lachte meckernd. »Früher.«
    Isabelle wollte einen Schritt zurückweichen, doch Darragh packte ihren Arm und hielt sie fest.
    »Allein, nur mit einem Jagdmesser bewaffnet, habe ich ihm den Garaus gemacht!« Er nickte mit Nachdruck und lachte erneut. Dann ließ er sie los.
    Obwohl sie sich gerade eben noch vor ihm gefürchtet hatte, legte Isabelle nun den Kopf schief und betrachtete Darragh ungläubig. Dieser magere Mann sollte ganz allein einen Wolf getötet haben?
    Darragh schien die Zweifel in ihren Augen zu sehen. Er sprang auf das stinkende Fell zu, riss es an sich und hielt es wie zum Beweis in die Luft. Durch einen Riss steckte er zwei Finger und wackelte damit. »Hier! Genau hier habe ich zugestochen, mitten ins Herz!« Der Alte sah sich ein paar Mal um, als fürchtete er, belauscht zu werden. »Der Wolf hat das Dorf bedroht, noch bevor der Normanne die Tochter unseres Königs geheiratet hat. Er hat viele Ziegen gerissen und ein Kind getötet!«, erklärte er mit gesenkter Stimme. »Vielleicht sogar mehrere!«
    Einen Augenblick lang überlegte

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