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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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bleibst es, solange du lebst,ganz gleich, was auch geschieht! Vergiss das niemals! Du wirst einmal verantwortlich für viele Menschen sein. Wir besitzen noch immer große Ländereien, auch wenn der englische König deinem Vater die Krone von Leinster verweigert hat.«
    Bei dem Gedanken an die Worte ihrer Mutter atmete Isabelle tief ein. Gewiss, sie lernte sticken, Harfe spielen, lesen, schreiben, rechnen, das verhasste Französisch der Normannen und Latein, ganz so, wie es sich für ein Mädchen ihres Standes geziemte. Aber auch wenn sie sich geschickt dabei anstellte, so streifte sie doch viel lieber mit Conall umher, ging mit ihm zum Fischen oder hockte mit ihm im Stall bei den Tieren.
    »Mimi!«, fiel ihr plötzlich ein, und ein weiches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die dicke Mim, eine der unzähligen Katzen, die Burg und Scheuern vor lästigen Ratten und Mäusen bewahrten, war wieder einmal trächtig. Isabelle liebte das eigenwillige Tier besonders. Seit sie klein war, hatten die Weichheit von Mims Fell, ihre Wärme und ihr zufriedenes Schnurren sie getröstet, wenn sie Kummer gehabt hatte. Mim hatte schon häufiger Junge bekommen, und wie die Male zuvor hatte sie sich auch diesmal rechtzeitig vorher in den kleinen Stall am Westtor zurückgezogen. Voller Vorfreude auf den Nachwuchs war Isabelle vor dem morgendlichen Latein-Unterricht zum Stall gelaufen und hatte nach ihr geschaut. Katzenjungen hatte sie jedoch noch nicht entdecken können. Vielleicht waren sie ja jetzt endlich da!
    Isabelle hastete den steinigen Weg bergauf, knickte um, fing sich und eilte weiter. Das Herz klopfte ihr hart gegen die Rippen. Sie konnte es kaum noch erwarten, die winzigen Kätzchen zu begrüßen. Mit langen Schritten überquerte sie den Burghof, ohne nach rechts oder links zu schauen, dann riss sie die knarrende Eichentür des Schuppens auf. Ein helles Maunzen klang ihr entgegen.
    »Oh!«, rief sie verzückt aus, verharrte auf der Schwelle und beobachtete, wie liebevoll die Katzenmutter ihre neugeborenen Jungen leckte. Drei winzige Kätzchen waren es. »Ich hole dir ein Schälchen Milch, Mimi!«, wisperte Isabelle, schlüpftewieder hinaus und rannte zurück über den Hof in Richtung Küchenhütte.
    »Nun mach schon, die Herrin hat Gäste! Steh nicht mit offenem Maul herum! Beweg dich, oder ich mach dir Beine!«, hörte sie den Koch schon von Weitem schimpfen. Isabelle spähte in die Küche und sah, wie er einem der Helfer einen Tritt ins Kreuz verpasste.
    Sie seufzte. Dies schien ein denkbar ungünstiger Augenblick zu sein, um nach etwas Milch für die Katze zu fragen. Der Koch verwöhnte Isabelle zwar hin und wieder mit kleinen Leckereien, doch wenn in der Küche Eile angesagt war, ging man ihm lieber aus dem Weg. Von Milch für ein »Katzenvieh«, wie er die dicke Mim nannte, hielt er ohnehin nicht viel. Isabelle zog sich also zurück und beschloss, zu einem der Ställe zu laufen und selbst eine Ziege zu melken. Seit einer Weile schon wusste sie, wie man das machte. Conall hatte es ihr gezeigt. Geduldig und mit einem spitzbübischen Lächeln hatte er sie aufgefordert, an den Zitzen der Ziege zu ziehen, bis die Milch herausspritzte. Es war lustig gewesen, weil sie überallhin getroffen hatte, nur nicht in die dafür mitgebrachte Schale. Conall konnte nicht nur mit Ziegen gut umgehen, sondern mit allen Tieren, ganz gleich, ob Hunde, Katzen, Gänse, Enten, Schafe oder Pferde. Die Tiere vertrauten ihm auf Anhieb und liefen ihm nach, damit er ihnen ein wenig Aufmerksamkeit schenkte.
    »Braucht Ihr Hilfe, Mistress?«, fragte der Ziegenhüter mürrisch, als Isabelle neben einem seiner gemächlich wiederkäuenden Tiere hockte und die warme, herb duftende Milch in einem Tonschälchen auffing.
    »Nein, geht schon, bin fast fertig!« Isabelle strich noch einmal sanft über den Euter der Ziege, dann nahm sie die Schale und machte sich auf den Weg zurück zu der kleinen Scheune. Sie überquerte den Hof, so schnell sie konnte, bemüht, die Milch nicht zu verschütten. Erst als sie an dem schweren Riegel zog, gingen ein paar Tropfen daneben. Isabelle leckte sie von ihrer Hand und schlüpfte in den dunklen Schuppen.
    »Hier, für dich!«, flüsterte sie und kniete sich neben die Dicke, um ihr die Milch vor die Nase zu stellen. »Aber Mim!« Isabelle glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, und begann, panisch im Stroh zu wühlen. »Wo … wo sind deine Jungen?« Sie keuchte entsetzt, als sie nicht ein einziges Kätzchen finden konnte.
    Mim

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