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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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seinen Durst.
    »Nun, ich höre!«, forderte er den Priester auf, der seinen Becher hastig leerte und dann das königliche Schreiben entfaltete.
     
    »Henry, König von England durch Gottes Gnaden, grüßt Guillaume le Maréchal.
    Hiermit fordere ich Euch auf, mir in voller Rüstung, bewaffnet und mit so vielen Männern, wie Ihr aufbringen könnt, zu folgen, um mich im Krieg gegen Philippe zu unterstützen, denn dieser hat kürzlich Châteauroux eingenommen. Teilt mir umgehend mit, wie viele Männer und welcher Art Truppen Ihr mit Euch führen werdet, damit die Verschiffung aller verfügbaren Männer aufs Festland vorbereitet werden kann.
    Mehr als einmal habt Ihr mir zu verstehen gegeben, dass Euch Cartmel nicht ausreicht und Ihr nach mehr strebt. Wisset darum, dass Ihr, so Ihr mir treu dient, zusätzlich die Erbin von Châteauroux, ihre Titel und die Einkünfte der Ländereien bekommen sollt, sobald dies möglich ist.«
     
    Der Priester sah fragend von dem Schreiben auf, doch Guillaume stand nur sprachlos da. Neuerliche Kämpfe gegen den Franzosen würden den Aufbruch in das Heilige Land verzögern! Unsummen würden von einem solchen Krieg verschlungen. Geld, das für den Kreuzzug gesammelt worden war. Dann seufzte er ergeben. Châteauroux war ganz sicher nicht leicht zu befreien, doch wer sein Glück nicht versuchte, konnte nicht hoffen, belohnt zu werden. Also überlegte, zählte, rechnete er, wie viele Männer ihm zur Verfügung standen und wie viele er noch anwerbenkonnte, um seinem König eine möglichst stattliche Truppe zur Verfügung stellen zu können. Die Aussicht auf Châteauroux war durchaus verlockend, auch wenn er befürchtete, dass es eine Weile dauern konnte, bis die Feste befreit war.
    Nachdem es Guillaume gelungen war, ein beachtliches Aufgebot aus Berittenen, Fußsoldaten und Bogenschützen zusammenzustellen, ließ er ein Schreiben für den König aufsetzen, in dem er genaue Auskunft über die Anzahl seiner Männer gab. Dann rüstete er sie aus, so weit es die Geldreserven von Cartmel zuließen. Er verkaufte Vieh, um mehr Barmittel zu haben, und brach schließlich auf, um seine Männer mit den Truppen des Königs aufs Festland zu bringen.

Kilkenny, Ende Juni 1188
    N un macht schon, ich werde nicht ewig warten!«, rief der normannische Ritter ungeduldig durch die Tür zu Isabelles Kammer und hämmerte mit der Faust dagegen.
    »Von mir aus könnt Ihr aufbrechen«, knurrte Isabelle, »ich habe nicht darum gebeten, Euch zu begleiten.«
    »Öffnet die Tür, oder ich lasse sie mit dem Beil einschlagen!«, rief der Normanne nun hörbar gereizt.
    Isabelle entriegelte und öffnete sie mit provokanter Behäbigkeit.
    Der Normanne packte sie am Arm. »Entweder Ihr kommt freiwillig mit, oder ich lasse Euch aufs Pferd binden!«
    Isabelle holte tief Luft. Eine Prinzessin bewahrt stets Haltung!, glaubte sie, die mahnende Stimme ihrer Mutter zu hören. Aoife war im vergangenen Winter nach langer Krankheit verstorben, darum hatte der König, dessen Mündel Isabelle nun war, befohlen, sie nach London zu bringen. Sie reckte den Kopf in die Höhe und stolzierte an dem normannischen Hauptmann vorbei.
    »Drei Eurer bewaffneten Männer sollen Euch begleiten, so lautet unser Auftrag. Mehr kann ich Euch nicht zugestehen. Außerdem wartet in London bereits eine Zofe auf Euch«, hatte er ihr unfreundlich geantwortet, als sie gebeten hatte, wenigstens ein Dutzend Bediensteter und eine ihrer Hofdamen mitnehmen zu dürfen.
    Isabelle fühlte, wie ihr bei dem Gedanken, Kilkenny verlassen zu müssen, die Tränen in die Augen schossen. Einen einzigen Tag Zeit, um sich von allen zu verabschieden, hatte man ihr gegeben. Brigid hatte geweint und gejammert. Ob sie jemals zurückkehrenund sie wiedersehen würde? Mit wem sollte sie in der Fremde die vertraute Sprache ihrer Heimat sprechen? Mit den Soldaten vielleicht? Wem würde sie ihre Ängste enthüllen können? Gewiss würde man sie wie eine Gefangene einsperren, bis feststand, welchen Gatten man für sie gewählt hatte. Irgendein normannischer Ritter würde mit ihr und ihren Ländereien belohnt werden, ohne dass man sie nach ihrer Meinung fragte. Ihren Körper mochte er mit Gewalt nehmen, ihr Herz aber würde ihr künftiger Gemahl niemals bekommen!
    Isabelle folgte dem Normannen nur widerstrebend in den Hof und schnaubte empört, als er sie bei der Taille fasste, um ihr aufs Pferd zu helfen.
    »Nehmt Eure Hände von mir, oder glaubt Ihr wahrhaft, ich sei nicht in der Lage,

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