Der goldene Thron
gebührlichem Respekt geliebt hatte, schnürte Isabelle die Kehle zu.
Normandie, 1188
A m elften Tag des siebten Monats traf die Armee des Königs in der Normandie ein. Henry II. hatte nicht nur seine wichtigsten Truppenführer und Barone mit ihren Männern um sich geschart, sondern auch Tausende von walisischen Söldnern angeworben, um den Franzosen endlich zu besiegen. Das Meer war sanft und die Überfahrt ruhig gewesen. Kein Mann hatte die Fische gefüttert, nicht einmal Baudouin, wie Guillaume augenzwinkernd bemerkt hatte. Voller Zuversicht und Kampfgeist zogen die königlichen Truppen nun in den Krieg, der Anfang des Jahres mit einem Aufstand Geoffrey de Lusignans in Aquitanien begonnen hatte.
Den ganzen Sommer über dauerten die schweren Kämpfe an. Im Herbst schließlich hatten die königlichen Truppen die meisten Teile des Berry zurückerobert, nur die Befreiung von Châteauroux war misslungen.
»Mylord, ich weiß, Ihr haltet nichts von der Aufforderung Eures Sohnes, mit Philippe über einen Frieden zu verhandeln«, wandte sich Guillaume an den König, dessen Beine in einer Schüssel mit dampfendem Wasser steckten. Ein Bader hockte vor ihm auf dem Boden und trocknete die königlichen Füße mit einem Tuch aus feinem Leinen.
»Gewiss nicht! Wir haben Philippe immer weiter zurückgedrängt, warum sollten wir jetzt verhandeln, wenn wir doch siegen können?«, sagte Henry II. mit sichtlichem Unverständnis. »Trotzdem bin ich hier!«
Als Treffpunkt zwischen den Kontrahenten war eine Lichtung auf neutralem Boden in der Nähe von Bonsmoulins vereinbartworden. Die Feste gehörte zu Henrys Grenzburgen und war vor mehr als sechzig Jahren von seinem Vater gebaut worden.
Plötzlich schnellte der König nach vorn. »Au! Pass doch auf, du Stümper!«, fuhr er den Bader an und ohrfeigte ihn.
»Bitte verzeiht, Mylord!«, antwortete der Mann, ohne sich über die rot glühende Wange zu streichen, und fügte ein wenig leiser hinzu: »Eure Nägel sind eingewachsen, Ihr müsst mächtige Schmerzen beim Laufen haben.«
»Darum habe ich dich rufen lassen. Gib also besser acht bei deiner Arbeit! Wenn du mich verletzt, wird dich das teuer zu stehen kommen!«, brummte der König und lehnte sich wieder zurück.
Guillaume betrachtete seinen Herrn bekümmert. Der Krieg schien ihn jeden Tag mehr anzustrengen. Müde und sorgenvoll sah er aus. Wie sehr aber würden ihn erst der Weg ins Heilige Land und die Kämpfe, die ihn dort erwarteten, erschöpfen? Ob er sich zu viel vorgenommen hatte?
»Richard fürchtet, dass der Aufbruch zum Kreuzzug in allzu weite Ferne rückt, wenn die Streitigkeiten nicht bald beendet werden«, erklärte er. »Aber ich hörte auch, dass Gerüchte an seinem Hof kursieren, Ihr wolltet John zu Eurem Nachfolger erklären.« Guillaume hielt einen Augenblick inne, um die Reaktion des Königs auf diese Behauptung abzuwarten, doch es war unmöglich, an seinem Gesicht abzulesen, ob das Gerücht stimmte oder ob es aus der Luft gegriffen war. »Ich bin sicher, der französische König ist nicht ganz unschuldig an diesen Behauptungen«, fuhr er darum fort. Aber auch diesmal sagte der König nichts. »Warum erklärt Ihr Richard nicht im Verlauf der anstehenden Verhandlungen zu Eurem Nachfolger? Wäre das nicht eine gute Gelegenheit, bevor er ins Heilige Land aufbricht?« Guillaume räusperte sich. Diesmal erwartete er ein Donnerwetter seines Herrn, denn um die Nachfolge des Königs ging es schon lange, und bisher hatte sich Henry II. stets bedeckt gehalten. Nun zog er lediglich die Augenbrauen hoch und lächelte listig.
»Richard ist selbstherrlich und machtbesessen, darum meint erauch, mir Vorschriften machen zu können. Spielt sich als Vermittler zwischen Philippe und mir auf!« Ein empörtes Zischen entwich dem König. »Der Junge glaubt doch tatsächlich, es mit mir aufnehmen zu können, und merkt nicht einmal, dass der Franzose ihn nur benutzt! Glaubt mir, mein lieber Maréchal, es ist für alle Beteiligten vorteilhafter, wenn sich mein Herr Sohn nicht sicher sein kann, ob er König wird.« Henry II. sah auf seine Füße herab, die schrumplig vom Wasser und voller Schrunden waren.
An einer seiner Fersen war ein knotiger Fleck zu sehen, den der Bader stirnrunzelnd betrachtete, ohne jedoch etwas dazu zu sagen.
»Sobald ich hier fertig bin, werden wir gehen und verhandeln.« Der König schnaufte.
»Soll ich Euch den Mantel mit dem Hermelinkragen bringen lassen? Es ist kalt geworden«, schlug Guillaume vor. Es
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