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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Jungfrauen einreihte.
    Als sich der Zug endlich wieder in Bewegung setzte, nickte Guillaume mal rechts, dann wieder links den winkenden Schaulustigen zu, die auf dem Weg nach St. Paul’s eine Ehrengasse bildeten und um die besten Plätze kämpften. Überall wurde getuschelt und getratscht, gejubelt und gelacht. »Seht nur, wie schön die Braut ist!«, rief eine Frau entzückt aus, und Guillaume konnte nicht umhin, gehörigen Stolz zu empfinden. Die leuchtenden Purpurtöne des mit Perlen aufwendig bestickten Kleides entlockten vor allem den Damen begeisterte Ausrufe, während die Herren die edlen Pferde und Falken bewunderten, die einige der anwesenden Barone mit sich führten.
    Guillaumes Rappe tänzelte nervös, als sich der Zug verlangsamte. Je näher sie St. Paul’s kamen, desto mehr wohlhabende Londoner Bürger hatten sich unter die Schaulustigen zu beiden Seiten der Ehrengasse gemischt.
    »Hast du gesehen, wer alles gekommen ist?«, raunte Baudouin ihm zu. »Der Zug ist um ein Vielfaches länger geworden, sogar FitzAilwyn, der Mayor, hat sich eingereiht, und auf der Treppe von St. Paul’s erwarten dich einige der höchsten Barone des Landes. Ist es nicht unglaublich, wie viele hoch geschätzte Männer an deinem Glück Anteil haben wollen?«
    Guillaume nickte weiter der jubelnden Menge zu. »Mein Traum ist tatsächlich wahr geworden!«, murmelte er.
    »Das ist er, mein Freund!«, bestätigte Baudouin lachend.
    Guillaume fiel ein verwahrloster junger Mann auf, der sich vom Hochzeitszug abgewandt hatte und in entgegengesetzter Richtung humpelnd durch die Menge pflügte. Ein Bettler, der sich die Almosen entgehen ließ?, dachte er stirnrunzelnd, und weil der Mann hinkte, musste er an William denken. Welch ein Segen, dass der in Thorne gut untergebracht war!
    »Geh, mein Freund, geh und heirate!«, rief Baudouin, als der Zug anhielt, und riss Guillaume aus seinen Gedanken.
    »Das tue ich!« Guillaume grinste ihn an und schwang sich vomPferd. Er eilte zu seiner Braut, um ihr herabzuhelfen, doch sie hatte nicht auf ihn gewartet und war allein abgestiegen. Hocherhobenen Hauptes, den Blick an ihm vorbei auf die Kirche geheftet, reichte sie ihm die Hand.
    »Man nennt Euch den Liebling der Könige!«, flüsterte sie, ohne ihn anzusehen. »Was habt Ihr dafür tun müssen? Morden, stehlen?«
    Die Verachtung in ihrer Stimme ließ Guillaume schaudern. Er sah sie erstaunt an.
    In dem kurzen Blick, den sie ihm zuwarf, standen Herablassung und Widerwillen. Sobald sie jedoch wieder in die Menge schaute, schien sie vor Glück zu strahlen.
    Was ist das für ein Spiel, das sie da treibt?, fragte sich Guillaume und geleitete seine Braut die Treppe zu St. Paul’s hinauf.
    * * *
    Das unbeschwerte Lachen der Hochzeitsgäste, die heitere Musik der Lautenschläger, der fröhliche Gesang mit spaßigen Liedtexten und das Stampfen der Tanzschritte auf dem Holzboden drangen dumpf zu Isabelle in die Kammer. Für gewöhnlich zogen sich die Brautleute gemeinsam zurück. Sie aber hatte den fremden Gatten gebeten, vorgehen zu dürfen, und welch ein Glück, er hatte es gestattet.
    Bis zum Festmahl war es ihr nicht gelungen, dem fremden Ritter freundlich zu begegnen! Erst nachdem sie genügend Wein getrunken hatte, um Angst und Scham vergessen zu können, war es ihr leichter gefallen, ihre Rolle zu spielen. Sie musste ihren Gatten betören, damit er sie zurück nach Irland brachte!
    Also hatte sie versucht, aufreizend zu lachen, wenn er sprach, hier und da die Lippen zu schürzen und ihn mit verheißungsvollen Augenaufschlägen zu locken. Doch ihre Anstrengungen schienen ihn nicht sonderlich beeindruckt zu haben, ganz im Gegensatz zu seinem Freund, Sir Baudouin, der den ganzen Abend über immer wieder zu ihr herübergesehen hatte. Er war jünger als der Maréchal und von ansprechendem Äußeren, darummissfielen Isabelle seine bewundernden Blicke nicht, aber es war nicht seine Aufmerksamkeit, die sie hatte wecken wollen, sondern die ihres Gemahls.
    »Ich erwarte Euch in der Kammer!«, hatte sie ihm also zugeraunt und war die Stufen zum oberen Stock schwankend und mit bleischweren Beinen hinaufgestiegen. Sie hatte die Magd ausgefragt, die sie im Stroh beobachtet hatte, um zu erfahren, wie man es überhaupt anstellte, einem Mann den Kopf zu verdrehen, denn in dieser Angelegenheit war Suzanne ihr nicht gerade eine Hilfe gewesen.
    »Herzchen, Ihr seid schön und klug, fröhlich und freundlich, ich wüsste nicht, wie Euer Gatte Euch widerstehen

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