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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Glanvilles Blick war ihm zuwider. Zum Glück schien Richard ihm ebenfalls nicht gerade wohlgesinnt zu sein.
    Guillaume wiegte bedächtig den Kopf. Von dem Vorhaben seines Herrn, so bald wie möglich ins Heilige Land zu ziehen, war er nicht eben begeistert. Nicht nur, weil seine eigene Erfahrung dort ihn nachhaltig verändert hatte und er befürchtete, Richard, Baudouin und den anderen Rittern könnte Übles zustoßen. Er hielt es auch für vorrangig, dass sich der König um sein Reich kümmerte. Prinz John würde gewiss versuchen, die Abwesenheit seines Bruders zu nutzen, um seinen Einfluss zu vergrößern. Und wer weiß, vielleicht würde es ihn bei schlechten Nachrichten aus dem Orient gar gelüsten, nach der Krone zu greifen. Aufruhr und Ausschreitungen während der Abwesenheit des Königs konnten die Sicherheit des Reiches gefährden, darum hoffte Guillaume inständig, dass diese Maßnahmen gegen die Londoner Aufrührer genügen würden, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.

Normandie, Ende Juli 1190
    G uillaume hatte Isabelle mit in die Normandie genommen, als er seinem König dorthin gefolgt war, und sie auf dem Giffard-Gut untergebracht. Monatelang hatte er sie nicht gesehen. Nun konnte er es kaum erwarten, sie endlich wieder in seine Arme zu schließen. Sie hatte ihm inzwischen ein Kind geschenkt. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er ins obere Stockwerk des Gutshauses, wo ihre Kammer lag und stieß die Tür auf.
    »Guillaume, du bist zurück!«, rief Isabelle und lief ihm entgegen.
    Weich und rosig sieht sie aus, schöner noch als zuvor, dachte er gerührt, als sie ihm voller Stolz einen fest verschnürten Säugling entgegenstreckte.
    »Er hat deine Augen!«
    »So?« Er schaute das Kind neugierig an. Nur das wohlgenährte, runde Gesichtchen war zu sehen. Wie ein Engerling sieht er aus, dachte Guillaume beinahe ein wenig mitleidig.
    »Nimm ihn!«
    Unsicher nahm er das Päckchen entgegen und betrachtete den Winzling, dessen vollmondiges Gesicht sich plötzlich zu einem zuckenden Lächeln verzog. Ob einmal ein starker, mutiger Ritter aus ihm werden würde? Guillaume konnte nicht umhin, an William zu denken. Sein Erstgeborener war schon lange kein Kind mehr. Fünfzehn oder sechzehn musste er inzwischen sein und damit nur um wenige Jahre jünger als Jean d’Erlée, der Knappe, der ihm so nahe stand wie ein Sohn. Guillaume hatte vor, Jean schon bald zum Ritter zu schlagen und ihn mit Ländereien zu bedenken. Ein kaum hörbarer Seufzer entfuhr ihm. Wiegern hätte er auch etwas für William getan, doch wusste er noch immer nicht, wo er ihn finden konnte! Überall hatte er schon Erkundigungen eingeholt, doch niemand hatte von einem Falkner namens William FitzEllen gehört. Guillaume sah den Engerling freundlich an. Hoffentlich wuchs er recht schnell, damit er ihm schon bald das Reiten und Kämpfen beibringen konnte!
    »Ich habe ihn Guillaume taufen lassen. So, wie wir es beschlossen hatten«, sagte Isabelle weich und lächelte, als der Kleine ein Schmatzen von sich gab.
    »So, hatten wir das?« Guillaume erinnerte sich an ein kurzes Gespräch, nicht aber daran, dass sie sich einig geworden waren. »Wir hätten ihn Jean nennen können, nach meinem Vater, oder Richard, nach dem deinen«, sagte er ein wenig gereizt.
    »Oh, mein Liebster, sei mir nicht böse! Sicher werden wir noch viele Söhne haben und sie auf die Namen unserer Väter taufen, doch für den Fall, dass es bei dem einen bleiben sollte, wollte ich ihn unbedingt nach dir benennen. Obwohl es, wie ich zugeben muss, kein Leichtes für ihn sein wird, eines Tages den Namen Guillaume le Maréchal zu tragen und diesen mit ebensolchem Glanz zu erfüllen, wie du es tust!« Isabelle sah ihn voller Hingabe an.
    Guillaume küsste sie auf die Nasenspitze. »Was bist du doch nur für ein reizendes, kleines Eheweib!« Er lächelte bei dem Gedanken, wie sehr sie am Anfang die Krallen ausgefahren hatte, und blickte erneut auf den Jungen. Dass er bereits einen Sohn mit Ellen hatte, wusste Isabelle nicht. So konnte sie auch nicht ahnen, dass dieser ebenfalls nach ihm benannt war. Guillaume atmete tief ein. Isabelle war entzückend, liebevoll und eine begehrenswerte Ehefrau, doch sie war furchtbar eifersüchtig! So eifersüchtig, dass er ihr niemals hätte gestehen können, dass er bereits Vater war. Sie hatte ihn immer wieder nach Ellen gefragt, hatte gebohrt und gedrängt, doch es war nicht ein einziges Wort mehr über seine Lippen gekommen. Warum sollte sich

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