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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Isabelle quälen und an ihm oder seiner Liebe zweifeln? Auch wenn Ellen noch immer einen Platz tief in seinem Herzen hatte – er liebteIsabelle und begehrte sie allein. Ihre Fröhlichkeit, ihre Herzenswärme, die geradezu kindliche Entschlossenheit, mit der sie um das kämpfte, was sie als gerecht empfand, rührten ihn. Er war stolz auf seine kluge, schöne Frau, die von allen Menschen gleichermaßen geliebt wurde. Warum sollte er sie unglücklich machen, indem er von Ellen sprach? Warum sie quälen, indem er von William erzählte?
    »Er ist wunderbar!«, sagte er mit rauer Stimme, räusperte sich und küsste den Engerling auf die Stirn. »Mein Sohn!«, flüsterte er und war auf einmal ungeheuer stolz. Diesen Jungen würde er aufwachsen sehen. Er würde ihn lieben und zu einem anständigen jungen Mann erziehen, der wusste, was Treue, Ehre und Mut waren. Mit Strenge, einer Spur Härte und nur wenig Nachsicht würde er ihm begegnen, denn nur so konnte der Junge die innere Größe erwerben, die er brauchen würde, um eines Tages all den Ländereien vorstehen zu können, die seine Mutter mit in die Ehe gebracht hatte und die sein Vater ihm vererben würde. Der Engerling auf seinem Arm begann, sich zu winden und zu greinen. Guillaume sah sich hilflos nach der Kinderfrau um und nickte ihr auffordernd zu, damit sie ihm das Kind abnahm.
    Er nahm Isabelle bei den Händen und setzte sich mit ihr auf die große Truhe am Fußende des Bettes. Dann öffnete er den Beutel an seinem Gürtel. Statt der üblichen Geldstücke hatte er heute etwas anderes darin. »Ich danke dir für den Sohn, den du mir geschenkt hast«, murmelte er und legte ihr die herrliche Fibel in die Hand, die er für sie hatte anfertigen lassen. Das leicht rötlich schimmernde Gold erinnerte an die Farbe ihrer glänzenden Haare. Zwölf funkelnde Rubine waren in die Brosche eingelassen. Email-Arbeiten in Grün und Blau sowie ein gedrehter Rand machten das fast handtellergroße Schmuckstück zu einem beeindruckenden Kleinod.
    »Guillaume!«, hauchte Isabelle gerührt. »Wie wunderschön sie ist! Ich danke dir!« Sie hielt die große Brosche in die Höhe. »Sieh nur die Farben, wie herrlich sie leuchten!« Ein Kuss flog auf seine Wange. »Ich werde sie zu allen Kleidern tragen können,vielleicht schließe ich auch meinen Mantel damit«, überlegte sie und zauberte ein Lächeln auf Guillaumes Seele.
    »Der König ist vor Kurzem nach Süden aufgebrochen. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, auch seine Schiffe haben Englands Häfen bereits verlassen, wie ich hörte«, sagte er unvermittelt, denn Isabelle war nicht nur die Frau, die ihm einen Erben geboren hatte und hoffentlich bald noch weitere Kinder schenken würde, sie war ihm auch eine enge Vertraute.
    Richard hatte – um das Geld für seinen Kreuzzug zusammenzubekommen – dem hohen Klerus und vielen Baronen ihre Ämter entzogen und sie ihnen gegen bare Münze zurückverkauft. Einmal hatte er sogar lachend behauptet, er würde nicht einmal zögern, London zu veräußern, so er nur einen Käufer dafür fände. In Wahrheit jedoch hatte der König sehr wohl darauf geachtet, nicht zu viel seiner Macht in fremde Hände zu geben. Um die Verwaltung des Landes während seiner Abwesenheit sicherzustellen, hatte er unterschiedlichste Vorkehrungen getroffen. Zwar hatte seine Mutter, die in England zurückbleiben würde, auf eigenen Wunsch kein offizielles Amt erhalten, doch schien der König sicher zu sein, dass sie bereit war, als Regentin zu fungieren, so es vonnöten sein würde.
    »Ich habe Richard dringend ersucht, Longchamp nicht so viel Macht zu geben. Und auch wenn er nicht immer meiner Meinung ist, so schätzt der König doch meinen Rat. Er hat Geoffrey FitzPeter, Hugh Bardolf, William Briwerre und mich für die Zeit seiner Abwesenheit zu weiteren Justiziaren ernannt, damit wir Longchamp in seinem Amt überwachen.«
    »Aber Guillaume, das ist ja großartig!« Isabelle strahlte ihn an. Die Fibel hielt sie dabei in beiden Händen verborgen wie einen Schatz.
    »Vor allem ist es dringend notwendig!« Guillaume seufzte.
    Richard hatte zunächst Mandeville und den Bischof von Durham zu obersten Justiziaren erklärt und Longchamp zum Kanzler. Doch Mandeville war nur einen Monat nach jener Entscheidung verstorben, und so hatte der König seine Pläne ändernmüssen und Longchamp, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband, kurzerhand weit mehr Macht gegeben als vorgesehen.
    »Kanzler, höchster Justiziar und dazu noch

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