Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
schüttelte entschieden den Kopf. »Damit künftig jeder glaubt, er könne meine Anweisungen einfach nicht befolgen? Oh nein! Lasst der Wache sagen, die Juden sollen in Sicherheit gebracht und umgehend nach Hause geschickt werden!«,knurrte er. »Nichts soll meine Krönung überschatten, nichts, hört Ihr!«
    »Jawohl, Mylord!« Guillaume verneigte sich und verließ die Halle. Als er am Palasttor ankam, sah er, dass die Gewalttätigkeiten fortgeschritten waren. Drei Alte und ein jüngerer Mann, alle mit Schläfenlocken und schwarzen Röcken, lagen am Boden, wurden getreten, beschimpft und bespuckt. Guillaume trat der Menge entgegen und drängte sie so weit zurück, dass die Männer aufstehen konnten, dann wandte er sich an den Hauptmann der Wache.
    »Der König wünscht die Juden nicht zu empfangen. Schickt sie nach Hause, hier sind sie nicht sicher.«
    »Jawohl, Mylord.«
    »Die Juden haben dem König nichts Übles gewollt. Sie haben Geschenke zu seiner Krönung gebracht. Lasst sie darum in Frieden ziehen!«, rief Guillaume nun der aufgepeitschten Menge zu, in der Hoffnung, sie beruhigen zu können. Der Hass jedoch, der den Juden entgegenschlug, als sie in Richtung London abzogen, ließ ihn mit einem unguten Gefühl zurück.
    »Ihr seht besorgt aus, mein Freund!«, flüsterte ihm Geoffrey FitzPeter zu, als er in die Halle zurückkehrte. »Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Es hat Unruhen vor dem Palast gegeben. Ich fürchte, dass sich heute noch etwas Schreckliches ereignet.« Vielleicht war der Flug der Fledermaus ja tatsächlich ein böses Omen, dachte Guillaume und fühlte ein unheilvolles Kribbeln im Nacken.
    »Was auch immer geschehen mag, wir werden dem König zur Seite stehen!«
    Guillaume lächelte dünn und nickte. »Gewiss, mein Freund, das werden wir!«, versicherte er. Sein ungutes Gefühl aber blieb.
     
    Am nächsten Morgen erfuhr er, dass seine Befürchtungen berechtigt gewesen waren. Die Unruhen hatten sich von Westminster bis nach London ausgebreitet. Es war zu Ausschreitungen gekommen, in deren Verlauf Häuser von Juden, aber auch vonChristen in Brand gesetzt worden waren. Von Plünderungen und vielen Verletzten, ja sogar von Toten wurde berichtet.
    »Wie konnte das nur geschehen?«, fragte Richard aufgebracht, als man ihm darlegte, was vorgefallen war. »Eben um solches zu vermeiden, hatte ich die Juden fernhalten wollen!« Der König sprang auf und wanderte unruhig auf und ab. »Maréchal, was ratet Ihr mir? Was sollen wir tun?«
    »Ihr müsst ein deutliches Zeichen setzen, Sire, sonst wird es zu weiteren Exzessen kommen. Lasst die Schuldigen in aller Öffentlichkeit bestrafen«, forderte Guillaume den König eindringlich auf. Die Juden waren nicht gerade beliebt, und die Gefahr, dass es zu weiteren, schlimmeren Ausschreitungen kam, war groß.
    »Alle?« Der König runzelte die Stirn. »Wie soll das gehen?«
    »Gewiss, Sire, Ihr könnt nicht alle Schuldigen bestrafen, dazu haben sich, wie ich hörte, viel zu viele Londoner Bürger beteiligt. Lasst ein paar Anführer finden, gewiss sind notorische Aufwiegler dabei, die schon früher gegen die Juden gehetzt haben. Statuiert ein Exempel an ihnen. Demonstriert, dass Ihr derartige Gewalttätigkeiten nicht zu billigen gewillt seid, sonst werdet Ihr womöglich schon bald im ganzen Land mit ähnlichen Übergriffen konfrontiert. Die Stimmung gegen die Juden ist in den meisten Teilen Englands äußerst gereizt und ein deutliches Zeichen Eurerseits dringend vonnöten!«
    Richard nickte nachdenklich. »Ich weiß, Maréchal, darum hatte ich diesen Erlass zu meiner Krönung …« Der König stöhnte auf. »Wir können uns weder Unfrieden im Land leisten noch auf die beträchtlichen Steuereinnahmen durch die Juden verzichten, denn ich will so rasch wie möglich ins Heilige Land aufbrechen.« Er drehte sich um. »Glanville!«, rief er, wie man einem Hund befahl.
    Ranulf de Glanville eilte herbei und verneigte sich vor dem König. »Mylord?«
    »Ihr werdet eine Anzahl von Schuldigen finden. Drei oder vier mögen reichen. Hängt sie noch heute in meinem Namen auf undlasst überall verkünden, dass ich zutiefst erschüttert bin und Gewalttaten an Juden nicht dulden werde!«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord.« Ranulf de Glanville verneigte sich untertänigst und verließ den König mit trippelnden Schritten.
    Guillaume sah ihm angewidert nach. Er mochte Glanville nicht. Die Art, wie er Isabelles Herausgabe verzögert hatte, hatte ihn geärgert, und die Unterwürfigkeit in

Weitere Kostenlose Bücher