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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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päpstlicher Legat, das kann nicht gut gehen«, erklärte Guillaume und schnalzte mit der Zunge. »Darum müssen wir bald nach England aufbrechen!«
    Obwohl Longchamp, genau wie Guillaume, nur aus niederem Adel stammte – sein Vater war Forstverwalter gewesen, wie die Väter von FitzPeter und Briwerre –, hielt er sich für etwas Besseres. Vielleicht, weil er im Gegensatz zu ihnen kein Engländer war. Er meinte, tüchtiger, loyaler, aufrichtiger und treuer zu sein als alle anderen Höflinge, hielt sich für den edelsten, den nützlichsten und selbstredend den brillantesten Mann der königlichen Entourage. Dass er die anderen nur allzu deutlich spüren ließ, wie sehr er sie verachtete, war seiner Beliebtheit nicht gerade zuträglich. Er beschimpfte die Höflinge als unaufrichtig und verschlagen, nur weil sie ihre Meinung zumeist verhalten und in wohlbedachte Worte verpackt kundtaten, anstatt geradeheraus zu sprechen. Kurzum, Longchamp war unschlagbar darin, die Lords mit seiner Taktlosigkeit gegen sich aufzubringen. So hatte er sich schon bald nach Richards Abreise den größten Teil der Barone zu Feinden gemacht. Auch Guillaume konnte ihn nicht leiden, und wie sich rasch gezeigt hatte, beruhte diese Abneigung auf Gegenseitigkeit. Noch bevor der König aufgebrochen war, waren sie heftig aneinandergeraten, und Guillaume war darum sicher, dass es auch künftig zu Unstimmigkeiten zwischen ihnen kommen würde.
    »Longchamp will meiner Familie schaden. Dass der König uns so großzügig mit Ländereien und Titeln belohnt hat, ist ihm ein Dorn im Auge. Stell dir nur vor, er hat meinem Bruder Jean das Amt des Sheriffs entzogen, nachdem es auch in York Aufstände gegen Juden gegeben hat!«
    Jean verdankte ihm die bessere Stellung bei Hof und diente dem König nun Seite an Seite mit Guillaume, dennoch waren sich die Brüder fremd geblieben. Obwohl Jean nicht weniger ehrgeizig war, hatte Guillaume ihn doch überflügelt, und insgeheim zürnteder Ältere ihm wohl deshalb. Guillaume seinerseits hatte ihm nie verziehen, dass er ihn als nachgeborenen Sohn mittellos sich selbst überlassen hatte, statt ihn – wie ältere Brüder es häufig taten – mit einem Stück Land zu versorgen. Jean war schon immer kleinlich und rechthaberisch gewesen. Er bestand sogar darauf, beim Unterzeichnen der königlichen Urkunden vor Guillaume genannt zu werden, nur weil er der Ältere war!
    »Du weißt, dass ich meinem Bruder nicht sonderlich verbunden bin«, fuhr Guillaume fort, »doch bei dieser Art Aufruhr ist ein Sheriff machtlos. Es geht so rasch, dass jedes Einschreiten zu spät kommen muss! Longchamp kann unmöglich vergessen haben, dass auch der König die Gewalttaten gegen die Juden am Tag seiner Krönung nicht hat verhindern können!«
    Isabelle legte ihm die Hand auf den Arm. »Ihr werdet Longchamp schon in Schach halten! Verbindet dich nicht mit Fitz-Peter und Briwerre eine besondere Freundschaft?«
    Guillaume nickte. »Ja, mein Liebling. Der König hat sie gut gewählt. Sie haben das Herz am rechten Fleck und das Wohl des Reiches im Sinn, genau wie ich. In Longchamp aber täuscht er sich. Er ist ein Heuchler, der nur selbstlos und bescheiden tut, in Wahrheit jedoch verliebt in Macht und Reichtum ist.«

Abergavenny, Herbst 1190
    H alt dich künftig mehr an den König!«, riet Matilda ihrem Gatten mit erhobenem Zeigefinger. »Ich sage dir, Richard ist es, der uns zu unserem Glück verhelfen wird! Sieh dir nur an, wie großzügig er diesen Maréchal bedacht hat!« Matilda konnte nur schwer verschmerzen, dass Guillaume le Maréchal durch seine Heirat mit Isabelle de Clare zu einem der bedeutendsten Lords im walisischen Grenzgebiet aufgestiegen war. Bisher war er ein Niemand gewesen, ein praktisch mittelloser Ritter, nun aber war er eindeutig ein Rivale ihres Gatten, auch wenn sie beide Männer des Königs waren und somit eigentlich auf derselben Seite standen.
    Matilda missgönnte dem Maréchal nicht nur die Gunst des Königs, es ärgerte sie auch, dass er umfangreiche Bauarbeiten an der Burg von Striguil in Auftrag gegeben hatte. Sie selbst war so stolz auf ihre neue, größere Burg gewesen, dass sie nun fürchtete, Striguil könne am Ende des Ausbaus womöglich beeindruckender sein als Abergavenny.
    »Ich will, dass wir die Burg in Hay-on-Wye vergrößern lassen. Ich habe bereits einen Baumeister gefunden, der Pläne anfertigen wird. Ich kümmere mich um alles, du wirst keine Arbeit damit haben«, versicherte sie ihrem Gatten

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