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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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kannst dir nicht vorstellen, wie begeistert die Londoner waren, als er sich mit wenigen – schlecht gesprochenen zwar, aber englischen – Worten an sie gewandt hat. Die gesamte Bürgerschaft war herausgeputzt, die Stadt aufs Prächtigste geschmückt und die Stimmung von ausgelassener Freude. Die deutschen Adeligen, die Richard begleitet haben, waren erstaunt, mit welchem Aufwand der König begrüßt wurde. Sie haben wohl ein ausgeblutetes Land erwartet!« Baudouin lachte. »Die horrende Lösegeldforderung hat England gewiss ausgesaugt, doch Richards Untertanen sind königstreu und fleißig. Schon bald wird sich das Land erholt haben. Und die Londoner Bürgerschaft hat offenbar genug Reserven, um sich auch an dem Rest des Lösegeldes noch einmal ordentlich zu beteiligen!« Baudouin schickte sich an vorauszugehen und hielt Guillaume die Tür auf. »Ach ja, mein Beileid übrigens!«
    »Danke.« Guillaume straffte die Schultern, bevor er vor seinen König trat. Jean war jetzt wirklich nicht wichtig.
    »Maréchal!«, begrüßte ihn Richard gut gelaunt, ohne ein Wort über seinen verstorbenen Bruder zu verlieren.
    Immerhin haben wir eines gemeinsam, dachte Guillaume: einen Bruder, der als Verräter des Königs gilt! Er verbeugte sich und ging auf Richard zu. »Erlaubt Ihr, dass ich Euch umarme, Sire?«
    Der König nickte gnädig.
    »England hat so sehr auf Euch gewartet!«, flüsterte er Richard ins Ohr. »Ihr ahnt nicht, welche Erleichterung es ist, Euch wohlbehalten wiederzusehen!«
    »Nun, lieber Freund, auch ich bin froh, den unbehaglichen deutschen Burgen entkommen zu sein.« Richard lachte. »Nicht überall hat man mich wie einen hohen Gast behandelt.« Er schüttelte den Kopf. »Nur am Niederrhein genieße ich hohes Ansehen, im Gegensatz zum Kaiser, den man dort herzlich wenig schätzt. In Köln, wo ich auf meiner Rückreise haltgemacht habe, hat mich der Erzbischof mit großen Ehren empfangen und einen Gottesdienst im Dom abhalten lassen, um meine Freilassung zu feiern. Eine Freundschaft, die uns gewiss noch Nutzen bringen kann.«
    »In Köln?« Guillaume zog die Augenbrauen hoch. »Eine beeindruckende Stadt, nicht wahr, Sire?«
    »Ihr kennt sie?« Der König schien erstaunt.
    Guillaume nickte. »Ich habe einst bei den Gebeinen der Heiligen Drei Könige gebetet.« Die Erinnerung an seine Reise ließ ein Lächeln über Guillaumes Gesicht huschen. Der Anlass war nicht der beste gewesen, doch das alles war lange her. »Allerdings war ich nicht Gast des Erzbischofs, sondern eines heruntergekommenen Wirtshauses!« Er lachte erleichtert. Nichts an Richards Verhalten deutete an, dass der König ihm gram war. Ob er wusste, dass es nicht leicht gewesen war, richtig zu handeln? Wie sehr Guillaume mit sich gekämpft und an sich gezweifelt hatte?
    »Die Garnison von Tickill hat sich kampflos ergeben!«, verkündete Richard zufrieden. »Die Nachricht, dass ich wieder in England bin, hat genügt!« Er lachte, zuckte mit dem Kopf und sah seinen Pagen nur den Bruchteil eines Augenblicks an. Sofort eilte der zum Tisch, füllte zwei Becher mit Wein und gab einen seinem König und einen Guillaume.
    »Trinken wir auf die wenig verlässlichen Anhänger meines untreuen Bruders!« Schalk lugte aus den Augen des Königs.
    »Sire!« Guillaume räusperte sich kurz verlegen und trank.
    »Und auf meine Getreuen, die wie Ihr, guter Freund, alles getan haben, damit England während meiner Abwesenheit sicher ist!«
    Guillaume lächelte dünn. War das alles? Kein Vorwurf? KeineFrage nach dem Warum? Kein anklagender Blick? Guillaume konnte sein Glück kaum fassen, als der König seinen Becher erhob.
    »Maréchal!«, hörte er die Königin rufen und blickte sich erstaunt um. Er hatte sie nicht bemerkt, als man ihn hereingeführt hatte, entdeckte sie nun aber nicht weit vom Kamin entfernt. »Kommt her!« Sie winkte ihn herbei.
    Guillaume bat den König mit einer leichten Verbeugung, ihn zu entschuldigen, und trat vor sie.
    Eleonore ergriff seine Rechte, hielt sie fest in beiden Händen und sah ihm in die Augen. »Ihr seid meinen Söhnen stets treu ergeben gewesen.« Ihre Hände waren zart und kühl wie immer und ihre Stimme sanft. Sie hielt einen Augenblick inne, als dächte sie darüber nach, was über Guillaumes Treue zu ihrem Gatten zu sagen war, fuhr dann jedoch milde lächelnd fort: »Mit John allerdings wart Ihr zu nachsichtig, viel zu nachsichtig!« Sie wedelte tadelnd mit dem Zeigefinger. »Richard«, voller Stolz sah sie zu ihrem Sohn

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