Der goldene Thron
herüber, »wird Euch für Eure treuen Dienste belohnen. Doch Ihr müsst mir versprechen, stets gut auf ihn achtzugeben. Er ist mir von all meinen Söhnen der liebste!« Sie lächelte. »Versteht Ihr?«
Guillaume dachte über seine eigenen Kinder nach und nickte. Auch wenn sie erleichtert aussah, wirkte die Königin ein wenig angestrengt. »Ihr solltet Euch nicht übernehmen, Mylady, warum setzt Ihr Euch nicht?« Guillaume zog einen bequemen Armstuhl herbei. Ihren Sohn aus seiner Gefangenschaft zu befreien, war ein langwieriges und sicher nicht einfaches Unterfangen gewesen, und der Weg bis ins Heilige Römische Reich und unter Umgehung Frankreichs wieder zurück war weit und in der winterlichen Kälte sicher nicht nur für eine Lady ihres Alters überaus beschwerlich gewesen.
Sie nickte dankbar und setzte sich. »Ihr habt ein gutes Herz, Maréchal.«
»Morgen ziehen wir nach Nottingham und erobern es!«, kündigte Richard voller Zuversicht an und erhob seinen Becher.Die Verteidiger der Burg von Nottingham aber ergaben sich nicht so leicht, wie die Garnison von Tickill es getan hatte. Weder als Trompetenfanfaren seine Ankunft ankündigten noch als die Außenmauern der Feste nach einem schweren Angriff genommen waren, gaben sie auf. Nicht einmal als Richard Belagerungsmaschinen in Stellung brachte und einige der zuvor gefangenen Soldaten unweit der Stadt aufknüpfen ließ, wollten sie sich ergeben.
»Einer der Gefangenen hat uns berichtet, dass sie nicht glauben, dass Ihr wirklich zurück seid, Sire. Sie halten die Fanfaren und königlichen Standarten für eine List. Könntet Ihr Euch ihnen nur zu erkennen geben, sie würden die Burg gewiss umgehend aushändigen!«, erklärte Guillaume, denn der König verzweifelte beinahe ob ihrer Sturheit.
»Und wie, bitte, soll ich das tun?«, fauchte Richard ihn an. »Ohne mit einem Pfeil in der Brust zu enden? Ich kann mich kaum vor die Tore der Burg stellen, klopfen und persönlich um Einlass bitten!« Der König schnaubte, lief wütend auf und ab und erinnerte Guillaume an Henry II.
»Warum ladet Ihr nicht zwei Vertreter der Garnison ein und gewährt ihnen freies Geleit? Wenn sie sich selbst davon überzeugen können, dass Ihr frei seid und bei bester Gesundheit …«
Richard blieb stehen und grinste breit. »Warum bin ich darauf nur nicht selbst gekommen? Ihr habt recht, Maréchal! Worauf wartet Ihr noch? Nun macht schon, veranlasst, was nötig ist!«
Am folgenden Morgen wurden zwei Männer der Garnison von Nottingham zu ihm gebracht. Sie erkannten ihren König, warfen sich vor Richard zu Boden und flehten um Gnade. Dann versprachen sie, die Nachricht von seiner Anwesenheit umgehend weiterzugeben, und waren über die Maßen erleichtert, als Richard Wort hielt und sie unversehrt ziehen ließ.
»Ach, wenn es doch nur immer so einfach wäre zu gewinnen!« Richard lachte zufrieden, als sich die Garnison von Nottingham Castle schon bald darauf kampflos ergab, und zeigte sich milde,indem er lediglich Lösegelder von den Männern forderte, jedoch niemanden mehr hängen ließ. »Lasst uns den morgigen Tag ein wenig ruhiger angehen und in den Wald von Sherwood reiten, bevor wir das Konzil eröffnen!« Er klopfte Guillaume auf die Schulter. »Unser lieber Freund, der Erzbischof von Canterbury, kann es kaum erwarten, eine Menge Verordnungen, Vorschriften und Gesetze im Land zu verändern. Es gibt also schon bald viel zu tun!«
Nachdem der Erzbischof von Rouen sich ins Heilige Römische Reich begeben hatte, war Hubert Walter auch die Aufgabe des obersten Justiziars übertragen worden. Der König hatte ihn damit ebenso mächtig gemacht wie einst Longchamp, der inzwischen zwar entmachtet war, doch seit Kurzem wieder an Richards Seite stand.
»Ich werde meinen Lords wohl oder übel erneut in die Schatztruhen greifen müssen«, sagte Richard an Guillaume gewandt. »Auch Ihr werdet zahlen müssen, mein lieber Freund.«
»Gewiss, Mylord.« Guillaume neigte das Haupt.
»Es wird Euer Schaden nicht sein«, versprach Richard grinsend. »So wie ich Treue und Ergebenheit stets belohne.«
»Vielleicht solltet Ihr den Maréchal zunächst auffordern, Euch den Treueeid für Irland zu leisten!«, mischte sich Longchamp ein. Sie waren sich nie grün gewesen, darum wunderte es Guillaume nicht, dass Longchamp nun erneut versuchte, ihm zu schaden.
»Ja, Maréchal, wie steht es um den Treueeid für Irland?«, fragte der König.
»Verzeiht, Mylord, ich kann nicht.« Guillaume räusperte
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