Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
John so leichtgläubig war und dem Franzosen nicht halb so viel Verschlagenheit zutraute, wie er selbst besaß, obwohl er doch Philippes Glattzüngigkeit hätte kennen und durchschauen müssen?
    Ob Hughes le Brun aufzusuchen ein Schritt in die richtige Richtung war, bezweifelte Guillaume.
    »Sire!«, begrüßte le Brun den König, als sie seine Burg erreichten, und verbeugte sich tief. »Erlaubt, dass ich Euch herze«, rief er und breitete die Arme aus.
    John war inzwischen vom Pferd gestiegen, schritt lächelnd auf ihn zu und ließ sich den Bruderkuss geben. Die Lusignans waren mächtig und weder als Feinde noch als Freunde zu verachten, das wusste er genau.
    »Ich habe Aimery d’Angoulême und Guy de Limoges aufgefordert, mich bei Euch aufzusuchen und mir zu huldigen!«, erklärte John beim abendlichen Festmahl, riss schmatzend das Fleisch des Entenschlegels, den er in seiner Hand hielt, vom Knochen und wischte sich anschließend das Fett vom Kinn. Sofort streckte ihm sein Page eine Schüssel mit Wasser entgegen. John spülte seine Hände und trocknete sie mit dem eilig dargereichten Leintuch.
    »Mein Vater kommt?«, freute sich Isabelle d’Angoulême, die junge Braut von Lusignans Sohn. »Wie wunderbar!« Sie warf dem König einen langen, geradezu unverschämt begehrlichen Blick zu.
    Wie alt kann sie nur sein?, überlegte Guillaume irritiert und hoffte, dass der alte le Brun den unkeuschen Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht bemerkt hatte. Mit einem Stirnrunzeln quittierte Guillaume das offensichtliche Wohlwollen, mit dem John die junge Dame betrachtete.
    Isabelle d’Angoulême war le Bruns Sohn schon vor Jahren versprochen und bereits als Kind in seine Obhut übergeben worden. Das Ehegelöbnis war von beiden Kindern unterzeichnet, die Ehe jedoch ihrer Jugend wegen noch nicht vollzogen worden.
    Während die Blicke der Knappen und jüngeren Ritter verschämt die kleinen festen Brüste maßen, die sich unter den Kleidern der jungen Frau abzeichneten, schien le Brun in ihr noch immer ein Kind zu sehen.
    »Sitz gerade am Tisch und sprich nicht, wenn du nicht dazu aufgefordert wirst«, tadelte er sie, und Isabelle strafte ihn mit einem finsteren Blick, den er offenbar nicht einmal wahrnahm.
    »So eine junge, schöne Braut wäre ganz nach meinem Geschmack«, raunte der König Guillaume zu.
    Eine Antwort erwartete er nicht, und Guillaume enthielt sich wohlweislich jeglichen Kommentars. John vertrug keinerlei Einwand; er konnte den Gedanken, jemand könne ihm Vorschriften machen, nicht ertragen. Bemühte man sich, ihn zu einer Entscheidung zu drängen, die ihm nicht behagte, konnte man fest damit rechnen, dass er das genaue Gegenteil von dem tat, was man ihm riet. Trotzdem würde Guillaume ihn gewiss nicht ermutigen, Isabelle d’Angoulême Avancen zu machen. Das würden andere tun. Männer, die John dafür schätzte, dass sie ihm nach dem Mund redeten.
    Guillaume strich sich über den Nacken und atmete tief ein. Der Besuch bei den Lusignans würde nichts Gutes bringen, das spürte er schon jetzt.
     
    Als Aimery d’Angoulême eintraf, bat er, den König allein sprechen zu dürfen, bevor er ihm huldigte. Nur Johns Vertraute blieben dabei, le Brun hingegen zog sich, wenn auch murrend, mit seinen Männern zurück.
    »Ihr wisst, Sire, dass ich bereits dem französischen König für meine Ländereien gehuldigt habe, darum habe ich Rat bei ihm gesucht, denn ich will weder Euch noch ihm als Verräter gelten.« Aimery d’Angoulême hielt kurz inne. »Eine schwierige Lage ist es, in der ich mich befinde.« Er sah den König zögerlich an.
    »Sprecht, Angoulême! Ich bin gewiss, Ihr habt eine Lösung.« John nickte auffordernd und grinste erwartungsvoll.
    »Gewiss, Mylord.« Angoulême verbeugte sich noch einmal.»Philippe von Frankreich lässt Euch in Frieden und Freundschaft grüßen. Er hörte, dass Ihr auf Brautschau seid, und schlägt vor, dass Ihr Isabelle, meine einzige Tochter, heiratet.« Angoulême verbeugte sich noch tiefer.
    Guillaume hielt den Atem an. Die Frage, wem Angoulême in diesem Fall künftig zu huldigen hatte, würde auf diese Weise in der Tat zweitrangig, die Konsequenzen aber waren gewiss verhängnisvoll. Guillaume schnaubte. Es hatte nicht lange gedauert, bis der Fuchs eine neue List erdacht hatte!
    In banger Erwartung sah Guillaume zum König. Johns Augen glänzten verräterisch. Er würde den Haken an diesem Vorschlag wohl nicht erkennen und darum auch nicht ablehnen.
    »Wenn ich Euch daran erinnern

Weitere Kostenlose Bücher