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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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damit auch nicht bindend. Isabelle hat mir noch immer keinen Erben geschenkt. Ich muss schließlich an die Zukunft Englands denken.« Er strich sich über das Kinn und lächelte. »Der König von Portugal soll eine Tochter im heiratsfähigen Alter haben«, überlegte er laut. Dann nickte er. »Ja, ich glaube, ich werde Unterhändler zu ihm schicken, die über eine mögliche Verbindung verhandeln sollen.«
    »Portugal?«, wiederholte Guillaume erstaunt und zog die Brauen hoch. »Warum nicht.« Richard hatte durch die Ehe mit Berengaria ein verlässliches Bündnis in Spanien geschaffen, doch in letzter Zeit schien eine spanische Ehe durch die dortigen Kriege nicht mehr so vorteilhaft. Eine Verbindung mit Portugal aber mochte in der Tat gar nicht einmal schlecht sein.

Poitou im Juli/August 1200
    D ie sengende Hitze der Mittagsstunde und der Staub, den der lange Zug aus Reitern, Fußsoldaten, Karren und Packpferden auf dem Weg zum Stammsitz der Lusignans aufwirbelte, erinnerten Guillaume an die unbarmherzige Glut der Sonne und den in alle Ritzen dringenden Sand, die er im Heiligen Land erlebt hatte. In Outremer wurden Freundschaften fürs Leben geschlossen, während Durst die Zunge an den Gaumen klebte, Sand in Ohren, Nase und Augen drang und die Gefahr durch Sarazenen von überall her drohte.
    Auch Richard und Hughes de Lusignan, der wegen seiner dunklen Hautfarbe auch Hughes le Brun genannt wurde, waren auf dem Kreuzzug Freunde geworden. Obwohl die Auseinandersetzungen zwischen ihren Familien bereits mehr als vierzig Jahre andauerten, war im Heiligen Land eine enge, tiefe Freundschaft zwischen ihnen entstanden. Hughes de Lusignan hatte Richard sogar während seiner Gefangenschaft in Deutschland besucht und war für seine Treue nach dessen Rückkehr mit weiteren Lehen belohnt worden.
    So geschickt Richard Freundschaften genutzt und Allianzen aufgebaut hatte, keine davon war nach seinem Tod lange nützlich gewesen. Praktisch alle Bündnisse, die John von seinem Bruder übernommen hatte, waren ihm bis zum Ende seines ersten Regierungsjahres zwischen den Fingern zerronnen. Wenig beeindruckt von ihrem neuen König, der Löwenherz so unähnlich war, hatten sich einige Barone entschlossen, dem Ruf Papst Innozenz’ zu folgen und das Kreuz zu nehmen, andere waren neue Bündnisse eingegangen. So wie der Graf von Flandern,der ein Abkommen mit Philippe unterzeichnet hatte, das einen Zweifrontenkrieg gegen den französischen König künftig unmöglich machte.
    So hatte John denn notgedrungen weiteren Friedensverhandlungen zugestimmt und sich im Mai bei Le Goulet auf neue Bedingungen mit dem Franzosen geeinigt. Um den Vertrag zwischen beiden Parteien zusätzlich zu besiegeln, war die Ehe zwischen Blanche von Kastilien, der Nichte Johns, und Philippes Sohn Louis beschlossen worden.
    So hatte sich der französische König denn endlich bereit erklärt, John als legitimen Erben auf dem Thron Englands anzuerkennen, im Gegenzug dafür aber gefordert, dass Arthur die Bretagne unter Johns Lehnsherrschaft halten durfte. Außerdem sah der Vertrag die Auflösung von Johns Bündnis mit Otto vor. Darüber hinaus sollte John dem Franzosen den Lehnseid schwören und ihm zwanzigtausend Mark zahlen. Auch dass Flandern und Boulogne nicht länger Lehen des Königs von England, sondern wieder Lehen des französischen Königs sein sollten, wurde vereinbart, was bedeutete, dass mögliche Bündnisse mit ihnen in weite Ferne rückten.
    Bei dem Gedanken, wie schnell sich die kunstvoll geplanten und geschickt aufgebauten Allianzen Richards in nichts aufgelöst hatten, stöhnte Guillaume auf. Nicht nur, dass Philippe dem König Zugeständnisse abgepresst hatte, die weder dessen Vater noch Richard akzeptiert hätten, nein, John war auch tatsächlich der festen Überzeugung, dass sich der Franzose damit abgefunden habe, ihn als mächtigen Nachbarn auf dem Festland zu dulden. Sogar einen dauerhaften Frieden zwischen ihnen hielt er offenbar für möglich. Doch nur ein Narr konnte glauben, dass der Franzose lange stillhalten würde. Wer ihn kannte, wusste, was für ein schlauer Fuchs er war. Geduldig würde er den rechten Augenblick abwarten, nur um dann erneut die Zähne zu zeigen.
    Dass man ihm nicht trauen konnte, zeichnete sich bereits ab. Späher hatten beobachtet, dass Philippe dem normannischenGrenzland einen Aufklärungsritt nach dem anderen abstattete, während John seelenruhig im Poitou umherreiste!
    Guillaume schnaufte. Wie konnte es nur angehen, dass

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