Der goldene Thron
verbeugte.
Guillaume des Roches, der Verräter aus Maine, wie John ihn gern abfällig nannte, verneigte sich. Er war Arthur zutiefst verbunden, darum hatte er an die Auslieferung des Jungen und seiner Mutter gewisse Bedingungen geknüpft.
»Thouars!«, begrüßte John den Ritter, der des Roches begleitete, und nickte auch ihm zu.
»Schwierigkeiten mit Philippe, mein guter des Roches?«, erkundigte sich der König, der bereits wusste, dass der Franzose ihnen einen glänzenden Vorwand für die Auslieferung von Arthur und Constanze geliefert hatte.
»Philippe hat Maine angegriffen und eine meiner Burgen dem Erdboden gleichgemacht«, erklärte des Roches betreten. »EuerNeffe und Eure Schwägerin sind nicht mehr sicher bei mir, darum hielt ich es für das Beste, sie zu Euch zu bringen.«
Jeder der Anwesenden wusste jedoch, dass es nicht im Geringsten im Interesse des Franzosen lag, den beiden zu schaden. Im Gegenteil. Je länger der Streit um die Erbfolge andauerte, desto schwächer wurde Johns Position als König und damit als Gegner. Der französische König würde also alles tun, um Arthur zu unterstützen. Darum war es so wichtig gewesen, ihn in Johns Obhut zu bekommen und so Philippes Einflussnahme auf den Jungen künftig verhindern zu können.
»Oh, mein lieber Freund, sorgt Euch nicht um meinen geliebten Neffen und seine Mutter! Ich werde dafür sorgen, dass niemand sie findet!« Johns Augen glitzerten bedrohlich.
»Mylord, ich werde eine Kammer für Eure Gäste bereiten lassen«, erklärte Guillaume freundlich, als er sah, dass Constanze vor Angst blass geworden war.
»Eine Kammer«, sagte John und nickte. »Gewiss doch, eine Kammer!« So wie er sie betonte, klangen sogar diese harmlosen Worte bedrohlich, und Constanze begann zu beben. »Wann immer Ihr Euch zurückziehen wollt, es sei Euch gestattet, Madame!«, erklärte John von oben herab, wandte sich ab und beachtete sie nicht mehr.
Arthur, den er kaum angesehen hatte, schnaufte empört.
John drehte sich nach ihm um, warf einen herablassenden Blick auf den Jungen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Dann wandte er sich mit unverhohlenem Spott noch einmal an Constanze. »Euer Sohn scheint mir ein wenig kränklich. Ihr solltet ihn besser nicht allein lassen!« Dann lachte er schallend und schlug sich auf den Schenkel.
»Wenn Ihr so freundlich wärt …«, bat Constanze und sah Guillaume flehend an.
»Gewiss, Madame.« Er winkte Jean d’Erlée herbei. »Lass die Gäste des Königs standesgemäß unterbringen und sorge dafür, dass man ihnen Essen und Wein bringt!«
»Gewiss, Mylord!« Jean d’Erlée verbeugte sich. »Wenn Ihr sofreundlich wärt, mir zu folgen«, forderte er Constanze und ihren Sohn auf und ging voran.
Am nächsten Morgen, nachdem er im Stall gewesen war und nach Pegasus gesehen hatte, der am Vortag ein Eisen verloren und sich den Huf verletzt hatte, ging Guillaume fröhlich pfeifend in die Halle.
»Aimery de Thouars, dieser üble Verräter, hat Constanze und Arthur heute Nacht zur Flucht verholfen!«, rief der König und schnaubte.
Guillaume sah fragend zu Baudouin, der nur hilflos mit den Schultern zuckte.
»Eure Andeutungen, Sire …«, Guillaume räusperte sich, »haben Lady Constanze offenbar fürchten lassen, Ihr würdet sie und ihren Sohn wie Gefangene behandeln, sobald des Roches und Thouars fort sind.«
»Sie vertraut mir nicht, und es ist meine Schuld? Ist es das, was Ihr sagen wollt, Maréchal?« John funkelte ihn wütend an.
Guillaume antwortete nicht. »Es wird keinen guten Eindruck auf Eure Verbündeten machen, dass sie geglaubt haben, fliehen zu müssen«, gab er nur zu bedenken. »Jeder weiß, dass der Junge lange in Richards Gewahrsam war und ihm nie auch nur ein Haar gekrümmt wurde.«
»Ich habe ihnen nichts getan und sie nicht bedroht!«, beharrte John und sah Guillaume mit gerunzelter Stirn an. »Doch vielleicht hätte ich es tun sollen. Arthurs Flucht ist mehr als ärgerlich. Aber gut! Was geschehen ist, ist geschehen.« John wandte sich an einen seiner Pagen und ließ sich Wein nachschenken.
»Wisst Ihr schon, dass ich die Ehe mit meiner Base Isabelle of Gloucester für ungültig erklären lassen werde? Der Papst hat uns nach all den Jahren noch immer nicht seinen Segen gegeben, es dürfte also ein Leichtes sein.«
Guillaume blickte ihn erstaunt an.
»Nun seht mich nicht an, als wäre ich der Teufel selbst. Eine Ehe unter engen Blutsverwandten – und das sind wir ja – ist garnicht zulässig und
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