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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Landes waren Barone und hohe kirchliche Würdenträger nach Canterbury gekommen, um zwölf Nächte lang die Geburt Jesu mit ihrem König zu feiern. Die Burg von Canterbury war eine der schönsten und größten Englands. Mit einem fein ausgestatteten Bergfried von außerordentlicher Größe und einer wehrhaften steinernen Außenmauer mit Toren in verschiedenen Himmelsrichtungen war sie nicht nur überaus beeindruckend, sondern auch bequem und groß genug, um zumindest einige der bedeutendsten Barone unterzubringen. Auch Guillaume hatte mit seiner Familie eine eigene Kammer bezogen. Trotzdem würde er Isabelle während der nächsten Tage kaum zu Gesicht bekommen, denn John wollte ihn ständig an seiner Seite haben.
    Guillaume ließ den Blick über die Menschen gleiten, die sich in der Halle versammelt hatten und um die vielen Kohlebecken standen, die den großen Raum wärmten. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Isabelle unter ihnen entdeckte. Sie stand mit einigen Baronen und Ladys zusammen und schwatzte. In jedem Winkel des Saals wurde gelacht, getrunken und geprahlt. Mögliche Eheschließungen wurden besprochen, Gerüchte verbreitet und Neuigkeiten ausgetauscht. Isabelle würde ihm später davon erzählen. So manche Begebenheit würde ihn gewiss erstaunen, die meisten jedoch langweilen.
    Guillaume spürte ein heftiges Verlangen zu gähnen, hielt sich aber im letzten Moment zurück. Da der König gerade zu scherzen beliebte, würde sein Gähnen gewiss schlecht ankommen.
    Während sich die umstehenden Gäste bemüßigt fühlten zu lachen, weil John spaßte, zerbrach Guillaume sich lieber den Kopf darüber, was geschehen war und was sie künftig tun konnten, um die Normandie zurückzugewinnen.
    Nach dem Erfolg in Mirebeau hatte es zunächst so ausgesehen, als wäre das Schicksal John auch weiterhin gewogen, denn der französische König hatte Zelte und Belagerungsmaschinen abgeschlagen und sich zurückgezogen. Doch der rasche Sieg hatte John hochmütig und leichtfertig werden lassen. Nicht nur, dass er Guillaume des Roches versprochen hatte, ihm Arthur zu übergeben, wohl wissend, dass dies nicht möglich war – er hatte ihm auch noch das Amt des Seneschalls von Anjou entzogen, anstatt ihn durch anderweitige Zusagen zu beruhigen. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass der bitter enttäuschte des Roches erneut die Seiten gewechselt hatte und nun dem Franzosen diente.
    Guillaume schüttelte kaum merklich den Kopf. Während er seinen Getreuen ständig misstraute und sie dadurch vor den Kopf stieß, hatte sich John seinen Feinden gegenüber immer wieder als überaus leichtgläubig erwiesen. Nicht allein, dass er le Bruns Braut entführt hatte, John hatte die Lusignans auch zwei Jahre lang mit Missachtung gestraft und sogar noch provoziert. Trotzdem hatte er geglaubt, sie mühelos wieder zu seinen Verbündeten machen zu können, und sie nach ihrer Gefangennahme gegen einen einfachen Treueschwur freigelassen. Die Burgen, die er von ihnen als Sicherheit gefordert hatte, waren keine gewesen. Sobald sie dem Kerker entronnen waren, hatten sich die Lusignans, wie nicht anders zu erwarten, wieder auf die Seite des französischen Königs geschlagen.
    John hatte nicht eines der starken Bündnisse, die Richard ihm hinterlassen hatte, erhalten können und darum im Westen gegen die Bretonen, im Süden gegen die Lusignans, des Roches undThouars und im Norden gegen Philippe kämpfen müssen. Wie rasch sich das Schicksal gewendet hatte! Immer mehr Barone waren zum französischen König übergelaufen, und schon bald waren Le Mans, Angers und Alençon auf seiner Seite gewesen. Als sich auch Vaudreuil Philippe kampflos ergeben hatte, war John in völliger Verzweiflung und Lethargie versunken. Monatelang hatte er kaum noch seine Kammer verlassen. Außer seiner Königin beizuwohnen, hatte ihn scheinbar nichts mehr reizen können, bis zu jenem Augenblick im Spätsommer, als Philippe ihn erneut herausgefordert hatte und nach Les Andelys gezogen war, um es zu belagern.
    Guillaume seufzte niedergeschlagen. Der groß angelegte Befreiungsplan, bei dem er mit Rittern und Fußsoldaten die Belagerer hatte schwächen sollen, um einer Flotte von siebzig Schiffen den Weg freizumachen, war gescheitert. Wegen der starken Strömungen in der Seine waren die Schiffe viel zu spät gekommen, und seine Truppen hatten schwere Verluste erlitten. Die letzten Jahre waren ein einziges Fiasko gewesen, das in einer beschämenden Niederlage gegipfelt

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