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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Lethargie als Kampfkraft an den Tag gelegt. Arme Königin.
    Der Priester aber strahlte, als er fortfuhr: »Mit der gleichen Entschlossenheit wie einst König Richard … der Herr sei seiner Seele gnädig«, murmelte der Mönch, bekreuzigte sich dreimal und küsste das Kruzifix, das er um den Hals trug, »… ist John mit seinen Truppen in nur zwei Tagen und Nächten achtzig Meilen vorgerückt!« Der Kirchenmann wackelte mit dem Kopf, als könnte er beurteilen, welch großartige Leistung das war.
    Guillaume bezweifelte, dass er dazu wirklich in der Lage war. Wie sollte ein einfacher Priester auch wissen, welch außerordentlicher Kraftanstrengung und Disziplin es bedurfte, eine ganzeArmee mit unzähligen Fußsoldaten so rasch voranzutreiben? Guillaume war gespannt zu hören, was geschehen war, und nickte auffordernd, damit er fortfuhr.
    »Geoffrey de Lusignan war gerade dabei, gebratene Tauben zum Frühstück zu verspeisen, als die königlichen Soldaten über sein Heerlager herfielen. Schlaftrunken und unbewaffnet waren seine Männer und so überrascht, dass es für Johns Truppen ein Leichtes war, sie trotz ihrer Überzahl zu besiegen.« Stolz lag in der Stimme des Mönches. »Arthur, Hughes und Geoffrey de Lusignan und eine ganze Anzahl weiterer hoher Gefangener sind nun in der Obhut des Königs.«
    Guillaume räusperte sich. »Endlich einmal gute Nachrichten!«, sagte er schmunzelnd. »Ihr solltet sie gleich weitertragen. Macht Euch auf den Weg und berichtet dem Grafen von Eu, was geschehen ist! Ihr findet ihn vor Arques, das er schon seit einer Weile belagert.«
    »Aber Mylord, der Graf von Eu ist ein Lusignan!« Der Mönch hatte die Augen vor Angst weit aufgerissen.
    »Gewiss weiß ich das!« Guillaume lachte. Schließlich war genau das der ganze Spaß daran.
    »Bitte, Mylord, er wird mich töten, wenn ich ihm diese Nachricht überbringe!«, rief der Mönch und warf sich Guillaume zu Füßen. »Ich flehe Euch an, schickt einen anderen als mich!«
    Guillaume schüttelte den Kopf. »Nein, guter Mann. Ihr werdet die Meldung überbringen. Doch keine Sorge, Ihr müsst nicht um Euer Leben fürchten.«
    Der Mönch verneigte sich angsterfüllt. »Wie Ihr befehlt, Mylord«, erwiderte er mit zitternder Stimme.
    Guillaume seufzte. Einerseits wäre er lieber an Johns Seite gewesen, andererseits wusste er, wie wenig sein Rat wert war, wenn er dem König gerade widerstrebte. Weder seine Erfahrung zählte dann, noch sein Alter, seine genaue Kenntnis des Gegners oder was sonst man noch für ihn ins Feld führen konnte. John hasste Vorschriften, fasste einen Großteil der Ratschläge als solche auf und lehnte sie darum ab. Darin war er unbelehrbar. Trotzdem fieles Guillaume schwer, ihn jenen zu überlassen, die ihm nach dem Mund redeten, um an Einfluss zu gewinnen und für ihren eigenen Vorteil sorgen zu können. Hoffentlich machte der König, jetzt, da er die Oberhand hatte, keinen Fehler und behandelte seine Gefangenen mit Würde und Anstand!

Hay on Wye, Mai 1203
    M atilda hatte dem Boten gestattet, sich in der Halle niederzulegen, denn es war schon spät gewesen, als er eingetroffen war. Nun ging sie hinauf in ihre Kammer, um den Brief allein und ungestört lesen zu können. Sie zog den Lederstuhl an den Schreibtisch, an dem sie sonst die Bücher prüfte, setzte sich und rückte die Kerze näher. Ihre Finger zitterten, als sie das Siegel ihres Gatten brach.
    Der Bote hatte den weiten Weg vom Festland in kürzester Zeit hinter sich gebracht. Tag und Nacht war er geritten und hatte nur wenig geruht. Es musste also wichtig sein! Matilda runzelte die Stirn. Welch ein Glück, dass sie geübt im Lesen war, denn die Schrift auf dem Pergament war krakelig und ungelenk, so als hätte ihr Gemahl selbst den Brief geschrieben. Matilda zog das Tuch um ihre Schultern enger, denn die Nacht war kühl. Dann begann sie zu lesen.
     
    Meinem geliebten Eheweib, Matilda de St. Valéry, sobald du diesen Brief gelesen hast, falte ihn wieder zusammen und setze dein Siegel darauf, damit niemand außer dir seinen Inhalt zu sehen bekomme. Gib ihn meinem Boten zurück und schicke ihn damit zur Zisterzienserabtei Margam in Glamorgan, mit der Bitte an den Vater Abt, ihn sicher für uns aufzubewahren.
     
    Matilda rückte noch einmal ihren Stuhl zurecht, dann las sie weiter.
    Ihr Herz raste vor Aufregung, als sie den Brief beendet hatte. Der König hatte seinen Neffen ermordet, und ihr Gatte warZeuge gewesen! Ein breites Grinsen legte sich auf ihr Gesicht.

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