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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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helfen, wenn er mit einem Gesicht nicht gleich einen Namen verband, und hatte das Stirnrunzeln des Maréchal ebenso gedeutet.
    Guillaume dankte ihm mit einem angedeuteten Nicken, während sein Innerstes bebte. Ich bin Großvater!, hämmerte es in seinem Kopf. William ist verheiratet, und der Junge ist mein Enkel! Es gelang ihm nur mit Mühe, seine Freude hinter einem freundlichen, aber unverbindlichen Lächeln zu verbergen.
    »Marguerite! Wie schön, Euch und Euren Gemahl hier zu sehen!«, sagte er und klopfte William auf die Schulter.
    »Die Freude ist ganz die unsere, Sir Guillaume!«, antwortete William errötend.
    »Guillaume, einfach nur Guillaume«, verbesserte der ihn. Vater, hätte er nur zu gern gesagt, doch William wusste ja nicht, wer er war. Guillaumes Herz schlug so heftig vor Glück, dass er meinte, es müsse ihm aus der Brust springen. Sein Sohn war nun ein Lord, wie auch immer er das geschafft hatte! Wann? Wie und warum hatte John ihn dazu gemacht und mit Marguerite vermählt? Und wo war ich, als das geschah?, dachte er mit einem Hauch von Wehmut. Das Tuscheln um sie herum schwoll erneut an.
    William lächelte scheu. »Guillaume«, sagte er leise.
    »Hast du meine Falken mitgebracht, William of Roford?«, fragte der König mit gespielter Strenge.
    »Jawohl, Mylord, und nicht nur diese. Ich habe auch ein Geschenk für Euch. Wenn Ihr mir gestatten würdet, mich einen Augenblick zu entfernen?«, bat er und verbeugte sich.
    John nickte huldvoll. »Beeil dich, ich liebe Geschenke und bin ein ungeduldiger Mensch!«, rief er ihm lachend nach.
    Ja, dachte Guillaume, ungeduldig ist er in der Tat, aber nicht nur das. Er ist auch schwer zu durchschauen, ein Mann mit zwei Gesichtern, einer, den man zum Freund wähnt und plötzlich zum Feind hat. Und doch, er war der König und nichts ehrenvoller als seine Gunst, darum musste er sie William wünschen und hoffen, dass er niemals Johns Hass zu spüren bekam.
    Diesmal musste sich William nicht durch die Menge drängen. Wie von selbst öffnete sich eine Gasse vor ihm.
    »Er ist ein wirklich großartiger Falkner!«, raunte John Guillaume zu. »Und er hat Schneid bewiesen. Hat seinen Kopf riskiert, um Marguerite zu freien. Sogar meinem Vater zu widersprechen, hat er gewagt. Das hat mir gefallen!«, erklärte er Guillaume, ohne ihn anzusehen, und lächelte in die Menge.
    Guillaume betrachtete Marguerite, die nun ins Gespräch mit Isabelle vertieft war. Sie hielt ihren Sohn auf dem Arm, lachte und herzte ihn kurz. Ein kräftiger, gesunder Junge ist mein Enkel, dachte er stolz.
    Als William zurück in die Halle kam, trug er auf der linken Faust einen herrlichen Gerfalken mit weißem Gefieder. Diesmalklang das Raunen, das durch die Menge ging, nicht erstaunt, sondern bewundernd.
    Der stolze Blick in Williams grünen Augen mit dem Glanz von Aufregung und Rührung darin erinnerte Guillaume an Ellen.
    »Sire. Das ist Blanchpenny.« William verbeugte sich vor dem König.
    »Blanchpenny?«, fragte John nach. »So hieß der Lieblingsfalke meines Vaters!« Freude stand auf seinem Gesicht und das Verlangen, den herrlichen Vogel zu besitzen.
    William nickte. »Sie hatte mir das Geldstück Eures Vaters eingetragen, das ich damals abwies, um Falkner werden zu können«, erklärte er lächelnd.
    Guillaume erinnerte sich. Das war die Geschichte, von der Baudouin seinerzeit erzählt hatte! Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, wie William vor dem beeindruckenden König gestanden und ohne Furcht die Münze abgelehnt hatte. Ein Lächeln zuckte um seinen Mund.
    »Heute, Sire, ist es an mir, Euch etwas zu schenken. Zum Dank dafür, dass Ihr mir Euer Mündel zur Frau gabt.«
    Aha! Guillaume begann zu begreifen! Offenbar hatte William es mit der gleichen Frechheit bei John versucht, mit der er bei Henry II. durchgekommen war. Bei welcher Gelegenheit der Junge den König wohl um Marguerites Hand gebeten hatte? Guillaume schluckte. Im Grunde war es gleich. Nur, dass es ihm gelungen war, sie zur Frau zu bekommen, zählte. Ein warmes Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Offenbar hatte John ein Herz für die beiden Liebenden gehabt. Warum sonst hätte er ihnen zu ihrem Glück verhelfen sollen? Ob Ellen von Williams Vermählung und seinem Aufstieg bei Hof wusste? Wenn ja, war sie sicher unglaublich stolz.
    William streckte dem König einen Handschuh hin, damit er den Greif übernehmen konnte, und verbeugte sich noch einmal tief. »Mylord, ich hoffe, Ihr nehmt mein Geschenk an.«
    »Hast

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