Der goldene Thron
versunken, dass er erschrak, als Isabelle ihn ansprach. William vertraute ihm, wie die Unterredung gezeigt hatte. Irgendwann würde Guillaume ihm darum sagen müssen, dass er sein Vater war. Isabelle aber erfuhr besser nichts davon. Guillaume atmete gegen den Druck in seiner Brust an und lächelte mühsam. »Erinnerst du dich an Lisieux, als wir Marguerite kennengelernt haben? Der Falkner, der es ihr so angetan hatte? Das war William.« Er unterließ es jedoch tunlichst, sie darüber aufzuklären, dass man den jungen Mann damals noch William FitzEllen genannt hatte.
»Und was wollte er von dir?«
»Einen Rat, nichts Wichtiges.« Guillaume winkte ab und versuchte sich an einem erneuten Lächeln, das jedoch etwas schief geriet. Hoffentlich bemerkte Isabelle nicht, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte!
»Irgendwas an ihm kommt mir bekannt vor«, murmelte sie kopfschüttelnd. »Wer sind seine Eltern, kennen wir sie?«
Guillaume fühlte, wie ihm der Schweiß aus allen Poren brach. Er hatte sich geschworen, Isabelle niemals zu belügen, darum blieb er ihr die Antwort schuldig. »Vergib mir, meine Liebste, ich habe etwas Wichtiges vergessen. Ich muss noch einmal kurz zum Stall«, behauptete er hastig. »Geh nur schon vor in die Halle, ich komme nach!«, rief er, ließ sie stehen und eilte davon. Nur nicht zurücksehen, sonst merkt sie, dass du ein schlechtes Gewissen hast!, dachte er und drehte sich unwillkürlich zu ihr um.
Isabelle hatte sich jedoch bereits abgewandt, schüttelte den Kopf und stieg die Holztreppe des Wohnturms hinauf.Während der Festtage beobachtete Guillaume seinen Sohn auch weiterhin nur heimlich, aus Furcht, Isabelle könne doch noch hellhörig werden. Offenbar gelang es ihm, sein Interesse an dem jungen Mann vor ihr zu verbergen, denn sie stellte ihm keine Fragen mehr über ihn. Dass sie stiller geworden war, führte er auf die Kopfschmerzen zurück, über die sie seit einigen Tagen klagte. Zum ersten Mal seit ihrer Vermählung hatte sie ihn deshalb gebeten, ihr nicht beizuwohnen. Guillaume war ihre Bitte durchaus gelegen gekommen, denn Williams Nähe ließ immer wieder Erinnerungen an Ellen in ihm aufkeimen und hinterließ ein bedrückendes Gefühl von Scham in seiner Brust, wenn er Isabelle gegenübertrat. Er fühlte sich schuldig, so als betrüge er sie mit einer heimlichen Geliebten, nur weil er hin und wieder an Ellen dachte.
Einige Tage nach ihrer Unterredung fing William Guillaume erneut vor der Halle ab.
Guillaume lächelte, als er vernahm, dass William seinen Ratschlag angenommen hatte. »Es ist gut, dass du dich entschieden hast, Großmut zu zeigen«, sagte er und räusperte sich. Ob auch er auf Williams Nachsicht hoffen durfte, wenn er ihm nun gestand, sein Vater zu sein? »Begleite mich ein Stück. Ich muss zum Stall«, forderte er ihn auf. »Außerdem habe ich dir ebenfalls etwas anzuvertrauen.« Er nahm dem Pagen, der neben ihm stand, sein Schwert ab. »Das ist übrigens Athanor.« Guillaume erinnerte sich genau an den Tag in Oakham, als er William versprochen hatte, es ihm zu zeigen. »Deine Mutter hat es geschmiedet«, sagte er nachdenklich und ärgerte sich sogleich über sich selbst. Als könnte William das vergessen haben! Ob sie manchmal an mich denkt?, durchfuhr es ihn. Gewiss ahnt sie nicht einmal, wie viel mir Athanor bedeutet. »Du hast davon gehört?«, fragte er den Pagen, um Zeit zu gewinnen, denn der Mut, William endlich zu gestehen, dass er sein Vater war, drohte, ihn zu verlassen.
Doch statt des Pagen, der sich nicht angesprochen zu fühlen schien, antwortete William: »Oh ja, sie sagt, es sei ihr bestes, nach wie vor.«
»Das ist es ganz sicher«, sagte Guillaume bekräftigend und gürtete es um. »Mehr als einmal hat mir Athanor das Leben gerettet!«, fuhr er fort, nun deutlicher an den Pagen gewandt. Der Knabe diente für gewöhnlich dem König, und auch das erst seit Kurzem. Es schadete nicht, wenn er beeindruckt war und sich vor den anderen Pagen damit brüstete, Athanor gehalten zu haben. Guillaume nickte ihm zu. »Du kannst gehen.« Und als der Junge ihn mit großen Augen ungläubig ansah, wedelte er mit der Hand. »Nun geh schon!« Er sah ihm nach, als er davonstob. »Netter Bursche«, murmelte er und holte tief Luft.
Es war schwerer, den Mut für sein Geständnis aufzubringen, als in eine bereits verloren geglaubte Schlacht zu ziehen.
Er räusperte sich erneut, doch es half nur wenig gegen das Kratzen in seinem Hals. »Ich war jung und ein
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