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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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öffnete sie.
    »Mylady?«
    »Bring diesen Beutel zum Stallmeister! Er wartet im Hof. Sag ihm Lebewohl von mir und, falls er fragt, ich werde nicht mehr runterkommen.« Es war besser, sich nicht noch einmal von ihm zu verabschieden, auch wenn es ihr schwerfiel.
    Dairenn runzelte die Stirn, als Isabelle ihr die Lederbörse reichte, und wog sie kurz mit fragendem Blick in der Hand. Dann gehorchte sie und lief in Windeseile nach unten.
    Die Münzen würden der Familie zumindest über den Winter helfen, nur für den Fall, dass Conall vor dem Frühling keine Arbeit fand.
    Als Dairenn fort war, ging Isabelle zur Kammer von Jean d’Erlée und klopfte an.
    Es rumpelte kurz, als würde ein Schemel umgestoßen, dann war ein leiser Fluch zu hören. Ein Eisenriegel wurde angehoben, dann öffnete sich die Tür.
    »Was kann ich für Euch tun, Mylady?«, fragte Jean. Ein Kohlebecken wärmte die Kammer, und ein kleines Talglicht mühte sich in der Dunkelheit ab.
    »Verzeiht, wenn ich störe«, sagte Isabelle und warf einen Blick auf das zerwühlte Bett.
    »Nicht doch, Mylady …« Jean lächelte.
    »Der Stallmeister. Hat Euch mein Mann befohlen, ihn fortzuschicken?« Ihre Stimme klang strenger, als Isabelle beabsichtigt hatte.
    Jean d’Erlée bat sie hinein und schloss die Tür. »Es ist besser so, Mylady. Glaubt mir, er bringt Euch in Verruf.«
    Isabelle schnaubte ungläubig. »Er hat Familie. Kinder. Wie soll er sich so einfach woanders niederlassen? Auch ist er kein junger Mann mehr, der von vorn anfangen kann«, empörte sie sich.
    »Er musste gehen«, sagte Jean ruhig, »weil Euer Gatte um Eure Sicherheit fürchtet, während er fort ist, und ich muss ihm recht geben. Der Stallmeister säuft und prahlt, wenn er zu viel getrunkenhat, er werde Euch zu der Seinen machen, sobald der Teufel von einem Normannen, wie er Sir Guillaume nennt, Irland den Rücken gekehrt habe.«
    Isabelle sah ihn fassungslos an.
    »Glaubt mir, Mylady, das waren seine Worte! Euer Gemahl hat seine Großmäuligkeit nicht gefürchtet, solange er in Eurer Nähe sein konnte, um Euch zu beschützen. Doch nun musste er nach England gehen und Euch hier zurücklassen. Verschmähte Liebe lässt Menschen oft unberechenbar werden. Darum ist es besser, wenn der Stallmeister geht. Und wenn seine Familie darunter zu leiden hat, dann ist das weder Eure Schuld noch die Sir Guillaumes, sondern einzig die des Stallmeisters, der seine Zunge nicht im Zaum hält und sich seiner Herrin gegenüber nicht zu benehmen weiß.«
    Isabelle erschrak. Ob Guillaume ihm womöglich von dem Kuss erzählt hatte? Sie errötete bei diesem Gedanken und wandte sich abrupt ab.
    »Glaubt mir, Mylady, ein guter Stallmeister wie er findet rasch Arbeit«, versuchte Jean, sie zu beruhigen, und vermutlich hatte er recht.
    Das Kind in Isabelles Bauch bewegte sich mit einem Mal so heftig, dass ihr Leib steinhart wurde. Sie schnaufte kurz und legte ihre Hände besänftigend auf den Bauch. Sie kannte die Vorzeichen einer Geburt. Erst wurde ihr Leib immer öfter hart und presste ihr die Luft ab, dann sank er ein wenig nach unten, und wenn das geschehen war, dauerte es nicht mehr lange, bis das Kind kam. Vielleicht hatten Jean und Guillaume ja recht, und es war besser, wenn Conall für immer fortging. Auch wenn es sie schmerzte, musste sie sich eingestehen, dass sie ihren Milchbruder schon vor langer Zeit verloren hatte. Seit den Vorkommnissen in Darraghs Hütte hatte sie ihm nicht mehr unbefangen gegenübertreten können und jede Begegnung mit ihm vermieden.

Guildford, 25. Januar 1208
    N achdem er sich von William verabschiedet hatte, war Guillaume nach St. Edmundsbury geritten, um Henry Hose abzuholen und gemeinsam mit ihm den König aufzusuchen.
    »Ich habe interessante Neuigkeiten erfahren«, begann Henry Hose sofort zu erzählen. »Ihr wisst ja, dass John nach dem Tod von Hubert Walter die Neuwahl verzögert hat, weil er John de Gray zum Erzbischof von Canterbury machen wollte. Darum soll er ebenso wie die Mönche der Christ Church Vertreter nach Rom gesandt haben, um den Papst zu beeinflussen.« Henry grinste. St. Edmundsbury gehörte zu den wichtigsten Abteien des Landes, kirchliche Neuigkeiten sprachen sich hier besonders schnell herum. »Weil sich die Mönche von Canterbury und der König nicht einigen konnten, hat der Papst einen Dritten ernannt. Einen gewissen Stephen Langton, der zwar in Lincolnshire geboren wurde, jedoch die meiste Zeit seines Lebens auf dem Festland gewesen ist. Um seinem

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