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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Unmut Ausdruck zu verleihen, soll John daraufhin alle Mönche aus Canterbury fortgejagt und die Ländereien der Kathedrale eingezogen haben.« Henry Hose zog die Augenbrauen hoch und nickte bestätigend, als Guillaume ihn erstaunt ansah. »Einen ordentlichen Batzen Geld soll ihm das eingebracht haben, darum wird er sich wohl auch künftig taub stellen, und das, obwohl der Papst England mit einem Interdikt droht, wenn sich John auch weiterhin gegen Langton sträubt.« Sir Henry kratzte sich den nur spärlich behaarten Schädel. »Der König wird also nicht gerade bester Laune sein, wenn wir zu ihm stoßen.« Er seufzte gedehnt.
    Warum nur nahm John für diesen de Gray so viel Unbill aufsich? Hoffte er womöglich, wie sein Vater einst, als er Thomas Becket zum Erzbischof gemacht hatte, auf diesem Weg mehr Einfluss auf die Geschicke der Kirche zu bekommen? Guillaume schüttelte nachdenklich den Kopf. Becket hatte mit einem Mal seine religiöse Seite entdeckt und war der Kirche ergebener gewesen als seinem Freund und König. Dass de Gray John besser dienen würde als irgendein anderer Erzbischof, war also keinesfalls sicher.
     
    Henry Hose sollte recht behalten, was Johns Laune anging. Schon aus der Ferne war dem König die miserable Gemütsverfassung anzusehen. Trotzdem trat Guillaume nicht demütig wie ein Sünder, der seinem Herrn Gehorsam schuldete, vor ihn, sondern hocherhobenen Hauptes, wie es einem Mann seiner Stellung gebührte. Schließlich kam er nicht als Bittsteller zu seinem König, sondern als Earl of Pembroke und Lord of Striguil und Leinster.
    Vorwurf und Enttäuschung aber standen in Johns Augen, als er ihn empfing. Auch Misstrauen und ein gewisses Maß an Rachsucht glaubte Guillaume in seinem kalten Blick zu erkennen.
    Meilyr dagegen, so erfuhr er, war von John mit erstaunlicher Liebenswürdigkeit und einem strahlenden Lächeln willkommen geheißen worden. Was auch immer der Justiziar vorhatte, er schien den rechten Weg eingeschlagen zu haben, denn er genoss das Vertrauen des Königs und zögerte offenbar nicht, seine Feinde, zu denen er ganz offensichtlich nicht nur William de Braose, sondern auch Guillaume zählte, in Verruf zu bringen. Meilyr hatte nicht lange gebraucht, um den König zu überreden, ihn nach Irland zurückkehren zu lassen, Guillaume jedoch weiterhin in England festzuhalten, und war bereits abgereist, als sie bei Hof eintrafen.
    Guillaume ahnte, dass nun unmittelbare Gefahr für Kilkenny bestand, zweifelte jedoch nicht daran, dass Jean und seine anderen Getreuen mit der Lage fertig werden würden. Trotzdem fürchtete er um Isabelle und die Kinder und sandte einen Boten nach Irland, um sie zu warnen.
    Geduldig ertrug er die anhaltende Kälte, mit der ihn der König behandelte, bemerkte mit Verständnis einerseits und einer gewissen Wehmut andererseits, dass sich immer mehr Höflinge von ihm abwandten, aus Furcht, die Gunst ihres Herrn ebenfalls zu verlieren. Die ständigen Sticheleien und Provokationen Johns ließ Guillaume scheinbar gelassen über sich ergehen. Er liebte seinen König, wie es sich für einen Ritter gehörte. Doch nicht genug, um sich von seinen boshaften Äußerungen verletzen zu lassen. Dass er sich von ihm nicht herausfordern ließ, weil er an seine Männer und ihre Treue glaubte, schien John, der niemandem vertraute, nur noch mehr gegen ihn aufzubringen.
    »Maréchal«, wandte er sich an ihn, als sie sich anschickten, Guildford zu verlassen. Das Lächeln eines Fuchses stand auf seinem Gesicht. »Habt Ihr inzwischen Nachricht aus Irland erhalten?«
    Guillaume schüttelte den Kopf und verneinte höflich. Jeder wusste, dass es nach Meilyrs Rückkehr auf die Insel schon seit Wochen keinem Schiff mehr gelungen war, den Kanal zu überqueren, weil die See zu stürmisch war. Auch der von Guillaume ausgesandte Bote hatte nicht übersetzen können. Niemand wusste daher, was dieser Tage in Irland geschah.
    Der König kicherte aufgekratzt. »Nun, dann will ich Euch erzählen, was mir berichtet wurde!« Er strich sich über das Kinn und setzte ein betroffenes Gesicht auf. Die Männer um Guillaume sahen ihn aufmerksam an. »Jean d’Erlée und Etienne d’Evreux sollen vernommen haben, dass nicht weit von Kilkenny gekämpft wurde«, begann er. »Sie haben mit allen Rittern die Burg verlassen, um einzugreifen, und nur die einfachen Soldaten zum Schutz der Gräfin zurückgelassen, so heißt es.« John warf einen Blick auf die Ritter um ihn herum, die gebannt an seinen Lippen

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