Der goldene Thron
ins Schloss zu stecken.
»Ist heute nicht der Tag des Herrn?« Die tiefe Stimme hinter seinem Rücken erschreckte ihn zu Tode.
Guillaume drehte sich um. »Zwei Holzschwerter sind schartig. Ich wollte sie glätten … draußen im Wald … hab sonst nichts zu tun«, stammelte er mit dünner Stimme. Hoffentlich durchschaute ihn der Fechtmeister nicht mit ebensolcher Leichtigkeit, wie seine Amme es einst getan hatte. Ein paar Mal hatte Guillaume versucht, ihr etwas vorzumachen, doch es war stets vergeblich gewesen.
»Willst wohl noch ein wenig üben, was?«, mutmaßte der Fechtmeister und klopfte ihm versöhnlich auf die Schulter. »Ist schon recht, von nichts kommt schließlich nichts.« Er nickte ihm zu. »Vergiss nicht, sie wieder an ihren Platz zu stellen, wenn du zurück bist!«, ermahnte er ihn noch, machte dann kehrt und marschierte davon.
Guillaume atmete auf. Ours hätte ihm ebenso gut den Kopf abreißen können, statt ihn einfach gehen zu lassen. Glück gehabt! Wenn er allerdings jemals erfährt, mit wem ich zu kämpfen gedenke, dann gnade mir Gott!, dachte Guillaume und konnte sich eines winzigen verzweifelten Grinsens nicht erwehren. Wie schnell konnte er wieder zum Prügelknaben werden!
Er schlüpfte in die Kammer, wählte zwei Holzschwerter aus und machte sich dann auf den Weg in den Wald. Wohl war ihm jedoch trotz Ours’ Zustimmung nicht, darum verlangsamte er seinen Schritt immer wieder und blickte sich zögerlich um.
Einem Schmiedejungen den Schwertkampf beizubringen, war nicht nur ungewöhnlich, sondern ganz gewiss auch verboten! Gerade das aber machte ja einen Teil des Reizes aus. Immerhinwar er nicht der Einzige, der gelegentlich etwas Verbotenes tat. Viele Knappen schlichen sich nachts hinaus, um Mutproben zu bestehen oder sich mit einer Magd zu vergnügen. Manche bestahlen sogar die Gäste ihres Herrn, um ihre Geschicklichkeit zu beweisen. Und auch Alan war schließlich ohne Erlaubnis des Lords mit dem Schwert unterwegs gewesen …
Als Guillaume endlich den Platz erreichte, an dem sie sich das letzte Mal begegnet waren, war der Schmiedejunge nirgends zu sehen. Vielleicht kommt er ja noch, hoffte Guillaume, doch er fürchtete, Alan würde es nicht wagen, erst recht nicht, falls er tatsächlich ein Geheimnis hatte.
Guillaume sah sich noch einmal um. Die Lichtung als Übungsplatz war keine schlechte Wahl. Im Frühsommer, wenn mehr Blätter an den Bäumen und Büschen hingen, würde sie kaum noch einzusehen sein.
Gerade als er sich entschlossen hatte, zurück zur Burg zu gehen, kam Alan mit langen Schritten auf ihn zu.
»Hier, ich habe uns zwei Holzschwerter mitgebracht«, begrüßte Guillaume ihn erleichtert, hob sie hoch und grinste. »In der Rüstkammer sind so viele. Da merkt keiner, wenn was fehlt. Außerdem bringe ich sie ja wieder zurück. Jetzt können wir wenigstens gegeneinander antreten.« Von Ours sagte er lieber nichts.
Der junge Schmied sah ihn aus großen, tiefgrünen Augen an und nickte ungläubig.
»Darf ich dein Schwert einmal halten?«, fragte Guillaume höflich, als er bemerkte, dass der Junge auch diesmal sein längliches Bündel dabeihatte.
Alan streckte es ihm wortlos entgegen.
Vorsichtig wickelte Guillaume das Schwert aus.
»Es hat das Härten nicht überstanden. Die Klinge ist zu spröde für einen richtigen Kampf.«
Guillaume betrachtete es stirnrunzelnd. Die Klinge war gerade, auch Parierstange und Knauf sahen aus, wie sie sollten. Nichts daran erschien ihm ungewöhnlich.
Alan las offenbar die Zweifel in seinem Gesicht und erläuterteihm, was es mit dem Härten auf sich hatte und warum die Klinge spröde geworden war. »Ich darf dieses Schwert nur zum Üben benutzen und kann damit niemals gegen jemanden kämpfen, das wäre viel zu gefährlich, verstehst du?«
»Hm, glaub schon.« Guillaume kratzte sich den flaumigen Bart am Kinn. Alan hatte ihm den offensichtlich recht schwierigen Vorgang mit wenigen Worten erklärt, und was er gesagt hatte, klang durchaus vernünftig.
»Wollen wir?« Alan zeigte ungeduldig auf die Holzschwerter, und in seinen grünen Augen funkelte es.
»Gewiss doch, darum bin ich hier und du auch, oder?« Guillaume lächelte, reichte ihm eines und stellte sich in Kampfhaltung auf.
Bis zum Nachmittag fochten sie gegeneinander, wiederholten Angriff, Abwehr und Gegenangriff. Guillaume zeigte Alan die neuen Übungen und war immer wieder erstaunt, wie viel Freude es machte, dem Jungen etwas zu erklären. Alan begriff schneller, was beim
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