Der goldene Thron
wirken, und zuckte mit den Schultern.
»Oh, nein! Davon spreche ich nicht«, rief Bernard und grinste die anderen Jungen Aufmerksamkeit heischend an. »Ich meine dein Liebchen!«
»So ein Unsinn!«, empörte sich Guillaume, als seine Kameraden ihn verdutzt ansahen. Er hatte sich noch nie mit einem Mädchen getroffen, weder im Wald noch anderswo.
»Ich gebe zu, ein etwas ungewöhnliches Paar sind sie schon«, räumte Bernard lachend ein und zwinkerte.
»Was soll das?« Guillaumes Herzschlag rauschte plötzlich in seinen Ohren. Ob er doch … Alan meinte?
»Nun ja, er trifft sich nicht im Wald mit seinem weißhaarigen Liebchen«, sagte Bernard wieder an die anderen gewandt. »Aber seine Liebesgaben sammelt er dort. Nicht, dass ihr glaubt, es seien Blumen! Nein, weit gefehlt! Holz sammelt er, denn seine Liebste ist ein altes Mütterchen aus dem Dorf!« Bernard schlug sich grölend auf die Schenkel. »Was gibt sie dir dafür? Weiht sie dich in die Geheimnisse der Liebe ein?« Er japste vor Schadenfreude nach Luft.
»Lass ihn doch reden«, rief Enguerrand, als Guillaume die Fäuste ballte, um sich auf ihn zu stürzen, packte ihn am Arm und drängte ihn zum Gehen.
»Ist das wahr? Sammelst du Holz für eine Dörflerin?«, wollte Adam wissen und sah ihn an, als wäre er nicht recht bei Trost.
»Das tue ich. Ja. Und was geht das euch an?«
»Er ist eben ein guter Mensch«, prustete Bernard.
»Barmherzigkeit hat noch keinem Ritter geschadet!«, fauchte Guillaume und erntete spöttisches Gelächter, weil er noch lange kein Ritter war. Und wenn schon!, dachte er trotzig. Das zerfurchte, dankbare Gesicht des hutzeligen Mütterchens und die Art, wie es zerknitterte, wenn ihn die Alte mit ihrem strahlenden, zahnlosen Lachen begrüßte, dieses kleine Glück war das bisschen Schmach wert!
Bernard bückte sich, hob ein dürres Stöckchen auf und streckte es ihm entgegen. »Hier, Guillaume, für deine Braut!«, spottete er und grinste zufrieden, als die Jungen um sie herum erneut in sein Hohngelächter einfielen.
»Du kannst mich gern einmal begleiten, scheint dir ihr Wohl doch am Herzen zu liegen«, antwortete Guillaume hocherhobenen Hauptes und hatte nun die Lacher auf seiner Seite.
Welch ein Glück, dass Bernard mich nicht mit Alan gesehen hat!, dachte er erleichtert. Der Schmied konnte mächtigenÄrger bekommen, wenn man ihn mit dem Schwert erwischte, und auch Guillaume würde den Unmut seines Herrn zu spüren bekommen, falls der erfuhr, dass er sich mit ihm abgegeben hatte.
Doch ganz gleich, welche Konsequenzen er zu fürchten hatte, Guillaume wollte unbedingt wieder gegen Alan kämpfen und war darum fest entschlossen, am kommenden Sonntag gleich nach der Messe wieder in den Wald zu gehen und den Schmied am verabredeten Platz zu treffen.
Wie eine Schnecke kroch die Woche dahin. Dann aber war endlich Sonntag! Guillaume konnte es kaum noch abwarten, Alan von den neuen Techniken zu erzählen, die Ours ihnen beigebracht hatte. Bei dem Gedanken, wie begeistert der junge Schmied sein würde, lächelte er. Hauptsache, Alan kommt auch wirklich, dachte er plötzlich beunruhigt und machte sich auf den Weg zur Sonntagsmesse.
»Nanu, heute schon so früh hungrig?« Der Koch hob kurz den Kopf, als Guillaume nach dem Gottesdienst die Burgküche betrat.
Er kam fast jeden Tag her, um nach Brot und geräuchertem Speck zu fragen, und weil er so gern aß, hatte der Koch bald einen Narren an ihm gefressen.
»Ich will in den Wald zum Üben«, erklärte Guillaume, »mit einem Freund«, fügte er hinzu, damit er mehr Proviant bekam.
Der Koch schmunzelte, legte noch ein Stück Käse und eine weitere Scheibe Brot dazu und band das Ganze in ein Tuch.
»Bring mir aber das Leinen wieder!«, ermahnte er ihn und wandte sich erneut seiner Arbeit zu.
Guillaume bedankte sich und lief hinaus auf den Hof. Nun musste er nur noch ungesehen in die Waffenkammer kommen! Bernard war mit seinem Herrn fort, vor ihm und seiner Neugier war er also sicher. Trotzdem musste er vorsichtig sein, denn auch Thibault steckte seine Nase gerne in Dinge, die ihn nichts angingen.
Mit klopfendem Herzen zog er den Schlüssel hervor, den er an einem Lederband um den Hals trug. Seit er Adam ins Ziel geholfen hatte, war er nicht mehr der Prügelknabe des Fechtmeisters, sondern seine rechte Hand und besaß darum den Schlüssel zu der Kammer, in der die Waffen der Wachen und die Übungsschwerter der Knappen aufbewahrt wurden. Mit zittrigen Fingern versuchte er, ihn
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