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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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umzugürten, sondern hatte hochrangige französische Adelige aus seiner Entourage als Vertreter geschickt. Henry aber hatte sich ausgerechnet an Guillaume gewandt.
    »Liebster Freund, von Euch und von Gott möchte ich diese Ehre erhalten«, hatte er gesagt und ihn gebeten, ihm die Schwertleite zu erteilen.
    Die Worte des jungen Königs und die Spannung jenes wunderbaren, ehrenvollen Augenblicks klangen noch immer in Guillaume nach.
    »Wovon träumt Ihr, mein Freund?«, fragte der junge König, als er Guillaume versonnen lächeln sah. »Kämpft Ihr im Geiste schon für unsere Sache, oder sehnt Ihr Euch nach Eurer Liebsten?«
    Guillaume schüttelte den Kopf. An Ellen zu denken, verbot er sich, auch wenn es ihm nur selten gelang und ihn noch immer heftige Sehnsucht nach ihr überfiel, sobald sich ihr Bild vor sein inneres Auge schob. »Verzeiht, Mylord!« Er bemühte sich um ein Lächeln. »Ich dachte an Eure Schwertleite und daran, wie stolz ich war und immer noch bin, dass Ihr mich dafür ausgewählt habt.«
    »Ihr werdet mich niemals verraten und mir immer beistehen, nicht wahr, Guillaume?« Der junge Henry sah ihn ernst an. Furcht stand in seinem Blick. Er wusste genau, dass sein Vorhaben ungeheuerlich war. Immerhin war er im Begriff, sich gegen den eigenen Vater, der auch sein König war, aufzulehnen.
    »Mylord! Wie könnt Ihr auch nur einen Augenblick an mir zweifeln?«, empörte sich Guillaume.
    »Verzeiht, mein Freund.« Henry lächelte tapfer. Ihr erster Angriff auf die Normandie stand unmittelbar bevor. »Mein geliebter Vetter, der Graf von Flandern, und der Herzog von Boulogne werden von Osten aus angreifen, die Bretonen von Westen undwir von Süden, so wie wir es besprochen haben. Betet, Guillaume, dass es uns gelingen möge, die Sache rasch zu beenden!«
    »Gebete lasst besser Priester sprechen, Mylord, ich für meinen Teil werde lieber kämpfen, bis der Sieg Euer ist.«
    »Sagt mir, Maréchal, begehe ich einen Fehler?«
    »Ich weiß es nicht, Sire. Aber es ist ohnehin zu spät, Ihr könnt nicht mehr zurück. Darum blickt nach vorn und seid guten Mutes. Eure Verbündeten sind mächtig und zahlreich!«
    Henry nickte. »Ihr habt recht. Danke, mein Freund!«
    »Sire, Eure Mutter!«, rief ein junger Ritter, der ihnen als Späher diente, und stürzte atemlos auf den jungen König zu.
    »Was ist mit ihr? Ist sie hier? Bringt sie zu mir!«
    »Ritter Eures Vaters haben sie gefangen genommen, als sie Poitiers verlassen wollte, um Euch hier zu treffen. Sie hatte Vorkehrungen getroffen und Männerkleider angelegt, um unerkannt zu entkommen«, der junge Mann hatte Tränen in den Augen, »doch genutzt hat es ihr nicht.«
    »Wohin hat er sie bringen lassen?« Verzweiflung stand auf Henrys jungenhaftem Gesicht.
    »Ich weiß es nicht, Mylord, niemand weiß das.«
    »Sorgt Euch nicht um Eure Mutter, Sire!« Guillaume tätschelte Henry die Schulter. »Euer Vater wird ihr kein Leid antun. Er hält sie gewiss nur fern von Euch, um Euch zu schwächen. Wir müssen uns auf einen baldigen Sieg konzentrieren. Ist der erst vollbracht, könnt Ihr Eure Mutter leicht befreien.«
    »Wie wahr, mein Freund!« Henry reckte das Kinn kämpferisch vor. »Wir werden meinen Vater in die Knie zwingen, uns nehmen, was uns zusteht, und meine Mutter schon bald retten!«
    Einen kurzen Augenblick lang hatte Guillaume so etwas wie Mitleid mit dem alten König. Wie musste ihm wohl zumute sein, seit er wusste, dass sich sein Weib und alle seine Söhne, bis auf John, gegen ihn gewandt hatten?

Rouen, 10. August 1173
    R ichard Strongbow de Clare warf nur einen flüchtigen Blick durch die große Kammer, die man ihm zugewiesen hatte, und ließ sich erschöpft auf das verführerisch weiche Bett fallen. Im Frühjahr, als sich die Prinzen gegen ihren Vater erhoben hatten, war er auf Befehl des Königs mit einer stattlichen Anzahl Soldaten in die Normandie gekommen, hatte Gisors gehalten, in Breteuil gekämpft und war bei der Befreiung von Verneuil dabei gewesen. Nun lagen Monate schwerer Kämpfe hinter ihm. Obwohl er nicht gern aus Irland fortgegangen war, hatte er dem Ruf seines Königs, ohne zu zögern, Folge geleistet, um nicht noch einmal als ungehorsam zu gelten. Darüber hinaus brachte er nicht das kleinste bisschen Verständnis für die Rebellen auf. Mochten sie auch noch so zahlreich sein, sie würden verlieren. Strongbow schnaufte missbilligend. Sie mussten scheitern, denn sie verstießen gegen göttliches Recht! Henry II. war der rechtmäßige

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