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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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liefen furchtlos zischende Gänse auf sie zu, drehten jedoch ab, bevor ihnen die Hufe der Pferde gefährlich werden konnten. Zwei kräftigeKnechte und ein junger, erstaunlich hochgewachsener Page eilten im Laufschritt herbei.
    »Geht und sagt eurem Herrn, dass der junge König ihn zu sprechen wünscht!«, befahl Guillaume und hoffte inständig, es möge sich bei ihrem Herrn um den von Henry so sehnsüchtig gesuchten Grafen handeln.
    »Nun mach schon!«, brummte der ältere der beiden Knechte und gab dem Jungen, dessen Arme und Beine viel zu lang wirkten, einen Schubs. Der Page stolperte los, sah sich noch zweimal ehrfürchtig um, fiel beinahe über die eigenen Füße und war kurz darauf in der Halle verschwunden.
    Es dauerte nicht lange, und Philippe von Flandern kam mit großen Schritten die Treppe herunter. »Henry!«
    »Philippe, liebster Vetter! Gepriesen sei der Herr! Meine Suche nach dir hat ein Ende!« Der junge König strahlte über das ganze Gesicht.
    »Guillaume, Robert, Adam …« Der Graf von Flandern begrüßte auch die Ritter in Henrys Begleitung. »Nicht schon wieder Regen!« Er warf einen vorwurfsvollen Blick zum Himmel, als die ersten schweren Tropfen fielen, legte den Arm um Henrys Schultern und zog ihn fort. »Komm, es wird unbehaglich hier draußen. Lass uns hineingehen und heißen Würzwein trinken!«
    In der verrauchten, düsteren Halle huschten mit dem Luftzug, den die Gäste hereinbrachten, wirre Schatten vom Licht der Fackeln über die Wände. Um so viel Wärme wie möglich in der Halle zu halten, hatte man die Fenster mit Holzläden verschlossen, dennoch zog es, und das kräftige Feuer kämpfte mühsam gegen die winterliche Kälte an.
    Der Graf klatschte in die Hände, und sofort liefen zwei flachsblonde Pagen herbei, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. »Bringt uns Hypocrass und sagt dem Koch, dass der König und seine Männer unsere Gäste sind!«
    »Ja, Herr!«, erwiderten die Jungen im Chor und sausten im Gleichschritt davon, als wären sie ein einziger Page.
    »Die Zwillinge meiner Halbschwester«, erklärte Sir Philippe, als er die Verwunderung seiner Gäste bemerkte. »Prächtige Jungen!« Er sah den beiden Knaben nach, dann wandte er sich wieder an den jungen König. »Erzähl, Henry, was führt dich zu mir?«
    »Langeweile, mein lieber Vetter, schreckliche, grausame Langeweile. Ich war dabei, in England zu versauern.« Er schnaubte. »Darum habe ich meinen Vater um Erlaubnis ersucht, ein wenig reisen zu dürfen. Und nun: Me voilà!« Er breitete die Arme aus und lachte, als in genau jenem Moment das Feuer laut knackte. »Hier bin ich!«
    »Großartig! Der Winter schlägt auch mir aufs Gemüt, mein lieber Vetter. Deine Gesellschaft ist mir darum eine höchstwillkommene Abwechslung!« Philippe von Flandern klopfte ihm auf die Schulter. »Ihr kommt also geradewegs aus England?«, erkundigte er sich.
    Henry nickte. »Wir haben von Dover nach Wissant übergesetzt und dort erfahren, dass du dich irgendwo hier in der Gegend aufhältst.«
    »Und die Überfahrt?«
    »War grauenvoll, der Wind eisig und die See aufgepeitscht, nicht verwunderlich zu dieser Jahreszeit, ich weiß.« Er winkte ab. »Kein Mann an Bord, der nicht die Fische gefüttert hätte. Außer Guillaume!«, erklärte Henry mit gespielter Wut, aus der jedoch Bewunderung zu erkennen war.
    »Soso!« Der Graf zwinkerte Guillaume zu. Dann wandte er sich wieder an Henry. »Ich habe vor, noch einigen meiner Güter einen Besuch abzustatten. Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam reisen? Wir könnten Wildschweine, Rehe und Frauenherzen jagen, Freunde besuchen und es uns gut gehen lassen.«
    »Klingt großartig!«, sagte Henry dankbar.
    »Vielleicht begegnen wir Chrétien de Troyes. Ich liebe seine Dichtkunst! Kennst du ihn?«
    »Meine Mutter soll große Stücke auf ihn halten, aber ich bin ihm noch nicht begegnet«, antwortete der junge König nichtsonderlich begeistert und rieb sich erwartungsfroh die Hände. »Wann brechen wir auf? Gleich morgen?«
    Der Graf lachte laut auf und tätschelte ihm den Arm. »Wie du wünschst, mein ungeduldiger Vetter!«
     
    Eine Zeit lang zogen sie also mit dem Grafen von einer Burg zur anderen, besuchten Gutshöfe und Gestüte und genossen ihre Freiheit. Waren sie in einer Stadt, so kosteten sie die selbst gebrauten Biere der örtlichen Schankhäuser, um herauszufinden, welches das würzigste war, würfelten um Geld, sangen, prahlten von ihren Heldentaten und tranken bis zum Sonnenaufgang,

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