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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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kraulte ihm das Fell. Anna trat kurz darauf aus dem Hinterausgang und hob nur hastig die Hand, was wohl ein Gruß sein sollte, sie raffte ihr Kleid und eilte zum Tor hinaus. Ein paar Ecken weiter, vermutete Lips, würde der Apothekenknecht auf sie warten.
    Nach einiger Zeit rief Pfarrer Porstmann Lips hinein und lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich zu den Männern an den Tisch zu setzen.
    »Mein Sohn, du hast also wirklich niemandem von den Aufzeichnungen erzählt?«, fragte der Pfarrer nochmals.
    »Ganz bestimmt nicht, Herr Pfarrer!«, sagte Lips fest.
    Pfarrer Porstmann nickte den anderen Männern zu. »Wir möchten, dass du Böttgers Proben nachstellst. Das Laborieren können wir auf Dauer nicht geheim halten. Es ist zu viel Gesinde im Haus, zu viele Ohren, die etwas mitbekommen wollen…«
    »Es muss ja auch die halbe Welt laborieren!«, fiel Haugwitz dazwischen. »Dippel, Wittgenstein, der Sievers, Rosenberg, Graf von Holmstädt jetzt auch, wie ich von einem Lakaien erfahren hab, dann…«
    »Auch der Herr Kunkel von Löwenstern«, sagte der Apotheker.
    »Ja, der auch«, sagte Haugwitz mit abfälligem Ton. »Der Kunkel sucht bei allem immer nur seinen Vorteil! Wir kennen das ja zur Genüge!«
    »Bitte«, sagte Pfarrer Porstmann. »Schweifen wir nicht zu sehr ab. Lips, du siehst, es gibt viele, die den Stein der Weisen suchen, und noch mehr, die daraus nur ihren eigenen Vorteil schlagen wollen. Finden wir jedoch den Stein, dann darf nichts nach außen dringen. Gar nichts, verstehst du! Fragt dich jemand, dann sag, der Herr Apotheker forscht nach einer Arznei. Sonst geht es uns wie mit Böttger. Du hast ja von der Hatz auf ihn gehört. König August wird ihn nie mehr loslassen.« Pfarrer Porstmann nickte gewichtig. »Der Herr von Haugwitz wird also die Versuche leiten. Er hat eine große chymische Erfahrung. Du wirst ihm zur Hand gehen.«
    »Sehr wohl«, sagte Lips. Er war überglücklich, aber zugleich auch enttäuscht, dass er Haugwitz unterstellt war. Er verbiss sich jedoch jede Regung und auch die Frage, was passieren würde, sollte er tatsächlich den Stein der Weisen finden.
    »Diesmal werden wir auch Geduld haben für das Große Werk«, sagte der Apotheker.
    »Wir fangen dann gleich morgen früh an«, sagte Haugwitz. Er legte Lips' Aufzeichnungen sorgsam übereinander und steckte das Bündel unter seinen Arm. »Zuerst richten wir das Laboratorium her und schreiben eine Liste mit den notwendigen Materien.«
    ***
    Danach eilte Lips zum Neuen Markt. Vom Gesinde waren schon alle vorgelaufen zu dem Sonntagsvergnügen. Einige Passanten sahen Lips fragend an, wie er übermütig mit dem Fuß nach Steinen trat. Es war geschafft! Jetzt begann endlich das neue Leben! Alles, wovon er geträumt hatte, wurde nun wahr! Er würde Bücher lesen, sich weiter in die Geheimnisse der Natur hineinlehren und nach dem Stein der Weisen forschen! Er traute seinem Glück selbst noch nicht!
    Viele Menschen waren von der Frühlingssonne aus den Häusern gezogen worden und strömten aus allen Richtungen zum Neuen Markt. Die Stimmung war ausgelassen. Mitten auf dem Platz standen zwei mannshohe hölzerne Eselsgestalten, die aus Brettern zusammengenagelt worden waren. Die zwei verurteilten Meineider saßen auf den Rücken der Esel, welche aus zwei spitz gegeneinander gestellten Brettern zusammengezimmert waren. Zur Erhöhung der Tortur waren den Meineidern Steine an die Füße gebunden. Davor wachten Soldaten. Ein Mann wollte sich an den Soldaten vorbeidrängen, um den Gequälten eine Branntweinflasche hochzureichen, aber die Soldaten drängten ihn schroff zurück. Kutschen hielten in einiger Entfernung. Vorhänge wurden zur Seite gezogen, und die Herrschaften schauten eine Weile den Gassenjungen zu, die ganz vorne bei den Soldaten standen und mit verfaultem Obst und Straßenkot auf die Köpfe der Gequälten zielten, andere schossen mit Blasrohren.
    Angewidert wandte Lips sich ab und ließ seinen Blick schweifen. Anna sah er nirgends.

29
    Das Laboratorium war rasch wieder hergerichtet und das Feuer im Windofen bald wieder angefacht. Haugwitz gab es schon bald auf, ihn herumzukommandieren. Lips musste ihm die alchemistischen Zeichen erklären mit den vielfachen Bedeutungen, aber Haugwitz brachte sie immer wieder durcheinander. Lips musste auf alles aufpassen, was Haugwitz anstellte. In unnötiger Hektik zerbrach dieser einen kostbaren Glaskolben. Dann verbrannte er sich die Finger, und beim stundenlangen Sitzen vor dem Windofen schlief

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