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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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nun vorbei, seit die Banditen sie…«
    »Ja«, sagte Pfarrer Porstmann. »Kunkel hat auch mit mir ständig über die Buhlerei sprechen wollen. Es war ekelhaft, lieber Schwiegervater. Sein Verstand war außer Kraft gesetzt, wenn er einen Weiberrock gesehen hat! Ich hab immer ein gottgefälliges Gespräch mit ihm gesucht, aber er war gar nicht mehr von den hitzigen Redensarten abzubringen, wenn er sich einmal in die geile Materie hineingearbeitet hatte.«
    »Hast du noch etwas über seinen Tod gehört?«, fragte der Apotheker.
    »Nur, dass man ihn abseits der Straße in einem Wald in Sachsen gefunden hat. Er war wohl mit seiner Kalesche auf dem Weg nach Dresden. Richter Brandenburg sagte, die beiden Kugeln müssten Kunkel gleich niedergestreckt haben. Jedenfalls hat man keine Spuren gefunden, dass er sich noch wehren konnte.«
    »Nach Dresden?«, fragte der Apotheker. »Was wollte er denn dort?«
    »Von den Dienstboten auf der Pfaueninsel weiß man nur, dass er es sehr eilig hatte, nachdem sein Laboratorium abgebrannt war.«
    »Ich werde einen Advocatus bemühen müssen, um an die tausend Taler zu kommen, die ich Kunkel den Tag vorher noch auf einen Wechsel geliehen hatte. Du hattest mir ja noch dazu geraten. Vermutlich hatte er die tausend Taler ja bei sich.«
    »Lieber Schwiegervater, wer konnte denn so etwas ahnen!«
    »Ich will dir auch gar keinen Vorwurf machen«, sagte der Apotheker beschwichtigend. »Ganz gewiss nicht! Übrigens hat Herr von Haugwitz berichtet, dass Böttger mehr denn je laboriert, seit ihn die Sachsen wieder einkassiert haben. Zur Unterstützung wurden ihm fünf Bergleute beigegeben und ein Ofenmaurer.«
    »Bergleute!?«
    »Ja. Und Böttger hat ungeheure Mengen braunen Lehm heranschaffen lassen. Der Ofen, der gebaut wird, soll auch nicht zum Laborieren geeignet sein. Alles ist ein wenig verwunderlich und wird streng geheim behandelt. Der sächsische Gesandte spekulierte schon ganz im Vertrauen, Böttger wollte es den Chinesen nachtun und Porzellan brennen.«
    »Porzellan? Böttger?«
    »Ja, auch die Öfen, die er setzen lässt, sind von ungewöhnlicher Größe. Es passt alles nicht zusammen, denn gleichzeitig schwört Böttger dem Sachsenkönig einen Eid nach dem andern, dass er bald Gold machen wird. Haugwitz meinte, Böttger will auf den Monat fünfzigtausend Dukaten in Gold liefern!«
    »Das hat Haugwitz mir auch erzählt. Er ist kaum zu beruhigen. Vielleicht sollten wir den sächsischen Gesandten einmal in unsere Gemeinde laden. Es ist spät, lieber Schwiegervater. Möchtest du noch beichten?«
    »Heute nicht mehr. Meine Seele ist mir schon wieder leichter nach unserem Gespräch, ich danke dir. Geh du schon hoch, ich werde noch ein wenig in deinem Gesangbuch lesen. Deine Verse spenden mir so viel Mut!«
    Lips hörte, wie Pfarrer Porstmann das Vaterunser sprach, dann wurden Stühle gerückt. Die Männer mussten an der Tür stehen. Lips hörte nur noch unverständliche Laute, er meinte noch einmal »Kunkel« zu hören und ein »Gute Nacht!«. Dann war es ruhig. Die Schritte des Apothekers klangen leise. Jetzt musste er wieder am Kamin sitzen und lesen, aber da hörte Lips den satten Klang von Münzen, als würden sie auf den Tisch geschüttet. Der Apotheker schien Geld zu zählen, jedenfalls klang es, als würde er Münzen aufeinanderlegen.
    Grübelnd saß Lips am Rohr und horchte. Böttger hatten die Sachsen nach seiner Flucht wieder eingefangen, und Kunkel von Löwenstern war tot. Warum hatte Pfarrer Porstmann ihm nichts davon erzählt? Vertrauen sollte er haben, hatte der Pfarrer ihm gesagt, auch wenn Lips einmal etwas nicht verstehen würde. Schließlich, so überlegte er entschuldigend, hatte er dem Pfarrer seine Sünden auch erst gestanden, als der Vater schon das Haus ausgeraubt hatte. Und freiwillig hatte er auch nicht davon erzählt, dass Dippel ihn hatte abwerben wollen. Oder das nächtliche Herumschleichen von Anna! Das hatte er ganz verschwiegen! Auch die eigene Hurerei! Nein, er wollte dem Pfarrer vertrauen. Dippel, dieser Folterer, hatte einen giftigen Stachel in ihm gesetzt.
    Irgendwann musste er im Sitzen eingeschlafen sein. Er wachte auf, als er zur Seite fiel. Es war tief in der Nacht. Er horchte noch einmal, dann nahm er das Horchrohr auseinander. Als er später über den Hof ging, blickte er kurz hoch in die dunklen Fenster. Vielleicht hatte er sich auch alles nur eingebildet, dachte er, und Anna hatte sich damals wirklich nur etwas aus der Küche geholt. Er sagte sich

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