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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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Tiegel waren. Es schwappte beinahe über den Rand, und Lips musste ganz behutsam mit zwei Zangen zufassen.
    »Jetzt ist es soweit!«, sagte er schließlich. Unter seiner Lederschürze zog er die Flasche mit dem Pulver von dem geriebenen Goldrubinglas hervor und hielt sie einen Augenblick hoch. Haugwitz stand von seinem Schemel auf. »Der Stein?«, fragte er und kam mit langem Hals näher. Seine Hand zuckte, als wollte er danach greifen.
    Lips nickte. »Ich hoffe, dass es gelingt.« Er öffnete die Flasche, rührte mit der einen Hand und mit der anderen ließ er das Pulver in den Tiegel rieseln, sodass das Rot des Pulvers gut zu sehen war, dann stellte er das Stundenglas um. Der Tiegel kam nochmals auf fünf Minuten in die Glut, dann nahm er ihn heraus und tauchte ihn in einen Wassereimer. Die Männer standen dicht um den Tisch herum, als Lips den Tiegel mit dem Hammer zerschlug. Etwas von dem Quecksilber perlte aus einem Bleiklumpen und suchte sich flink den Weg durch eine Ritze. Er schlug wieder, da glänzte etwas, dann schlug er nochmals: Etwas schimmerte gülden.
    »Da! Da!«, rief der Offizier der Schweizergarde aufgeregt.
    »Mein Gott!«, rief Haugwitz und schnappte nach Luft.
    »Herrgott, wir danken dir!«, sagte Hofschneider Bolich und bekreuzigte sich.
    Der Apotheker nahm Lips den Hammer aus der Hand und schlug das glänzende Stück ganz frei: Auf dem Boden des Tiegels hatte sich eine flache Goldplansche angesammelt.
    Pfarrer Porstmann blickte auf und nickte Lips erleichtert zu. »Brüder, es ist vollbracht. Es ist ein großer Tag für unsere Sache. Wir alle müssen strengstes Stillschweigen bewahren! Lasst uns vor Gott einen Eid schwören!«
    Die Männer hatten die Worte des Pfarrers überhört. Sie standen dicht gedrängt um den Apotheker und strichen einer nach dem anderen mit dem Finger über das Gold.
    Lips beobachtete die Männer und schämte sich.

43
    Am Nachmittag wurde Lips in die Bibliothek befohlen. Pfarrer Porstmann verkündete in Gegenwart des Apothekers, der in sichtlich guter Laune dem Herrn von Haugwitz etwas ins Ohr flüsterte, dass die Versuche nunmehr weitergingen. Das Gold habe eine viel versprechende Güte, wie der Herr von Haugwitz festgestellt habe. Pfarrer Porstmann nickte den beiden Herren gewichtig zu. Lips solle seine Versuche in aller Ruhe fortsetzen.
    Lips fragte dann nach einem Burschen, der ihm zur Hand gehen könne, aber Pfarrer Porstmann sagte, das wäre jetzt zu gewagt. Die Probe müsse streng geheim gehalten werden, aber man werde überlegen. Man brauche dem Burschen doch nichts von der Probe zu sagen, wandte Lips noch ein, und er würde ihn auch beizeiten hinausschicken, aber Pfarrer Porstmann schüttelte unwillig den Kopf. Nein, man werde sehen. Nach einem Dankgebet wurde Lips entlassen.
    Er fertigte daraufhin eine neue Liste mit Materialien an, und in den nächsten Tagen stürzte er sich wieder in die Versuche. Er versuchte alle Gedanken an den Vater zur Seite zu zwängen, wie sie in der Marterstube mit ihm hausen würden, und summte stoßartig eine Kinderweise, um nicht den gellenden Schrei von Safrans-Georg zu hören, der Vater rief »Verräter!«, Lips sah die Daumenschraube, die dem Vater angelegt wurde…
    Am Gesindetisch schauten ihn die Knechte wie immer an, so, als wäre nichts Besonderes geschehen. Sie beachteten ihn nicht weiter, wenn er zwischen ihnen saß, sein Brot aß, Dünnbier trank und dem Gerede zuhörte.
    Einen Vormittag ging er wie gewohnt hinüber auf den Wochenmarkt. Er bog in die Gasse ein, in der der Milchstand war, da sah er, wie die Milchfrau mit dem Fischverkäufer von nebenan zusammenstand und sie miteinander lachten, obwohl die Milchfrau sonst doch immer so verschlossen war! Missmutig drehte Lips um und ging über den Markt. Plötzlich schreckte er zusammen! Zuerst sah Lips den hin und her kreisenden Sonnenschirm, vor dem sich ein Mann wegduckte und hinterher schimpfte, dann drehte sich die Frau herum, und Lips erkannte die Hure des Vaters wieder, die ihm langsam schlendernd entgegenkam. Lips sah angestrengt in eine Auslage mit Bartbürsten, Schuhbändern und Messern und schielte zur Seite, da sah er, wie sich ein Mann neben die Hure stellte. Lips' Hände wurden schweißnass. Jetzt sah er ihn deutlich: der Schwarze Frieder! Er stieß den Sonnenschirm verärgert zur Seite. Sie kamen langsam näher, schauten rechts und links in die Auslagen und schienen ihn nicht bemerkt zu haben. Sie waren jetzt dicht hinter ihm, und Lips hörte die Hure

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