Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
Vom Netzwerk:
der Apotheker seine Perücke ab und stocherte in der Glut. Er hielt den Atem an, spähte in den Abzug und werkelte mit einem Besenstiel darin herum. »Wir können dann beginnen!«, sagte er schließlich.
    Haugwitz wies auf das Gefäß mit der Aufschrift Plumbum. »Du wirst Blei transmutieren?«
    »Ein Gemisch von Blei und Quecksilber werde ich zu Gold kochen«, sagte Lips. »Ich glaube, ich habe eine Fährte gefunden.«
    »Unser Adept wollte uns sein Geheimnis nicht vorenthalten«, sagte Pfarrer Porstmann. »Ich hielt es für so wichtig, dass ich euch Brüder hergebeten habe, denn glauben heißt wissen.«
    »Ja, ja!«, sagte von Haugwitz beiläufig. »Natürlich.«
    Die anderen Männer nickten. Alle hatten nur noch Augen für Lips' Hantierungen. Er nahm den Blasebalg und ließ die Kohlen zu großer Hitze anglühen. Dann nahm er einen großen Tiegel und bat den Apotheker, die Bleispäne hineinzuschütten. Dem Apotheker zitterte die Hand, sodass er das Gefäß mit beiden Händen fasste. Er sah nochmals hinein und forschte darin herum, ob nicht doch etwas darin verborgen war, bevor er die Bleispäne in den Tiegel schüttete. Lips stellte das Stundenglas um und bat den Apotheker, den Deckel auf den Tiegel zu legen, damit die Hitze größer wurde.
    »Moment noch«, sagte der Apotheker. Er untersuchte den Deckel und wollte ihn dann dem Herrn von Haugwitz reichen, aber der winkte ab. Erwartungsvolle Stille lag im Raum. Der Herr von Haugwitz holte sich einen Schemel, beugte sich nahe vor zum Windofen und trocknete sich mit einem Spitzentuch die nasse Stirn. Der Herr Bolich fuhr sich mit der Hand immer wieder fragend über das Kinn, und der Offizier der Schweizergarde trat unruhig wie ein Turnierhengst von einem Bein auf das andere. Pfarrer Porstmann hielt die Hände wie zum Gebet. Nur die Daumen, die gegeneinander schlugen, verrieten seine Angespanntheit.
    Lips stellte das Stundenglas um. Als er in der Bleisuppe rühren wollte, forderte der Apotheker den Rührstab ab und untersuchte ihn nochmals.
    »Jetzt etwas von dem Quecksilber, Herr von Haugwitz«, sagte Lips. »Aber ganz vorsichtig!«
    Haugwitz nahm vom Tisch die Flasche mit der Aufschrift Mercurius, schwenkte sie und sah prüfend hinein.
    »Nur nicht zuviel!«, mahnte Lips und rührte weiter in der Bleisuppe.
    Haugwitz biss sich angespannt auf die Unterlippe, als er den Korken abnahm. Der Apotheker forderte die Flasche ab und roch vorsichtig daran, dann reichte er sie zurück, und Haugwitz schüttete einen ersten Schwall in die Bleisuppe.
    »Mehr, mehr!«, sagte Lips und rührte kräftig. »Die Hälfte! Schnell jetzt!«
    Haugwitz schüttete, da ergoss sich ein ganzer Schwall des flinken Quecksilbers aus der Flasche – so, wie es Lips anfangs immer gegangen war, als er noch nicht geübt darin war.
    »Mein Gott!«, rief Lips. »Das war zu viel! Die Proportion stimmt nicht mehr!« Er sah sich suchend um und rührte eilig weiter. »Wir brauchen mehr Bleispäne! Da hinten im Regal! Ganz oben das Gefäß!«
    Haugwitz eilte zum Regal, fuhr mit dem Finger die Aufschriften der Gefäße ab. »Hier!«, rief er und öffnete das Gefäß, auf dem Plumbum stand. »Hier ist noch etwas!« Er stockte einen Augenblick und besann sich, dann griff er in die Bleispäne und durchforschte sie.
    Lips rührte weiter in der Bleisuppe. »Das wird nicht reichen!«
    Die Männer hielten sich vom Gestank die Nasen zu.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Pfarrer Porstmann.
    »Die Proportion stimmt nicht mehr«, sagte Lips und stellte sich gerade. »Es ist viel zu viel Quecksilber in der Bleisuppe. Wir müssen abbrechen!«
    Die Männer machten lange Mienen, auch Pfarrer Porstmann sah ihn unwillig an.
    »Nein, nein!«, rief der Apotheker. »Dann brauchen wir noch Bleispäne!« Er zog sein Schlüsselbund hervor und eilte aus dem Laboratorium.
    Haugwitz musste vom beißenden Dampf stark husten, auch Lips tränten die Augen. Kurz darauf war der Apotheker zurück. Erleichtert sah Lips, dass er das präparierte Gefäß aus der Materialkammer in den Händen hielt. Der Apotheker durchforschte die Späne und ließ sie zurück in das Gefäß rieseln, dann nickte er und wollte Lips das Gefäß reichen.
    »Nein, Herr Apotheker, ich muss rühren. Jetzt bitte ganz vorsichtig nachschütten.«
    Als ungefähr die Hälfte von den Bleispänen darin war, stellte Lips den Tiegel zurück in die Glut und ließ das Blei schmelzen. Nach einiger Zeit ließ er den Apotheker nachschütten, bis schließlich alle Späne im

Weitere Kostenlose Bücher