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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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doch Soldaten vor dem Haus wachten! Ein Mann im Sonntagsrock kam die Straße hinunter und ging auf Lips zu. Er schwenkte einen Brief in der Hand, knispelte mit den Augen und fragte Lips nach der Feuerkasse. Der Mann setzte sich ein Augenglas auf und wies auf den Brief. »Hier, im Schwarzen Adler soll sie sein.«
    Lips beugte sich vorsichtig hinter dem Viehschuppen vor und zeigte hinüber. Dann wurde drüben das Tor zum Hof geöffnet, und eine einspännige Kalesche fuhr heraus. Im Hof waren, so weit Lips sehen konnte, auch keine Soldaten. Das Tor wurde wieder von einem Knecht geschlossen, und die Soldaten verschwanden im Haus. Lips wartete einen Augenblick, dann ging er hinüber auf die andere Straßenseite, schlich langsam weiter am Zaun der Gastwirtschaft entlang und suchte noch einmal das Zeichen zwischen den Brettern. Nein, es war nicht durchkreuzt. Er ging schnell auf die gegenüberliegende Seite und sah hoch in die Fenster des Gasthauses. Nichts. Die Soldaten traten wieder aus dem Haus und stellten sich zu beiden Seiten des Eingangs. Lips ging zurück an seine alte Stelle und sah noch einen Augenblick hinüber.
    Da trat ein Mann aus dem Gasthof. Neben ihm ging eine Frau. Lips schrak zusammen. Er war unsicher, ja, die Gestalt und der federnde Gang, das konnte der Vater sein, aber der hatte doch nie eine Perücke getragen! Der Mann trug einen roten Dreispitz mit einer gelben Schleife, einen blauen Rock, der stramm mit einem Gürtel geschnürt war, und einen Degen an der Seite. Er sprach mit der Frau, die einen Sonnenschirm aufspannte. Da drehte er sich zur Seite. Lips sah jetzt den Schnitt des Gesichtes und presste sich an die Wand des Viehstalles. Der Vater! Ja, es war der Vater!
    Er stand mit der Frau vor der Gastwirtschaft und hatte Lips wohl nicht bemerkt. Sie blickten hoch in den trüben Himmel, als würden sie die Sonne suchen, und schienen unschlüssig. Schritt für Schritt wich Lips an der Wand des Viehstalls zurück. Er wollte sich gerade umdrehen und weglaufen, da fasste ihn eine Hand im Nacken.
    »Da wird sich der Herr Papa aber freuen«, sagte der Schwarze Frieder mit seiner tonlosen Stimme.
    »Lass mich los!«, zischte Lips, aber Frieder krallte ihn weiter mit festem Griff und führte ihn auf die Straße. Der Vater bemerkte nun Frieder, und sein Gesicht hellte sich auf, dann stockte er und schaute ungläubig auf Lips. Der Vater bedeutete der Frau mit einer Geste, dass sie warten sollte, und kam ihnen entgegen.
    »Dachte schon, die Sachsen hätten dich doch noch erwischt«, sagte Tullian zu Frieder und schlug ihm lachend auf die Schulter. »Und Lips? Wo hast du den aufgesammelt?«
    »Da drüben beim Viehstall!«, sagte Frieder. »Hab da hinten gewartet wegen dem Soldatenpack da. Dann seh ich deinen Herrn Sohn, dachte, ich seh nicht richtig!«
    »Lass ihn los. Er wird doch nicht vor seinem Vater weglaufen!« Der Vater hatte sich einen kleinen schwarzen Bartflecken unter der Nase wachsen lassen, zwirbelte an den Haaren und sah Lips fragend an. »Ich dachte schon, die hätten euch damals erwischt. Wie kommst du denn hierher?«
    »Wir sind geflohen, die Mutter und ich.«
    Tullian drehte sich zu der Frau um, die ihren aufgespannten Sonnenschirm hin und her kreisen ließ und neugierig zu ihnen herübersah. »Ist die Mutter auch hier?«
    »Nein, die ist tot.«
    »Tot?« Tullian sah betrübt nach unten und drehte den Stiefelabsatz in den Boden. »Mein Gott! Lasst uns reingehen.«
    Lips wollte anheben zu sagen, dass er schon über der Zeit war und zurück zur Apotheke musste. Aber der ausladende Arm des Vaters lenkte ihn in Richtung der Gastwirtschaft, und er fügte sich. Frieder wies mit dem Kopf fragend zu den Soldaten.
    Der Vater winkte ab und lachte mit den Augen. »Wirst doch keine Memme werden auf die alten Tage!« Er ging voraus und sprach mit der jungen Frau. Sie mochte so alt sein wie Lips. Die Soldaten geiferten ihr unverhohlen nach, als sie daraufhin die Straße hinunterschlenderte. Der Vater war seelenruhig, als sie an den Soldaten vorbei in die Gastwirtschaft gingen. Frieder blickte angestrengt geradeaus. Nur einige Tische waren im Schankraum besetzt. In einer Ecke standen in einer Reihe Männer mit Papieren. Hinter einem Tisch saßen Schreiber und Herren, die die Papiere prüften, die ihnen vorgelegt wurden. Beutel wurden auf dem Tisch ausgeschüttet, unter wachsamen Augen Geld abgezählt und zu Haufen getürmt. Der Vater ging zum Wirt, hielt eine Münze hoch, sodass dieser danach schnappen

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