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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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Aftertheologe wie Porstmann und Zorn. Der frömmelt nicht so rum wie die. Es heißt, der Dippel hätte den Stein der Weisen schon einmal gefunden. Das behauptet der jedenfalls von sich. Lebt nur auf Kredit, und die Gläubiger waren schon hinter ihm her. Der Graf Wittgenstein, der Oberhofmarschall hier im Schloss, der soll ihn aus dem Kerker ausgelöst haben. Hast du was mitbekommen, ob der Zorn dem Dippel irgendwelche Materien besorgt hat? Irgendwas Ungewöhnliches?«
    »Nein, nur dass der Herr Apotheker ihn mit Bruder anspricht. Auch Pfarrer Porstmann.«
    »Das wird nicht lange mit denen gut gehen. Der Dippel hat ein Schandmaul, der wird sich nicht Pfarrer Porstmann unterordnen. Der Porstmann hat sie doch alle im Sack! Wie die den anhimmeln, selbst der Apotheker kuscht vor dem Herrn Schwiegersohn! Als wär der ein Heiliger! Und der Kunkel? War der zwischendurch wieder bei Zorn?«
    »Hab nichts mitbekommen.«
    »Und bei Anna?«
    »Sag ich doch!«, sagte Lips hart. »Der Kunkel war nicht mehr da!«
    »Hab dich doch nicht so! Und schrei nicht so rum. Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Außerdem ist ja nichts zwischen euch, hast du doch selbst gesagt. Ich sag dir, die wäre mehr was für mich. Die schaut doch auf ihr Fortkommen! Also, sag mir Bescheid, wenn du irgendwas mitbekommst.« Böttger sah missmutig zu den Huren und zog ein Gesicht, als hätte er sich an einem Hühnerauge verschnitten. »Hier wird das nichts mehr mit dem Weibervolk. Lass uns rübergehen auf die andere Seite. Weißt du, ich muss den Kunkel überzeugen.« Sie gingen über die Brücke, wobei Böttger ungeniert die Huren musterte. »Irgend etwas war falsch an dem Experiment. Ich glaub, Borax hat gefehlt. Ich muss noch mal mit Kunkel sprechen. Wenn ich den überzeuge, dann wird der Zorn das Laborieren auch wieder erlauben. So bringt das jedenfalls nichts… Haste gesehen, wie die da schielt? Ein Gesicht wie 'ne Bettpfanne… Ich sag dir, die Scheideprozesse sind viel zu langwierig! Das geht nicht heimlich über Nacht! So was muss man ganz anders aufziehen!«
    Lips wich einem Karren aus, der über die Brücke fuhr.
    »Der Leibniz«, rief Böttger hinter ihm her, »weißt du, der ist einer der größten Wissenschaftler. Wenn der mit seiner alchemistischen Gesellschaft…«
    Lips hielt sich am Geländer. Sein Blick streifte die Balken, und er suchte, wie er es sich seit der Flucht angewöhnt hatte, nach Diebeszeichen, da schreckte er zusammen. Er traute seinen Augen nicht, blickte nochmals. In einen Balken geschnitzt sah er das Zeichen des Vaters: ein Pfeil, an dessen Ende sich zwei Striche kreuzten.
    »Hee, hörst du mir denn zu?« Böttger rüttelte ihn an der Schulter. »Was ist denn mit dir los? Bist ja ganz käsig! Interessiert dich wohl nicht! Also, der Leibniz, der will hier eine Akademie für Wissenschaften gründen. Für die besten Chymicus natürlich, damit er die unter seiner Fuchtel hat, Mathematik, alles…«
    Lips hörte nur halb zu. Der Vater war in der Stadt! Es fieberte in ihm.
    »Eine wirklich große Sache, was der Leibniz da vorhat«, sagte Böttger weiter. »Guck mal die da! Oh Gott bewahre! Weißt du überhaupt, was das mit der Akademie bedeutet? Aber für so etwas hat jetzt keiner am Hof ein Ohr. Soll ja auch was kosten, so eine Akademie, und Geld ist für so was nicht da! Die hohen Herrschaften wollen rumhuren, sich vollfressen und saufen, bis sie umfallen! Mensch Lips, ist dir nicht gut? Komm, lass uns weitergehen. Das wird hier sowieso nichts mehr. Ist ja auch ein Gestank hier. War hier mal eine gute Gegend, aber jetzt! Richtig runtergekommen! Ich spendier einen Franzwein. Hör mal, ich brauch dann wieder das Opium.«
    »Was für Opium?«
    »Na, den Rest von heute.«
    »Wie?«
    »Na, für den Jungen vom Zorn wegen der Colika!«
    »Das war Opium?«
    »Nicht nur, aber das hilft am besten.«
    »Da war aber kein Rest!«
    »Was!? Bist du verrückt geworden!«, schrie Böttger Lips an und fasste ihn am Kragen. »Willst du den Jungen umbringen!?«
    Eine Hure blieb stehen und blickte zu ihnen.
    »Sei Er doch leise, Böttger!«
    »Scheiße noch mal! Mit der Menge hätte ich den Heinrich 'ne ganze Woche abgefüllt! Und der ist einen Kopf größer als du! Vielleicht hat Anna es noch nicht gegeben!«
    »Sie hat gesagt, dass sie es ihm gleich gibt.«
    »Ist die denn blöd!«
    »Die Augen brannten ihr schon, weil sie so lange nicht geschlafen hat.«
    »Mann! Wenn das rauskommt, dann Gnade dir Gott!«
    ***
    Lips saß am nächsten Morgen

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