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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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»Darf ich jetzt gehen?«, fragte er. »Der Hausknecht, der…«
    »Prost!«, unterbrach ihn der Vater und forderte ihn zum Trinken auf. »Ist ja eine Freude mit dem Herrn Sohn. Brauchen wir unseren Apotheker noch?«
    Frieder zuckte mit den Schultern. »Mit den Brandbriefen hat sich's ja jetzt. Da brauchen wir keinen mehr.« Er blickte missmutig hinüber zur Feuerkasse. »Opiumpillen! Er soll uns Opiumpillen bringen. Wenn sie uns mal einkassieren! Ist das Einzige, was bei der Tortur hilft.«
    »Stimmt, Frieder. Also fünf von den Pillen für mich. Und ganz klein müssen die sein. Wie viel willst du, Frieder? Auch fünf?«
    Frieder nickte. »Aufs Erste.«
    »Ich komme doch nicht an so etwas ran!«, flüsterte Lips.
    »Bist du jetzt ein Kochemer oder nicht?« Der Vater sah ihn streng an. »Na also! Da haben wir Kochemer jetzt auch einen eigenen Apotheker, was Frieder! Brauchen wir sonst noch was?«
    »Die Kühlsalbe!«
    Der Vater lachte schallend auf und schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die Menschen zu ihnen herübersahen. Es dauerte eine Weile, bis der Vater sich wieder beruhigt hatte. »Kannst jetzt gehen«, sagte er zu Lips. »Wir wissen ja, wo sich unser Herr Apotheker so rumtreibt.«
    Als Lips aus der Wirtschaft trat, schlug die Kirchglocke die siebte Abendstunde aus. So schnell er konnte, lief er zurück. Auf dem Molkenmarkt wurden die Marktscharren schon mit Brettern verschlossen. Da sah Lips den Hausknecht mit langem Hals am Hoftor stehen. In der Hand hielt er einen Ochsenziemer.
    »Du kommst von der falschen Seite. Die Paddengasse ist da hinten. Wir haben auf die Steine gewartet. Der Herr Apotheker musste einen vornehmen Kunden wegen der versprochenen Arznei wieder wegschicken. Und? Wo warst du?«
    Lips schwieg.
    »Hast du nichts zu sagen? Bist rumgestreunert, was!? Hauch mich an… Dachte ich's mir doch! Wein! Seit wann kann sich der unterste Knecht Wein leisten? Kannst du mir das sagen?«
    Lips schwieg.
    »Denkst du, deine Herrschaft gibt das gute Dienstgeld für dich hin, damit du es versäufst?«
    Lips sah sich um. Er hätte noch ausreißen können. Nein, er wollte nicht zurück auf die Straße! Er wollte nicht wieder wie herrenloses Bettelvolk durch die Wälder streifen und sich durchstehlen müssen! Und er wollte auch nicht zurück zum Vater!
    »Keine Antwort? Stell den Eimer zur Seite, und hol die Knechte vom Abendtisch!«
    Lips folgte dem Hausknecht und schloss das Tor hinter sich. Er ging in die Gesindestube, wie der Hausknecht befohlen hatte. Alle niederen Knechte, die dem Regiment des Hausknechtes unterstanden, folgten ihm betreten. Auch der dumme Heinrich kam aufgeregt aus dem Haupthaus dazugelaufen und stellte sich mit hängenden Schultern neben Lips.
    »Die Jacke aus und dreh dich zum Stall!«, befahl der Hausknecht. »Und zurück mit dir, Heinrich!«
    Lips musste den Oberkörper nackt ausziehen, dann wurden ihm die Arme gebunden und an einem Haken an der Stalltür hochgezogen, sodass er auf den Fußspitzen stand und den Rücken feilbot. Der Hausknecht ließ den Ochsenziemer ein paarmal probehalber durch die Luft surren, dann stellte er den linken Fuß vor und prüfte in den Knien wippend den Stand.
    »Für den Vater…«
    Lips hörte das Surren, presste den Atem, und schon schnitt der Ochsenziemer in seinen Rücken. Er verbiss sich den Schrei, weil er dem Hausknecht den Triumph nicht gönnen wollte. Er sah seitlich vorbei auf die Beine des Hausknechts, wartete, bis dieser wieder zum Schlag bereit stand, und holte tief Atem, da hörte er wieder das Surren.
    »Für den Sohn…«
    Der Schlag war noch härter.
    »Und den Heiligen…«, es surrte wieder, »Geist!«
    Dann mussten die Knechte schlagen. Es waren fünf, und der Hausknecht wachte darüber, dass auch kräftig durchgezogen wurde. Lips dachte bei jedem Schlag, der Brustkorb würde ihm bersten, und es brannte, als würde ihm kochendes Wasser über den Rücken geschüttet.
    »Geist, Sohn, Vater!«, zählte der dumme Heinrich jedes Mal laut mit. Achtzehn Schläge setzte es, und bei jedem Schlag verfluchte er sich, dass er nach dem Vater gesucht hatte. Er dachte, er wäre nun erlöst, sah dann aber von der Seite, wie der Hausknecht dem dummen Heinrich den Ochsenziemer hinhielt. Heinrich hielt ihn einen Augenblick ungläubig in der Hand, dann ließ er ihn fallen und lief aufjaulend davon.

17
    Am Abendtisch schwiegen alle. Nur das Geklapper des Geschirrs war zu hören. Der Hausknecht verkündete in die Stille, dass Lips Hausarrest auf

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