Der Goldschatz der vom Himmel fiel
Jurist. Aber die
Paragraphen stehen bei mir nicht mehr im Vordergrund, sondern das Tätigwerden.
Finanziell bin ich unabhängig. Habe auch keine Familie. Meine Freundin billigt,
was ich tue. Allerdings kommt sie aus dem Zittern nicht raus. Denn ich bin eine
Art Kopfjäger. Nicht für Geld, Prämie oder Ruhm, sondern nur für die
Gerechtigkeit. Zurzeit mache ich Jagd auf Slibowitz und seine Mittäter.“
„Keine schlechte
Lebensaufgabe“, sagte Tim. „Wobei wir sehr hoffen, dass Sie lange am Leben
bleiben. Was haben Sie nun vor?“
„Die Verbrecher fühlen sich
hier sicher. Ausgeliefert werden sie nicht. Also muss man sie mit Trick oder
Gewalt außer Landes bringen und dann dem Strafgericht, dem Haager Tribunal,
überstellen.“
„So einfach ist das?“ Klößchen
grinste.
„Leider nicht. Aber ich habe
Helfer. Von gleicher Gesinnung. Der Wichtigste ist ein Franzose. Nennen wir ihn
Charles. Er sieht sich als eine Art Polit-Robin-Hood und ist der steinreiche
Sohn eines Reeders. Momentan lauert er mit seiner Hochseejacht, der Airelle,
vor der Sunshine-Bucht. Allerdings außerhalb der Drei-Meilen-Zone, also in
internationalem Gewässer. Seine Mannschaft besteht aus harten Typen. Die warten
nur darauf, dass ich ihnen Slibowitz und Konsorten zuliefere. Leider weiß ich
noch nicht, wie ich das bewerkstelligen soll.“
Wahnsinn!, dachte Tim. Das muss
ich erst mal verarbeiten. Das ist genau die Hilfe, die wir brauchen, um Gaby zu
befreien. Heh! Warum grinst Karl so faltentief? Ach so, die beiden haben ja
was.
„Statt zu warten“, sagte
Computer-Karl, „haben Willi und ich die Gelegenheit genutzt. Wir sahen nämlich
durchs Flurfenster, wie Schwitzke-Nöhl — den Tim ja als Nächsten mit dem
Graphologie-Trick angehen wollte — abzitterte. Zum hinteren Club-Ausgang. Also
vermutlich zur Slibowitz-Villa. Jetzt dürfte das Gewissheit sein. Ich habe
schnell mein technisches Besteck geholt. Damit ließ sich seine Zimmertür
knacken wie eine hohle Walnuss. Durchsuchung — natürlich so, dass er nichts
merkt. Gleich in seinem Koffer haben wir das hier gefunden. Ist ein Brief aus
dem Jahre 1942. Von einem gewissen Hektor Schwitzke an seine Frau. Ich lese mal
vor.“
Als er damit fertig war,
herrschte Stille.
Unglaublich!, dachte Tim. So
fügt sich alles zusammen. Das muss die Ju 52 sein, die unten in der Bucht
liegt.
Seine Vermutung wurde sofort
bestätigt, als Karl das Foto vom Kampfflieger Hektor Schwitzke und seiner
Maschine herumzeigte.
„Und den Zeitungsbericht, den
wir durch Tim schon kennen, hat Schwitzke auch. Den haben wir dort gelassen.“
„Ich fasse mal zusammen“, sagte
Tim. „Vor 58 Jahren fiel hier ein Goldschatz vom Himmel. Vermutlich wegen eines
technischen Defekts an der Ju 52. Oder weil den Hektor der Herzschlag traf. Die
genaue Ursache wird sich nie mehr feststellen lassen — und ist auch ohne
Bedeutung. Auf Schwitzke-Nöhl muss der Zeitungsbericht über den Weißen Hai mit
dem beiläufigen Hinweis auf die Ju 52 mit der Kennung 27 + E 11 wie ein
fröhlicher Stromstoß gewirkt haben — in Anbetracht seiner Vorkenntnis durch den
Brief. Eine irre günstige Gelegenheit für den Dreckskerl zur Bergung des
Schatzes, denn Halbbruder Uwe Kinkel ist ja hier vor Ort. Das Gold reicht für
alle. Slibowitz ist natürlich dabei. Sie wollen den Schatz heben und zwar
gleich. Dabei können sie keinerlei Störung gebrauchen — nicht mal Youngster wie
uns. Alles soll innerhalb von drei Tagen passieren. Sicherlich verfügt das
Gelichter über ein hochseetaugliches Schiff. Von dem aus wird der Tauchgang
stattfinden — und dann gleich die Abreise zu fernen Gestaden.“
Loddersteg nickte. „Slibowitz
hat eine große Motorjacht, die Gdje-je-luka. Das heißt: Wo ist der Hafen?“
„Seltsamer Name für ein
Schiff“, fand Klößchen. „Oder würdet ihr später mal euren ersten Sohn
Wo-hängt-der-Hammer? nennen?“
Loddersteg lächelte. Dann: „Wir
vier sitzen also im selben Boot. Wohin rudern wir?“
„Zu Slobys Jacht“, antwortete
Tim.“ Wir machen Polit-Piraterie. Wir entern den Kahn. Wir zwingen zum
Auslaufen aufs offene Meer. Freie Fahrt zur Airelle. Das Gesindel wird Charles
übergeben. Strafgericht und damit Gerechtigkeit können stattfinden. Vielleicht
wirkt sich das dämpfend aus auf andere Völkermörder-Typen und die eine oder
andere geplante Großmetzelei wird abgesagt.“
„Hoffen wir’s“, nickte
Loddersteg. „Aber wie wollen wir die Gdje-je-luka entern? Die andern sind in
der
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