Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
Vom Netzwerk:
Gwyn.
    »Lasst ihn los, es ist der Faber«, befahl Herr von Cluny.
    »Was ist Euch, Faber? Welch ein Lärm, und was ist der Grund hierfür?«, fragte er.
    Gwyn musste erst einmal tief durchatmen. »Zwei Knechte … die zwei Knechte griffen zum Stock, als mein Gefährte und ich uns zur Ruhe begaben. Der Köhler glaubt, einer der Männer sei der Mörder seiner Frau …«
    Gwyn wandte sich um und suchte nach William Sween.
    Die beiden Angreifer waren von den umstehenden Männern entwaffnet und dann festgehalten worden. Der Mann, der Gwyn verfolgt hatte, war wieder bei Bewusstsein, hielt sich aber die Brust und hustete dabei. Dazu spuckte er Blut. Einer der Umstehenden wandte sich an den Haushofmeister.
    »Welch ein Unglück, Herr von Cluny. Der Köhler ist tot.«
    Der Haushofmeister trat näher, und nun sah es auch Gwyn. Der Köhler lag auf dem Boden, am Schädel eine klaffende Wunde, aus der das Blut floss und sich zu einer Lache sammelte.
    »Erschlagen wie einen …«, flüsterte Gwyn bitter. Er schloss die Augen, und auf einmal fühlte er sich so müde wie lange nicht mehr.
    Herr von Cluny gab seine Anweisungen. Die beiden Stallknechte wurden von den Burgwachen gepackt und fortgeschafft.
    »Lord Towe wird nicht erfreut sein, erneut zu Gericht sitzen zu müssen«, bemerkte der Adelige dumpf.
    Er wandte sich an den erschöpften Faber. »Seid so gut und kommt mit mir«, bat Wilhelm von Cluny, »ich lass Euch ein Bad richten, und Ihr schlaft in einem Bett. Vorher erzählt Ihr mir, was geschehen.«
    Gwyn nickte zu der Einladung. Er hatte den Adeligen den Abend über beobachtet und geglaubt, in seiner stillen und vornehmen Art einen unnahbaren, ja fast hochnäsigen Aristokraten zu erleben, der durch die Anwesenheit seines Brotherrn immer wieder schmerzlich daran erinnert wurde, hier in dieser Burg einer Aufgabe zu folgen, die seines Namens und seiner Herkunft unwürdig war. Und doch musste er es tun, war er doch nicht mit jenem Reichtum gesegnet wie andere Mitglieder der berühmten Familie aus dem Geschlecht derer von Cluny.
    Trotzdem war er um die Einladung sehr dankbar, denn in diesem Stall wollte er keinen Moment länger bleiben.
    ***
    Der Morgen begann trüb, und es regnete heftig. Gwyn lag in dem angenehm weichen Bett, lauschte den Tropfen, die an die hölzernen Läden schlugen, und für einen Moment glaubte er, in seinem Heim in Bath zu sein, Agnes neben sich zu spüren.
    Am Abend zuvor hatte Wilhelm von Cluny die Mägde wecken lassen, die Gwyn einen großen Zuber mit heißem Wasser füllten, in dem es sich vortrefflich ausspannen ließ. In dem Bad ausgestreckt, die verspannten Glieder wohlig warm, erzählte Gwyn seinem Gastgeber von dem plötzlichen Angriff der beiden Stallknechte. Ein Bader hatte Gwyn die Schultern massiert und die blauen Flecken versorgt. Und dann war Gwyn nur noch in das saubere Bett gefallen und sogleich in tiefen Schlaf gesunken.
    Das Urteil gegen die zwei Knechte war noch in derselben Nacht gesprochen worden, nachdem der Haushofmeister seinen Herrn geweckt hatte. Jetzt rief die Glocke der Burgkapelle, um die sterblichen Überreste des unglücklichen Sween auf einem stillen Platz mit einem Gebet zu bestatten. Da der Mann ein Freier gewesen war und er in der Burgumfriedung gewaltsam zu Tode gekommen war, waren alle Ausgaben Sache des Lehnsherrn. Gwyn sprach ein stilles Gebet angesichts der Leinenhülle, in die der Köhler gewickelt war.
    »Jetzt seid Ihr mit Eurer Judith wieder vereint, Master Sween«, beendete Gwyn sein Gebet.
    In Gedanken dankte er Gott für das Glück, diese Nacht überlebt zu haben. Er wusste, neben Glück waren es auch seine Behendigkeit und seine Geistesgegenwart gewesen, die ihn unversehrt gelassen hatten. Aber nun erfasste ihn eine seltsame Art der Trauer. Seine Traurigkeit wollte gut zu dem verregneten Morgen passen, in dem nicht nur das Gemüt, sondern alles ringsum scheinbar ohne Farbe war.
    Der unschuldige Jack war auf Weisung des Herrn von Cluny bereits in den frühen Morgenstunden aus der Burg gejagt worden. Wenigstens war ihm die Auspeitschung erlassen worden. Nachdem Gwyn dies wusste, hielt ihn nichts mehr in der Burg. Er wollte nur noch fort. So wartete er nicht mehr auf Lord Towe, sondern verabschiedete sich von Herrn Wilhelm von Cluny, der wohl hoffte, Gwyn für eine Arbeit in der Burg noch einmal gewinnen zu können. Gwyn versprach dies, bat aber um etwas Zeit.
    Dann machte er sich auf und schritt zum Burgtor.
    Kurz davor überholte ihn ein ärmlicher

Weitere Kostenlose Bücher