Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
Vom Netzwerk:
wo er und der Köhler hinter der hölzernen Wand geschlafen hatten. Da hingen allerlei Riemen, eine schwere Trense für ein Kriegspferd und ein dickes, breites Stück Tau.
    Gwyn griff danach, riss das ganze Bündel an sich und schleuderte es dem Angreifer entgegen.
    Der wehrte es mit seinem Stock ab und stieß erneut nach Gwyn. Aber der hatte sich schnell zur Seite gedreht und eine hölzerne Heugabel ergriffen. Mit ihr wehrte er ein, zwei Stöße ab, wissend, dass er mit diesem Manöver den Angriffen des Stockfechters nicht lange würde standhalten können. Der Griff zu seinem Bogen war ihm unmöglich, und den Gedanken daran verwarf er sogleich wieder.
    Mit einem weiteren Blick erkannte er, dass auch sein Gefährte Sween in arge Nöte gekommen war. Der Knecht prügelte den Köhler mit seinem Knüppel ordentlich, und nur ab und zu gelang es dem Köhler, sich mit seiner Axt etwas Luft zu verschaffen.
    Längst waren die Pferde in der Stallung unruhig geworden. Der ungewohnte Lärm ließ sie nervös werden. Gwyn gelang es, den Knecht mit seiner Forke auf Abstand zu halten. Bis dieser ihm mit einem heftigen Schlag die Gabel aus der Hand schlug, blitzschnell darauf trat und Gwyn böse angrinste.
    »Komm, hol dir den Tand«, lockte er.
    Er machte einen Stoß auf Gwyn zu, dem es aber gelang, erneut auszuweichen und unter die Bäuche der angeleinten Pferde hindurchzuschlüpfen. Die Tiere erschraken und begannen, wild zu keilen. Dies noch mehr, als der Knecht mit seinem Stock weiter wild nach Gwyn stieß, in der Hoffnung, ihn zu treffen, um ihm dann wohl ganz den Garaus zu machen.
    Gwyn kämpfte um sein Leben.
    Er schwang sich wieder zur Seite über die hölzerne Absperrung. Eines der Pferde schnappte nach seinem Arm, verfehlte ihn aber. Als er einen Schrei hörte, sah er Sween, der vor dem anderen Angreifer stand, wütend und sich vor Schmerz das Handgelenk haltend.
    Der Mann hatte dem Köhler die Hand gebrochen.
    Sween hob plötzlich mit der anderen Hand seine Axt hoch und schleuderte sie gegen seinen Angreifer. Dies geschah, bevor Gwyn rufen konnte, denn er wusste, dass der Gefährte nun ohne Waffe war.
    » Eine Axt werf gegen einen guten Kämpfer niemals!
    Denn der wird sie noch in der Luft treffen.
    Dann bist du ohne Waffe, und der andere hat leichtes Spiel!«
    Genau so, wie es Eldrige ihm einmal geschildert hatte, so war es hier. Der Knecht traf die schwere Axt mit seinem Stock im Fluge. Der Stoß lenkte das schwere Werkzeug ab. Die Axt verschwand zwischen den angebundenen Pferden. Sogleich hob ein lautes schmerzhaftes Wiehern und Stöhnen an. Die Tiere begannen, um sich zu keilen. Wohl hatte die Axt eines der Pferde getroffen.
    Der nun einsetzende Tumult in der großen Stallung war unbeschreiblich.
    Gwyn zog den Kopf ein und lief geduckt hinüber zu Sween. Aber sein Verfolger war schneller und stieß ihm den Stock zwischen die Füße. Gwyn stürzte und fiel zu Boden. Nun spürte er auf einmal Todesangst. Er wusste, diese beiden Knechte würden ihn und Sween gnadenlos erschlagen. Er stützte sich auf die Arme und robbte verzweifelt an einen Mauervorsprung, mit den Beinen strampelnd, um den Hieben und Stößen des nachsetzenden Mannes zu entgehen. Da fand der Faber eine Hacke, so wie sie die Bauern für die Feldarbeit nutzen.
    Wenn es ihm gelänge, diese zu greifen, dann …
    Doch sein Verfolger war nicht mehr hinter ihm. Als Gwyn endlich wieder auf seinen Füßen stand, war von seinem Verfolger nichts mehr zu sehen. Gwyn blickte sich schnell suchend um. Der Mann lag dort drüben am Boden, direkt neben den Pferden. Wahrscheinlich hatte eines der Tiere ausgeschlagen und den Verfolger getroffen.
    Als Gwyn sich wieder zu Sween umwandte, sah er nur noch den anderen Mann. Sein langes Holz in beiden Fäusten, hieb er dem am Boden liegenden Köhler das Ende gegen den Schädel, so als wolle er eine große Nuss knacken. Jeder Stoß ergab ein böses Geräusch.
    »Halt ein!«, schrie Gwyn, riss die Hacke hoch und schlug dem Mann das Holz mit einem Hieb zur Seite. Durch die Wucht riss es auch den Angreifer um, und der stürzte zu Boden.
    »Hölle und Finsternis!«, fluchte es plötzlich hinter ihm. »Was für ein Lärm ist hier?«
    Zwei Hände griffen Gwyns Handgelenke. Weitere Männer drängten in den Stall. Der Lärm der Pferde schien längst die ganze Burg geweckt zu haben.
    »Nehmt ihnen die Knüppel weg!«, befahl mit ruhiger Stimme Herr Wilhelm von Cluny, der Haushofmeister.
    Gwyn keuchte vor Anstrengung.
    Der Adelige trat zu

Weitere Kostenlose Bücher