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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Reisegefährten Sween, der stumm in einer Kuhle aus Stroh saß, eine Pferdedecke um die Schultern. Es roch angenehm. Gwyn mochte diesen Duft. Der Anblick des traurigen Gefährten aber dauerte ihn.
    »Hast gehört, William. Sie wollen den Mann peitschen …«
    Der Köhler antwortete nichts, sondern starrte nur vor sich hin. Gwyn wusste mit seinem Gefährten nichts mehr anzufangen. Zumal, es war spät, und der Tag war lang gewesen. Er wollte erst einmal nur schlafen. Morgen, gleich in der Frühe, würde er mit Lord Towe selbst noch einmal sprechen.
    Gwyn wühlte sich ein wenig tiefer in den Strohhaufen und deckte sich mit einer der Pferdedecken zu. Die Decke roch nach dem getrockneten Schweiß der Pferde und ein wenig nach Heu. Dann schloss er die Augen und war gleich darauf eingeschlafen.
    Als er erwachte, war er schlaftrunken. Er hatte von Agnes geträumt. Es war einer derjenigen Träume, über deren Ende man ungehalten ist. Und solch einen süßen Traum liebte er immer, war er doch voller Zärtlichkeit, die er mehr als einmal leibhaftig erfahren hatte. So war er ungehalten über die Störung. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. Sween kniete neben ihm. Er war es auch, der ihn geweckt hatte. Mit einer Handbewegung deutete er dem Faber, still zu sein, und dann deutete seine Hand in eine Richtung, hinter einen hölzernen Verschlag. Bevor Gwyn verstehen konnte, was die geheimnisvollen Handbewegungen zu bedeuten hatten, sprang Sween mit einem finsteren Laut aus seinem Stroh hervor. In seiner Rechten hielt er seine Axt.
    Gwyn stürzte ihm nach.
    Im Schein von zwei Fackeln saßen dort zwei Männer. Es waren Knechte, wie sie auf den Burgen als Träger und als Kriegsknechte, als Helfer im Stall genauso dienten wie als Waffenträger ihrer ritterlichen Herren. Diese beiden Männer waren schon älter, und beide wirkten grob. Ihre verwahrlosten Kleider wiesen sie beide als Pferdeknechte aus. Beide hatten hinter diesem Verschlag ihr Nachtlager bereitet. Als sie Sween mit seiner Axt in der Hand erkannten, sprangen beide auf die Füße, jeder einen großen, hölzernen Knüppel in den Händen.
    »Komm her, Kohlenbrenner«, knurrte einer der beiden Männer böse.
    »Hast gelauscht, was?«, knurrte der andere böse in Sweens Richtung.
    Er ging einen Schritt nach vorne. Gwyn aber wollte ihn zurückhalten.
    »Sween, bist du toll, was soll der Tanz?«, rief er.
    Aber der Köhler wandte sich nicht um. Er knurrte nur, ohne seinen Gegner aus den Augen zu verlieren.
    »Sind Mörder, alle zwei. Haben meine Judith erschlagen.«
    Gwyn zweifelte an den Worten des Köhlers.
    »Will, halt ein in Gottes Namen! Du siehst schon Gespenster.«
    Statt der Aufforderung Folge zu leisten, griff der Köhler den Mann an. Der Knecht konnte den Hieb mit der Axt abwehren und drehte sein Holz so, dass er den Köhler mit dem stumpfen Ende an der Schulter traf. Ein zweiter Hieb traf den Mann am Arm, und beinahe hätte der Köhler seine Axt fallen lassen.
    Gwyn wollte dazwischen treten.
    Doch der zweite Knecht ging drohend mit seinem Knüppel auf Gwyn zu.
    »Halt ein, Gevatter«, sagte der Goldschmied, »ich will dir nichts. Aber ich denk, mein Gefährte hat den Verstand verloren. Nehmt ihm die Axt weg.«
    Der Köhler wandte sich nicht um, sondern schrie nur laut und voller Wut: »Gwyn! Die beiden waren’s wahrhaftig, ich lauschte dies.«
    Gwyn war sich unsicher, und in dem Moment griff ihn der andere Knecht an.
    »Der Teufel hol Eure Seel, Faber!«
    Gwyn konnte dem wuchtigen Stoß an seine Kehle gerade noch ausweichen, indem er den Kopf zurück riss. Er kannte Stockfechter, und dieser Knecht hier schien ähnlich wie Fletcher, der Pfeilmacher, sein Handwerk zu verstehen. Ein fester, gut gezielter Stoß mit einem solchen Knüppel tötete einen Mann ohne Halsschutz und raubte auch einem Mann im Harnisch für einen Augenblick den Atem.
    Gwyn ließ sich zu Boden fallen, immer die Worte von Eldrige im Ohr, der ihm ein paar Tricks und Finten der Stockfechter beigebracht.
    » Wenn du ohne Spieß und Schwert,
    Söhnchen, dann lass dich fallen auf die Erd.
    Dort roll dich hin und her, dann bist du ein
    schweres Ziel für deinen Gegner. Sieh zu,
    dass schnell du Deckung kannst gewinnen,
    eine Mauer oder besser noch einen
    kundigen Gefährten im Rücken.
    Dann nimm alles, was den Schlag des
    Knüppels fälscht und mildert.
    Es sei nur länger als dein Arm,
    sonst wird der andere Sieger sein.«
    An diese Worte musste Gwyn jetzt denken.
    Er rollte sich zur Seite, dort

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