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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Agnes sich dies wünschten?
    »Setzt Euch doch ein wenig«, bat sie und kniete selbst am Wegrand nieder. Sie verbarg ihre Beine unter dem langen Rock, den sie trug, und strich den Stoff mit beiden Händen glatt.
    Gwyn setzt sich neben sie in das frische Gras, legte seinen Bogen und sein Reisebündel daneben. Dann erzählte er, wer er sei, woher er kam und, zuletzt, in welch einer Lage er sich mit seiner Frau befand.
    »Mein Weib und ich, wir möchten, dass Ihr unter unserem Dache lebt, so lange, bis das Kind zur Welt kommt. Gleichzeitig hoffen wir, dass es ein wenig später nur kommt. Niemand soll böse Gedanken haben, denn es ist unser Kind.«
    Glenda hatte sich alles genau angehört. Sie strich sich über ihr langes, blondgelocktes Haar, und Gwyn ertappte sich erneut dabei, dass er diese Geste sehr anmutig fand. Wie er es überhaupt immer mehr genoss, neben ihr zu sitzen. Auf einmal machte es ihm nichts mehr aus, dass er zu dieser Frau sogleich ein tiefes Vertrauen hatte, das er sich gar nicht erklären konnte.
    Sie hat mich sicher verhext, musste er denken.
    Eine Weile blieben sie beide so sitzen. Keiner sprach, und Gwyn beobachtete die Schwalben, wie sie in wildem, aufregendem Flug durch den sanften Rundbogen der Brücke flogen, tief über das schnell fließende Wasser segelten und dabei das eine oder das andere Mal mit den Flügelspitzen ins Wasser eintauchten. Sie machten keine Bewegung mit ihren langen, schlanken Schwingen, und nur die Spitzen der Schwanzfedern schienen die Vögel zu steuern. Ihre lauten Rufe waren neben dem Rauschen des Wassers die einzigen Geräusche weit und breit.
    Sicher, ganz sicher hat sie mich verhext, musste er erneut denken, und der Gedanke daran machte ihm keine Angst. Die Stimmung war seltsam in diesem Augenblick Es war ihm recht, dass sie nicht gleich antwortete.
    Endlich wandte sie sich zu ihm und sah ihn an.
    Sie hat grüne Augen, musste Gwyn bei sich denken, und grüne Augen gefallen mir bei einer Frau sehr gut.
    »Wenn ein Kind zur Welt kommt, ist es Gottes Wille«, sagte Glenda ernst. »Es ist eine große Sünde, dies zu verzögern und der Fügung des Herrn so Einhalt zu gebieten.« Bevor Gwyn etwas darauf antworten konnte, sprach sie weiter. »Bitte, seid so galant und helft mir auf.«
    Gwyn sprang auf die Füße und hielt der Frau die Hand hin. Sie erhob sich, und er vergaß, sie loszulassen. Dann tat er es doch. Sie strich noch einmal ihr langes Kleid glatt, ergriff dann den Korb und schritt den Weg weiter. Einmal wandte sie sich um und rief ihm zu, er solle ihr folgen. Und Gwyn tat es nur zu gern.
    Sie hat grüne Augen, diese Hexe, dachte er wieder. Und sie ist schön, diese Hexe ist sogar sehr schön.
    Glenda führte Gwyn über die Wiesen neben dem Bachlauf zu einem dunklen Hochwald. In einer Senke, umgeben von dichten Haselsträuchern und recht betagten Apfelbäumen, lag ein Haus. Es war sehr klein, aber solide aus Stein gebaut und mit weißem Kalk verputzt. Gwyn konnte sich dem eigenen Zauber dieser Frau inmitten dieser schlichten und ruhigen Umgebung nicht entziehen.
    Sie ließ ihn draußen warten und brachte ihm einen Krug mit frischem Wasser. Er sollte sich ein wenig gedulden, denn sie wollte erst ihre frisch gesammelten Kräuter trocknen und dann noch ein wenig Arzneien einpacken, um mit Gwyn nach Bath zu wandern.
    Gwyn machte es sich vor der Türe auf der sonnenbeschienenen Seite bequem und trank ein paar Schlucke von dem kühlen, frischen Quellwasser. Er war neugierig, sehr neugierig, was die Frau in dem kleinen Haus wohl machte, mehr noch, was überhaupt in dem kleinen Haus zu finden sein würde. Und so viele Fragen schwirrten ihm auf einmal im Kopf herum.
    Als er sich umwandte, erschrak er sich zutiefst bei dem, was er da sah. Drei Schritte von ihm entfernt stand ein Hund.
    Ein riesiges Tier, wohl einer jener irischen Wolfshunde, mit langem, zotteligem Fell bedeckt. Als Gwyn sich wieder etwas gefasst hatte und sich bewegen wollte, begann das Tier zu knurren. Es klang gefährlich, und Gwyn beschloss zu warten, was Glenda zu diesem seltsamen Besuch sagen würde. Als sie nach einer Weile aus dem Hause trat, machte sie nur eine Handbewegung, und der riesige Hund trottete ihr entgegen. Sie streichelte ihm über den mächtigen Schädel und redete leise auf ihn ein. Der riesige Hund baute sich unweit des Hauses unter einem Baum auf und beobachtete würdig seine Herrin mit dem fremden Mann.
    Glenda wandte sich an Gwyn. »Wir können los, Herr Carlisle. Es ist noch

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