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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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nicht gram, oh nein, war ja auch nicht viel zu tun, aber …«
    »Ihr wollt wissen, wo wir waren?«, fragte Jochen ein wenig empört.
    »Aber niemals, bei meiner Ehr als Faber. Ist dies doch einzig eine Sach zwischen Euch und dem Fräulein«, wehrte Gwyn ab. Er mühte sich, dabei ein möglichst unschuldiges Gesicht aufzusetzen. Und nach Jochens Antwort zu urteilen, schien ihm dies gelungen.
    »Ich dank Euch sehr«, entgegnete Jochen zufrieden. »Ich hab gewusst, Ihr seid ein Ehrenmann.«
    »Jochen! Ich will nicht wissen, wo Ihr wart. Lieber will ich wissen, was Ihr gemacht …«
    »Oh, Ihr … Ihr seid ein Schuft. Daher weht der Wind, wollt alles wissen wohl, recht fein erzählt, nicht wahr?«, antwortete Jochen entrüstet. Aber diese Wortplänkelei begann auch ihm allmählich zu gefallen. »Ich sag kein Wort.«
    »Schade, denn Euer Gesicht lässt mich eine eigene Geschichte wissen«, antwortete Gwyn frech.
    »So, und welche?«
    »Ei, wie sollt ich etwas sagen? Erzählt Ihr mir, aber wahrscheinlich traut Ihr Euch doch nicht.«
    Diese Bemerkung war jedoch nicht geeignet, den Drang zu unterbinden, über das Erlebte zu berichten. Eine Weile zögerte Jochen noch, aber Gwyn sah, dass der Gefährte nur die richtigen Worte suchte. Denn er war stolz, ganz ohne Zweifel, und er war besonders stolz auf diese Eroberung. Gwyn hatte sie gesehen: Ingeborg war ein auffallend hübsches Mädchen, höchstens 17 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem freie Bürgermädchen heiraten, um mit ihrem Ehemann bald eine Familie zu gründen.
    »Ihr Name ist Ingeborg«, begann Jochen zögernd.
    »Das weiß ich bereits«, bemerkte Gwyn freundlich.
    »Ah ja? Nun, ich war mit ihr am Fluss. Es war so heiß. Sie trug mir an, ich sollt ihr die Wäsche tragen. Tät ich dies, einen Platz wollt sie mir zeigen, der weitab liegt von den Waschplätzen der anderen Weiber. Was hätt ich tun sollen?«
    »Na tun, was sie Euch gesagt«, antwortete Gwyn.
    Jochen nickte freudig.
    »Nun, ich hab’s getan. Ich trag also den Korb mit all den Beinkleidern, Hemden und Cotten, all den Strümpfen. War wohl die Wäsche von halb Landshut. Und nicht genug. Sie lädt mir noch zwei große Stücke Seife auf und ein paar Bürsten.« Er seufzte und bettete schnell ein Paar prächtige Ohrringe in eine Schachtel aus Samt.
    »Ei, warum lasst Ihr Euch bepacken wie ein Esel und sagt gar nichts?«, fragte Gwyn unschuldig.
    »Gwyn, hättet ihre Augen sehen sollen! So fein und ein Lachen so mild. Ich könnt kein Wort ihr abschlagen. Versteht Ihr das?«
    Für einen Moment sah Gwyn das Gesicht von Agnes, dann das Gesicht von Glenda, und er nickte. Das war sein Geheimnis, und er wollte davon kein Wort preisgeben, nicht einmal Jochen gegenüber, den er so gut leiden mochte. Aber er verstand ihn nur zu gut.
    »Ihr tragt ihr also all die feinen Sachen?«, stellte Gwyn fest.
    Jochen nickte nur und erzählte weiter. »Der Fluss dort hat viele seichte Stellen. Watet man hinüber, wird das Wasser kalt und klar. Da ward ein Platz, sehr fein und still, ganz ungestört. Da also kniet sie hin und …«
    »Wäscht«, bemerkte Gwyn fröhlich.
    Jochen lächelte gequält. »Ja! Hätt mir was anderes wohl gewünscht«, seufzte er und verdrehte die Augen.
    »Und Ihr? Was habt Ihr getan?«
    »War wie ein Troll, ohne Verstand. Ich reich ihr all die Wäsche. Die nasse Wäsche nehm ich wieder an mich und breit sie aus auf dem Boden.«
    »Jochen!«
    Gwyn schüttelte den Kopf, bemüht, ein zutiefst sorgenvolles Gesicht zu machen. Aber es gelang ihm nicht. Die Komödie hatte schon zu lang gedauert. Gwyn begann laut zu lachen, so dass ringsum die Leute aufmerksam herübersahen.
    Jochen bekam einen roten Kopf vor lauter Verlegenheit. »Ja, lacht nur. Was sollt ich denn tun?«
    Gwyn beruhigte sich und beugte sich etwas näher. »Sagt mir einmal, was Ihr tun wolltet? «
    »Wisst Ihr genau«, antwortete Jochen grob.
    »Sagt es mir!«, verlangte Gwyn aufmunternd.
    Jochen lächelte, und dann schnalzte er mit der Zunge. »Hätt ihr gern unter ihren Rock gegriffen. Hätt gern gewusst, wie zart ihr Flaum. Hätt gern gewusst, wie sehr sie’s mag, mit mir zu liegen und all die feinen Dinge zu tun, die man gerne macht mit einem Weib.«
    »Und dann?«
    »Was und dann?«, fragte Jochen und machte wieder dieses seltsam einfältige Gesicht.
    »Sie ist ein ehrbares Mägdlein, du tust ihr Gewalt …«
    »Haltet ein, Herr Carlisle. Noch ist nichts geschehen. Hatte ja keine Gelegenheit.«
    »Ach so, ich vergaß. Nur

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