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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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einen solchen Weg gehen?«, fragte Gwyn erstaunt.
    »Den Weg haben Ingeborg und ich vor zwei Sommern entdeckt. Er ist unser kleines Geheimnis. Niemand wagt sich hierher. Zumal, wir sind ja auch noch nicht da.«
    Jetzt lächelte sie ein wenig, so als ob sie dieses Geheimnis besonders genießen mochte. Sie schritt über einen winzigen Pfad durch das dichte Grün davon. Auf der Insel war das Grün sehr hoch, und selbst die mächtigen Weiden standen hier üppig und besonders fest. Sie folgten dem dämmrigen Weg eine kleine Weile und erreichten dann die andere Seite der Insel. Hier tat sich zwischen hohem Schilf eine kleine Bucht auf, in der das Wasser still lag wie in den warmen Badebecken, die er von Bath her kannte.
    Sie blieb stehen und beschrieb mit der Hand einen Kreis.
    »Dies ist ein ganz geheimer Platz, Herr Carlisle. Wie findet Ihr ihn?«
    »Er ist allerliebst, und er passt zu einer schönen und etwas geheimnisvollen Frau wie Euch.«
    Sie lachte leise. »Ihr seid so galant, Herr Carlisle, und Ihr findet immer Worte, die fein klingen.«
    Sie wandte sich um und begann, ihr Kleid zu öffnen. Sie ließ das Überkleid fallen, da, wo es gerafft war, und darunter trug sie nur eine feine, ganz dünne Cotte.
    »Was tut Ihr da, mein Fräulein?«, fragte Gwyn ein wenig einfältig.
    »Oh, ich vergaß. Dieser Platz ist zum Bade gar fein. Und er kostet weniger als im Badehaus, gar nichts nämlich. Das Wasser hier ist immer sauber und besonders klar. Und es war ein gar so heißer Tag.«
    »Wohl wahr«, bestätigte Gwyn.
    Sie nickte und zog sich dabei die Cotte von den Schultern. »Muss Euch gestehen, ich kann nicht schwimmen. Kenn auch niemanden, der dies kann.«
    »Oh, schwimmen kann ich«, sagte Gwyn, »als Knaben querten wir oft die Themse.«
    Die Frau lächelte ihn an, und Gwyn musste einen Moment die Augen schließen. Bis auf ihre Haube war sie nackt. Und die Haube abzulegen, dies tat kein ehrbares Mädchen, selbst nicht in solchen Momenten wie diesen. Sie watete mit langsamen, vorsichtigen Schritten ins Wasser. Gwyn zog sich ebenfalls aus, so rasch er konnte. Er zerrte sich das Beinkleid herunter und sprang mit zwei Schritten neben sie. Sie war stehen geblieben und sah ihn an. Dann nahm sie seine Hand und schritt tiefer ins Wasser hinein.
    Wenn sie nun eine Flusselfe ist?, musste Gwyn denken. Dann zieht sie mich ins Wasser, und ich muss unten auf dem Fluss leben für alle Zeit. Er sah die Frau noch einmal von der Seite an und wusste, dies würde ihm bei Anna nicht sehr viel ausmachen.
    Bald reichte beiden das Wasser bis zur Taille. Anna ließ seine Hand los und glitt mit einem Seufzer in das dunkel gewordene Wasser. Gwyn tat es ihr nach.
    Eine Weile planschten sie herum, und Gwyn tauchte nach ihren Zehenspitzen. Auf einmal drängte er sich aber an sie und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Sie hatte ihre Hände vor ihre Brüste gehalten, und als sie ihre Arme um seinen Hals schlang, war Gwyn, als wäre das Wasser so heiß wie in den Thermen von Bath. Er küsste sie lange auf ihren Mund, dann im Gesicht, am Hals, und zuletzt küsste er ihren nassen Busen. Anna streichelte seine Waden und griff nach seinem Geschlecht. Und beide spürten, wozu sie jetzt noch Lust hatten. Sie lachte, wandte sich sanft um und watete mit schnellen Schritten ans Ufer. Gwyn folgte ihr. Dort kniete sie auf ihrem Kleid nieder, das da auf dem sandigen Boden lag, und Gwyn kniete hinter ihr, umschlang sie mit seinen Armen und wünschte, er könne in sie hineinkriechen von diesem Moment an, und dies möge endlos lange dauern.
    Sie wussten es beide nicht, wie oft sie einander in dieser Nacht begehrt hatten. Es war ihnen nicht kalt, denn fror der eine, wärmte der Körper des anderen. Dann lagen sie still nebeneinander, ein wenig erschöpft und glücklich. Ab und zu glaubten sie, ein Geräusch durchs Schilf zu hören, so als suche man nach ihnen. Dann hielten sie den Atem an, und war es nichts, küssten sie sich, gleichsam wie eine Belohnung dafür, dass sie noch Zeit hatten, beieinanderzuliegen und den warmen Körper des anderen zu spüren. Über ihrem Platz war ein wenig vom Himmel zu sehen, und im fahlen Licht der Sommernacht erkannten sie die ersten Sterne.
    »Gwyn?«
    »Ja?«
    »Gwyn, Liebster!«
    »Sag noch einmal Liebster«, bat er sie leise.
    Sie lachte glücklich in der Dunkelheit. »Liebster!«
    »Das ist sehr schön.«
    »Was ist schön?«
    »All dies, dieser Abend, der Platz und dass ich dich beschlafen durfte.«
    »Es ist das letzte Mal,

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