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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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dass ich an diesen Ort komme.«
    »Warum …?«
    »Ich werde heiraten.«
    »Du bist bereits versprochen?«
    »Nein, dies wird erst morgen geschehen. Da werd ich mich jemandem versprechen.«
    »Warum erst morgen?«
    »Als ich dich sah, wusste ich, erst wenn ich dich geliebt, dann will ich eine Braut sein.«
    »Das ist gegen Sitte und Brauch.«
    »Ich weiß, aber ich wollt, dass dies so wird. So, dass ich immer daran denken kann, wenn mir danach.«
    »Du könntest auch mich heiraten.«
    »Nein, Gwyn. Du willst die Welt sehen. Und du tust es. Zudem, ich sah’s dir an. Du bist noch auf der Suche nach Wundern, die dich staunen lassen.«
    »Woran hast du das gesehn?«
    »Deine Augen, Gwyn, deine Augen.«
    Er schwieg und zog sie noch fester an sich.
    »Ich habe recht gesehen, nicht wahr?«, fragte sie ihn.
    »Ja …«
    »Er heißt Ignaz Leintaler«, begann Anna zu erzählen, »Herr über drei eigene Fuhrwerke. Ein braver Mann, wohl alt, aber nicht gebrechlich. Geld hat er gespart, und jetzt macht er mit seinen Gespannen ein gutes Geschäft. Wenn das Stechen zu End, dann will er wenigstens zwei weitere Gespanne und eine Mühle kaufen.«
    »Ein reicher Mann, den du bekommst.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Begehrt ihn auch dein Herz?«, wollte Gwyn wissen.
    »Das ist nicht wichtig in einer Ehe. So sagen es der Priester in der Kirche und auch meine Mutter. Wir sind acht Kinder zu Hause. Ich gebe ihm eine feine Ehefrau. Dies nutzt uns allen. Deshalb werde ich morgen dem Leintaler mein Wort geben, wenn er um meine Hand bittet.«
    »Er wird es tun?«
    »Ganz bestimmt, Gwyn.«
    Spät in der Nacht kehrten sie in die Stadt zurück. Jochen und Gwyn brachten beide Frauen noch in das große Gesindehaus unweit der Mauer, wo sie mit den anderen Waschmägden für einen Groschen die Nacht verbrachten.
    Jochen blieb einsilbig, und Gwyn vermutete, dass er nicht das erreicht hatte, was er sich vorgestellt. In der Schenke war man noch auf, und die beiden Faber beschlossen, noch einen Krug Dunkelbier zu trinken.
    »Warum so finster, Freund Jochen?«, fragte Gwyn fröhlich.
    »Weil ich, bei Gott, keinen Grund habe, so fröhlich zu sein, wie Ihr es seid.«
    »Warum dies?«
    »Denkt nur, dieses Weib. Einen Kuss konnt ich ihr wohl noch rauben, aber für mehr hat’s nicht gereicht. Erst sollt ich um sie freien.«
    »Das ist arg«, sagte Gwyn ein wenig bedauernd.
    »Ich wollt ein wenig im Fluss baden. Nicht so wie im Badhaus, wohl ein wenig anders. Ein kühles Wasser für den Leib, weil es doch so heiß. Sie sagte, sie gehe nur mit mir, wenn ich um sie freie, denn dann wüsst sie einen Platz, der sei zu schön für nur einmal untertauchen und sonst nichts.«
    Gwyn nickte, antwortete aber nichts. Was sollte er schon sagen? Die beiden Frauen wussten genau, was sie wollten, und beide wussten noch mehr, was sie nicht wollten.
    »Ihr sagt, Ihr habt sie gern. Was ist so schwer für Euch?«
    »Gwyn«, antwortete Jochen fast ein wenig flehentlich, »wollt in die Welt gehen, so wie Ihr. Was Ihr schon alles gesehn, das will ich auch.«
    Gwyns Miene wurde ernst. »Gott ist mein Zeuge, ich tat’s nicht immer aus freien Stücken.«
    »Aber …«, hub Jochen erneut an.
    Gwyn unterbrach ihn. »Wenn Euer Verstand rät, die Welt zu sehen, und Euer Herz ist bei dem Mägdelein, dann lasst Euer Herz entscheiden. Denn sonst wird Eure Reise nicht weit führen, denkt Ihr doch immer an das, was Ihr nicht habt. Die, die besitzen, vermählen einander wegen des Geldes. Wir Freien haben unser Herz.«
    Danach gingen beide Männer zu Bett, ohne noch ein Wort zu sprechen.
    Am Tag darauf warteten Gwyn und Jochen vor der Kirche.
    Wohl hatten sie beide die Messe besucht, aber gleich nach dem Segen des Priesters schritten sie hinaus und warteten. Denn nach der Messe kam ein Hochzeitslader, den sie hier gern den Künder nannten.
    Der Mann erschien in einem feinen blauen und weißen Wams, baute sich vor dem Kirchenportal auf und begann plötzlich zu rufen.
    »Ihr Leut, haltet ein, lasst Euch sagen,
    Gevatter Ignaz ließ ein Mägdlein fragen,
    ob sie sein Weib will werden und ihm selbst gehören,
    und seht Euch an nur seine Wahl.«
    Damit deutete er auf Anna, die in einem schlichten, feinen Leinenkleid plötzlich draußen vor der Kirche stand, einen Blumenkranz statt ihrer Haube auf dem Haar, umgeben von weiteren Mägden. Gwyn erkannte Ingeborg gleich neben ihr.
    »Der Ignaz Leintaler bittet um die Hand der keuschen Jungfer Anna Mühlbach. Und …«, rief er laut.
    Der Mann war näher

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