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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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wenig aufzurichten. Bereits bei der kleinsten Bewegung schmerzte sein Schädel, als würde ihm ein eiserner Bohrer tiefer und tiefer gedreht. Er stellte fest, dass er auf einem Strohsack am Boden lag.
    »Oh, das Söhnchen ist wieder munter.«
    Gwyn erkannte das Gesicht von Eldrige, der sich über ihn beugte und ihn angrinste.
    »Wo bin ich …?«
    Gwyn hörte eine seltsame Stimme, die dies fragte. Es schien nicht seine eigene zu sein. Der Wirt lachte.
    »Hast fast fünf Tage und fünf Nächte geschlafen. Erst war mir, du würdest niemals mehr erwachen. Du hattest hohes Fieber.«
    Gwyn versuchte zu verstehen, aber es gelang ihm nicht. Er konnte sich an nichts erinnern. »Mein Schädel ist wie Honig. Sag, was ist geschehen?«
    Der Junge musste jedes einzelne Wort langsam sprechen und die Silben dabei formen, so als müssten sie noch gebacken werden wie ein Stück Brot. Neben ihm kniete eine kleine braunhäutige Frau. Das war Amah, die stumme Gefährtin des Riesen. Sie hielt Gwyn eine Schale an den Mund. Er schluckte vorsichtig die heiße Brühe, die sie ihm einflößte. Der Geschmack der Suppe brannte in seinem ausgetrockneten Mund. Es kam ihm vor, als würde diese Flüssigkeit schon versickern, bevor sie seinen trockenen Schlund erreichte.
    »Eldrige, was ist geschehen?«
    »Nichts, Söhnchen. Gar nichts.« Der Wirt lachte wieder, jetzt lauter, so als wenn ihn jemand bei einem Schelmenstreich ertappt hätte.
    »Aber versteh mich«, fing Eldrige an zu erzählen, »wolltest auf den päpstlichen Abgesandten losgehen, nur mit deinen Fäusten. Zumal, Fresenius war nicht allein. Der hatte noch ein ganzes Dutzend Knechte bei sich. Bist plötzlich los. Da habe ich mit meinem Eichenstock zugeschlagen. Nimmst mir das wohl nicht übel. Aber was ein Britenschädel ist, der hält solch Schlag wohl aus.« Nach diesen Worten lachte er wieder laut und dröhnend.
    Gwyn tastete nach seinem Kopf. Sein Haar war mit trockenem Blut ganz verkrustet. Er fühlte vorsichtig über einen dicken Ballen Stoff.
    Amüsiert erzählte Eldrige weiter, wie er den bewusstlosen Jungen über die Schulter geworfen hatte und, so schnell er konnte, in dem dunklen Gassengewirr verschwunden war. Amah war in all der Zeit an seinem Lager gesessen und hatte ihn gepflegt.
    »Was ist mit dem Meister?«
    Obwohl Gwyn die Antwort ahnte, klammerte er so etwas wie ein wenig Hoffnung an diese Frage. Eldrige antwortete ihm nicht. Aber an seiner Miene erkannte Gwyn, wie düster auch Eldrige die furchtbare Nacht noch in Erinnerung hatte.
    Ohne eine Antwort drehte der Mann sich um und verschwand im Schankraum.
    Amah, die stumme Gefährtin des alten Kriegers, wusch vorsichtig Gwyns Kopf. Als sie den Verband abnahm, ertastete er eine nasse Stelle und die Schwellung ringsum, die sich wie eine reife Frucht anfühlte. Amah zog seine Hand weg und strich einen hellen Brei auf die Stelle. Dies tat ihm gut, und der Schmerz blieb erträglich. Im Laufe des Abends ging es ihm etwas besser. Das Fieber sank, und die schweren Kopfschmerzen nahmen ein wenig ab. Halb schlafend, halb wachend dämmerte Gwyn die nächsten Stunden dahin. Wie in weiter Ferne hörte er das Stimmengewirr aus der Schenke, die derben Trinklieder und zotigen Scherze der Gäste.
    Als Eldrige später wieder nach ihm sah, hoffte Gwyn erneut, etwas über den Verbleib des Meisters zu erfahren. Langsam setzte sich Gwyn in seinem Lager auf. Eldrige sah ihn nur an und seufzte schwer. Dann drehte er sich um und humpelte in ein Eck der Kammer. Hinter einem Stein, an der Wand verborgen, zog er ein festes Paket aus Leinen hervor. Behutsam gab er es dem Lehrling. Dazu ein Pergament, welches mit einem Knoten versiegelt war.
    »Dies gab er mir, als er wusste, dass Fresenius ihn finden würde. Ich sollt’s dir geben, wenn er … ich sollt’s dir geben.«
    Eldrige zögerte. Gwyn sah, wie schwer ihm weitere Worte fielen.
    »Söhnchen … werd gesund.«
    Diese Worte hatte der Riese hastig gemurmelt. Dann verschwand er erneut in der Schenke.
    Gwyn öffnete das Siegel und entrollte das Pergament. Es war ein Brief, geschrieben von Peter Fallen. Als er die fein geschriebenen Worte sah, musste er daran denken, wie schwer dem alten Mann das Schreiben gefallen sein musste. Konnte er doch mit seinen gichtgepeinigten Fingern kaum noch etwas festhalten. So begann er zu lesen und spürte sein Herz dabei heftig klopfen.
    Gwyn, mein Lehrling,
    schreibe Dir in glücklichster wie traurigster Stund. Deine Lehrzeit ward mir Freud und Stolz. Warst

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