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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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erkannte, dass den Mann ein Pfeil genau in die Kehle getroffen hatte. Die einzige Stelle, die ungeschützt war.
    »Er hat einen Bogen!«, raunte die Menge ringsum.
    Fresenius hatte einen Moment auf den Toten gestarrt. Mit schriller, fast überschnappender Stimme schrie er seinen Befehl. »Peter Fallen ist ein Hexer! Zündet seine Höhle an! Brennt, Männer, brennt!«
    Die Knechte ergriffen ihre Schilde und liefen auf das Haus zu. Sie schleuderten brennende Fackeln auf das Tor. Weitere Knechte schossen mit Brandpfeilen auf die Dachluken. Es folgten erneut zwei weitere Pfeile aus der Dunkelheit. Jeder traf einen der Angreifer und tötete ihn. Ein dritter Pfeil traf Fresenius durch das Kettenhemd in die linke Schulter. Der Schuss warf den Reiter hinterrücks aus dem Sattel. Das Pferd, verstört und von seinem Reiter befreit, sprang, nach allen Seiten wild ausschlagend, in die Menge.
    Nun brach der Tumult los.
    Die Menschenmenge begann, mit Steinen und Straßenkot nach den Knechten zu werfen. Einige griffen die Männer mit Knüppeln und großen Steinen an. Gwyn sah mit Entsetzen, dass einige der Dachluken zu brennen begonnen hatten.
    Fresenius wand sich hilflos am Boden. Seine Stimme war schrill vor Wut.
    »Tötet sie! Schont nicht einen! Erschlagt das Pack! Schlagt sie tot, schlagt sie tot …!«
    Die Knechte schienen vor ihrem grausamen Herrn mehr Angst zu haben als vor dem aufgebrachten Pöbel. Mit Streitäxten und Bidhändern droschen sie auf die unbewaffneten Menschen ein. Jeder Streich schlug Gliedmaßen ab, spaltete Schädel und Leiber der niedergemachten Menschen. Die Angst- und Todesschreie der jetzt Flüchtenden gingen unter in dem prasselnden Geräusch des brennenden Dachstuhls. Angesichts des barbarischen Schlachtens ringsum stand Gwyn wie gelähmt.
    Zwei Knechte, jeder mit einer Armbrust bewaffnet, knieten vor Fresenius nieder. Aber sie erkannten in dem dichter werdenden Rauch kein Ziel. Ein weiterer Pfeil schwirrte wie aus dem Nichts heran und traf einen der beiden. Sein Leib sackte zur Seite. Fresenius, ganz wirr vor lauter Angst, kroch zu dem Toten und benutzte dessen Leib wie einen Schild. Dabei heulte und schrie er die wildesten Flüche. Pfeil für Pfeil kam jetzt aus dem lichterloh brennenden Dachstuhl herabgeschwirrt. Ein jeder traf mit einer unheimlichen Genauigkeit. Aber die Pausen nach jedem Schuss wurden immer länger.
    »Meister!«, schrie Gwyn plötzlich.
    Er wollte losstürzen, aber eine schwere Hand riss ihn zurück.
    »Bleib, um der Gnade des Herrn, bleib!«, brüllte eine Stimme hinter ihm.
    Es war Eldrige. Er stand hinter ihm und hielt Gwyn mit aller Kraft fest.
    »Eldrige, hilf ihm …«
    Gwyn versuchte vergeblich, sich aus der Umklammerung des alten Veteranen zu lösen. Unaufhaltsam fraß sich derweil die riesige Feuerlohe durch das Haus. Die Hitze war unerträglich geworden. Ringsum hörte man die Todesschreie der hingeschlachteten Menschen, ihr Stöhnen und Jammern, wie sie, schwer verletzt, nicht mehr rechtzeitig in die Dunkelheit fliehen konnten. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen stürzte dann das Dachgebälk ins Innere des Hauses. Ein Regen aus Funken und brennendem Schilf wirbelte auf den Vorplatz herab. Zwei der Knechte zogen ihren noch immer schreienden Herrn aus der ärgsten Gluthitze.
    Gwyn sah, wie der alte Soldat, der ihn immer noch festhielt, weinte. Tränen liefen ihm über das Gesicht.
    »Bleib, Junge, bleib …«, schluchzte er leise.
    Die Waffenknechte hatten ihre Schlachterei eingestellt. Stumm starrten sie auf das riesige Feuer. Einer der Männer half Fresenius auf die Füße. Kaum zehn Schritt entfernt stand er und blickte in das Flammenmeer.
    »Peter Fallen!«, kreischte er gegen die Flammenwand und schüttelte seine Faust.
    »Das ist dein Ende! Nun gibt es keinen mehr aus deinem Geschlecht! Möge das Feuer deine teuflische Seele verbrennen! Sei verflucht bis in alle Zeit!«
    Gwyn versuchte noch immer, sich aus der stahlharten Umklammerung des Veteranen loszumachen. Er würde auf den Wallonen zustürzen, ihm seine Hände um den Hals legen und ihn so töten. Selbst wenn ihn die Knechte erschlugen, hätte er genug Zeit, den Mann zu erwürgen. Er fühlte mit einem Mal eine schier übermenschliche Kraft, spürte, wie er endlich freikam und sich auf den Verhassten stürzen wollte. Da traf ihn ein furchtbarer Schmerz.
    Dann war nur noch ein stilles Dunkel um ihn.
    ***
    Gwyn erwachte langsam. Sein Kopf schmerzte. Alles drehte sich um ihn, als er versuchte, sich ein

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