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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Eldriges harten Griff ab und blickte den Wirt wütend an. Sein Meister war der Mensch, den er neben seiner Mutter am meisten liebte und verehrte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser gebrechliche alte Mann sich selbst schützen konnte. Jemand musste ihm zu Hilfe eilen.
    Gwyns Entschluss stand fest. Mit einem großen Sprung floh er an Eldrige vorbei hinaus in den Schankraum. Dort sprang er über ein paar Schläfer hinweg, riss die Türe auf und verschwand in der Nacht. Während er durch den Schnee hastete und sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, hörte er noch lange, wie Eldrige seinen Namen schrie.
    Als er in die kleine Gasse einbog, sah er, dass es bereits zu spät war. Wohl ein Dutzend bewaffnete Knechte hatten das Haus umstellt. Fackeln beleuchteten diese gespenstische Szenerie. Inmitten der Schar saß auf einem Pferd ein Mann.
    Gwyn drückte sich mit angehaltenem Atem in den Schatten einer Mauer und beobachtete das Geschehen. Angelockt durch das Licht der Fackeln und den Aufmarsch der Knechte, erschienen plötzlich von überall her Menschen. Aber es waren ganz eigenartige Gestalten. Gwyn bemerkte, wie die Menge der zerlumpten Bettler und Gezeichneten, die Straßenkinder und die versehrten Kriegsknechte fast ohne einen Laut von allen Seiten näher schlichen. Er hörte, wie der Reiter einen kurzen Befehl gab. Daraufhin zogen einige Knechte einen schützenden Kreis um das Pferd und seinen Reiter. Noch immer konnte Gwyn die Gestalt auf dem Pferd nicht genau erkennen. Aber kein Zweifel, dies musste der gefürchtete Wallone sein.
    Er wusste, wie töricht sein Unterfangen, seinem Meister zu Hilfe zu eilen, eigentlich war. Was sollte er allein gegen diese Männer ausrichten? Er besaß noch nicht einmal eine Waffe. Und während er noch überlegte, was er tun konnte, hörte er den Mann auf dem Pferd rufen.
    »Peter Fallen! Im Namen der einzigen Kirche und im Namen des Herrn, den ich hier vertrete und dessen Beauftragter ich bin, kommt heraus und stellt Euch meiner Befragung!«
    Der Rufer parierte sein unruhig gewordenes Pferd. Ringsum war es still. Nur das Zischen der brennenden Fackeln war zu hören, wenn vereinzelte Schneeflocken in das Feuer gerieten. Dies also schien jener Mann zu sein, den man auch den wallonischen Bastard nannte. Wohlweislich nur hinter vorgehaltener Hand. Einen päpstlichen Botschafter von solchem Rang so zu schmähen, war ein schweres Vergehen. Gwyn beobachtete den Mann. Er war eher klein und saß gebeugt auf seinem Pferd. Als das Tier erneut zu tänzeln begann, konnte Gwyn unter dem weiten Umhang ein Kettenhemd erkennen.
    Die Menge hatte zu murren begonnen.
    »Treibt dieses Pack zurück!«, befahl der Berittene.
    Ein paar der Knechte stießen mit ihren Spießen die Bewohner der Nacht etliche Schritte zurück.
    Da ertönte auf einmal Fallens Stimme. Gwyn hörte sie mit großer Erleichterung.
    »Fresenius van Straaten, Abgesandter einer Bande von Heuchlern und fetten Kirchenfürsten. Wenn du etwas von mir willst, komm zu mir, aber allein! Aber ich kenne dich, Fresenius. Ich kenne dich gut. Dazu ist doch Mut vonnöten. Den hast du nicht. Denn du bist feige!«
    Gwyn beobachtete das in tiefer Dunkelheit liegende spitze Dach. Er wusste, Fallen stand oben im Speicher an der kleinen Taubenluke. Von dort hatte er auf alles, was auf dem Vorplatz geschah, einen guten Überblick. Fresenius hatte ebenfalls gehorcht, woher die Stimme des Rufers kam. Er richtete sich im Sattel auf und rief drohend:
    »Kommt heraus, oder muss ich Euch holen lassen? Aber glaubt mir, dies wird nicht ohne Weh, nicht ohne Schmerz für Euch gehen!«
    »Schmerz und Weh!?«, tönte es laut zurück. »Du wagst es, mir mit Schmerz zu drohen? Es gibt keinen Schmerz mehr, mit dem du, Fresenius, mir drohen könntest. Mehr Leid, als du mir zugefügt, kann niemand ertragen. Hol mich, denn ich stell mich nicht unter dein Wort!«
    Fresenius spürte die Unruhe der Leute. Er wusste, dass er schon zu viel Aufsehen erregt hatte. Jeden Augenblick konnte die Menge seine Waffenknechte überrennen. Fresenius war klar, was dann mit ihm geschehen würde. Dieser Gefahr konnte und wollte er sich keinesfalls aussetzen. Er winkte einem seiner Männer. Der ergriff eine schwere Streitaxt und lief zur Eingangstüre. Aber noch bevor er diese erreicht hatte, fiel er mit einem kurzen Schrei auf die Knie. Einen Moment hielt er inne. Dann fiel er nach vorne auf sein Gesicht. Noch einmal zuckte er mit beiden Beinen, dann lag der Körper still.
    Gwyn

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