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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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Der Zwergwüchsige drehte und wendete sich, so dass der Gelehrte immer um ihn herumlaufen musste. Ein Stück der Buchseite ragte noch aus seinem Mund. Selbst der Anführer lachte dröhnend.
    »Seht nur, wie er tanzt. Mog frisst sein Buch!«
    Dann trat er plötzlich dazwischen und entriss dem Zwerg das Buch. »Du Missgeburt! Sollst es nicht fressen!«, schrie er lachend.
    »Doch«, kreischte Mog mit vollen Backen, »dann werd ich klug!«
    Erneut lachten alle.
    Gwyn war unbemerkt näher herangeschlichen. Auf der Rückseite des Baumes lehnten der Bogen und sein Bündel. Die Strolche konnten ihn nicht sehen, standen sie doch alle mit dem Rücken zu ihm, kaum fünf Schritt von ihm entfernt. Gwyns Gedanken kreisten fieberhaft. Er hatte nur sechs Pfeile dabei. Würden sie im Falle einer Verteidigung reichen?
    Der Anführer trat auf Cornelius zu und stieß ihm mit dem Fuß in die Seite.
    »Rede, Schwarzrock. Wo ist der andere?«
    »Ich weiß nicht, wen Ihr meint, edler Herr.«
    »… weiß nicht, wen Ihr meint, edler Herr!«, äffte er Corneliusʼ Stimme nach. »Denk nach, Alter! Sind doch Spuren von zweien hier.«
    Cornelius schüttelte den Kopf. »Ihr müsst Euch irren, edler Herr. Bin ganz allein auf Wanderschaft. Ich will nach Stratford. Wenn Ihr wollt, teil ich gern mein Mahl mit Euch …«
    »Räudiger Hund, du lügst!«
    Cornelius traf ein wuchtiger Tritt in die Seite. Mit einem kurzen Laut ging er in die Knie und rang nach Luft. Der Anführer machte eine blitzschnelle Bewegung, zog einen Dolch und setzte ihn dem Gelehrten an die Kehle. »Gib acht, Narr! Wie ich dir ein Loch in deinen Wanst werd schneiden. Ich mach es groß und stopf es aus mit deinen Büchern. Wie gefällt dir das?«
    Cornelius atmete heftig. Aber bevor er etwas sagen konnte, sprang Gwyn aus seiner Deckung hervor. Er stellte sich in Schussposition. Sein Pfeil zielte auf den Mann mit dem Dolch.
    »Hier bin ich! Seht euch vor, mein Gefährte ist aus feinem Holz. Nicht wenig gefährlich für euch.«
    Eine Weile starrten die Männer Gwyn an, als sei er ein Waldgeist. Keiner wagte einen Laut, keiner machte eine Bewegung. Derweil versuchte Cornelius, unter Ächzen und Stöhnen auf seine Füße zu kommen. Aber es gelang ihm nicht. So lehnte er sich, immer noch auf den Knien, stattdessen stöhnend an einen Baumstamm.
    Gwyn aber überlegte. Um seinem Gefährten zu helfen, hatte er wohl überstürzt gehandelt. Er war allein. Mit Cornelius konnte er kaum rechnen. Die vier Männer aber sahen aus, als wäre dies nicht ihr erster Raubzug. Alle waren mit Dolchen und eichenen Knüppeln bewaffnet. Dazu trugen sie die abenteuerlichen Reste einer Kriegsrüstung. Zweifelsohne waren es versprengte Deserteure, die im Schutz der englischen Wälder auf Raub gingen.
    Gwyn bemühte sich, ruhig zu bleiben. Er hielt die Bogensehne fest, aber nicht gespannt. Doch war er bereit, auch sofort zu schießen?
    »Wir … sind nur zwei arme Wanderer!«, rief er. Er bemühte sich, nicht zu stottern. »Haben nichts, was sich für euch lohnen würde. Lasst uns ziehen.«
    Während er sprach, ließ Gwyn die Männer keinen Moment aus den Augen. Wieder war es der grobschlächtige Anführer, der das Wort führte.
    »Schaut an, das Bürschchen. Kann kaum stehen ohne Hilf, aber quakt schon wie ein Frosch. Nimmst du dein Maul nicht gar zu voll?« Er trat ein wenig in Gwyns Richtung.
    »Tut keinen Schritt mehr!«, rief Gwyn und bemühte sich, seiner Stimme einen drohenden Ton zu geben. »Ich weiß meinen Langbogen zu nutzen!«
    Bei der Nennung dieser Waffe schraken die übrigen Männer sichtbar zusammen. Selbst Mog, der noch immer am Boden kniete, hatte aufgehört zu grinsen. Er nahm das Stück Pergament aus seinem Mund und warf es weg. Dann leckte er sich über die Lippen, bis diese feucht glänzten. Die Wirkung dieser alten Kriegswaffe schien den Männern wohlbekannt zu sein. Die anderen zwei Burschen versuchten vorsichtig, in Gwyns Rücken zu gelangen. Aber der Faber war wachsam.
    »Bleibt, tut keinen Schritt …!« Es klang drohend.
    Doch Gwyn fürchtete sich insgeheim. Er hatte noch nie auf einen Mann geschossen. Und selbst wenn, er konnte höchstens einen treffen. Bis er einen neuen Pfeil aufgelegt hatte, würde wenigstens einer der Kerle nahe genug sein, dass er zu einem weiteren Schuss nicht mehr kommen würde.
    Gwyn begann vor Angst zu schwitzen.
    Der Anführer hatte ihn all die Zeit lauernd beobachtet. Er begann zu sprechen, und seine Stimme klang auf einmal leise und drohend.
    »Du

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