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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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zu einem schmalen Spalt zusammen. Er sah jetzt aus wie jemand, mit dem man besser keinen Streit beginnt. Es war Cornelius, der rasch eine höfliche Antwort gab. »Seht meinem Gefährten dies schnelle Wort nach, mein Herr. Sicherlich hat er kein rechtes Wort für …«
    »Bemüht Euch nicht, Master Brunschwigg«, fiel ihm Gwyn ins Wort. »Es ist schlecht, dieses Bier. Niemand kann’s saufen.«
    Der Wirt trat einen Schritt näher. Drohend blickte er beide an. Plötzlich erklang hinter ihnen eine Stimme.
    »Beruhig dich, bei Gott, Patrick. Ich mein, die Herren haben recht.«
    Der Sprecher war ein schlanker, mittelgroßer Mann, der an ihren Tisch getreten war. Er war ein wenig älter als Gwyn. Als Kleidung trug er ein einfaches leinenes Hemd und Beinkleider, die an den Knöcheln mit einer Schnur zusammengebunden waren. In der Hand hielt er einen mannshohen, hölzernen Stock.
    »Wohl ist dein Bier schon alt. Die Sonne hat’s sauer gemacht. Und dies muss Tage her sein. Das weißt du genau.«
    Der Wirt hatte den Sprecher einen Moment lang angestarrt. Dann drehte er sich plötzlich um und verschwand, leise vor sich hin fluchend, in der Hütte. Der Mann war zu den beiden Reisenden herangetreten und stellte sich vor: »Ich grüße Euch, ihr Herren. Fletcher ist mein Name.«
    Auch Gwyn und Cornelius stellten sich vor. Sie erzählten, woher sie kamen und was ihr Reiseziel wäre. Fletcher lud sie beide ein, ihn zu begleiten und einen Becher Bier von seinem eigenen Vorrat zu trinken. Der junge Mann wirkte auf beide Gefährten angenehm, und so willigten sie ein. Er führte sie vorbei an den wenigen Hütten des Ortes durch einen kleinen Buchenhain. Dort hatte er sich aus Reisig und Schilf selbst eine kleine Hütte gebaut. Die Behausung wirkte trotz ihrer Einfachheit einladend. Zudem war es ringsum sauber. Selbst der sandige Platz vor dem Eingang war glatt gefegt. Fletcher verschwand in der Hütte und holte für jeden Gast einen einfachen hölzernen Schemel. Sie nahmen Platz. Aus einem Erdloch zog Fletcher einen schwarzen Krug. Er goss erst Cornelius und dann Gwyn, zuletzt sich selbst eine dunkle Flüssigkeit ein. Vorsichtig setzten Gwyn und Cornelius an. Da musste ihr Gastgeber lachen.
    »Aber trinkt nur, ihr Herren! Dies Bier ist frisch. Wir von der Küste lieben’s so.«
    Gwyn nickte nur entschuldigend. Sicher wollte er den Mann mit dieser Geste nicht kränken. Aber der Geschmack des schalen Bieres lag noch auf seiner Zunge. Diesen Schluck konnte er jedoch wirklich genießen. Das Bier war würzig und kühl, jedoch recht stark. Fast schwarz, schwamm kaum Schaum darauf. Solch ein Bier hatte er noch nie getrunken. Auch Cornelius nahm einen tiefen Schluck und wiegte danach anerkennend den Kopf.
    »Ihr prahltet nicht, Master Fletcher. Ist ein feines Bier. Gar nicht zu vergleichen mit dem Gesöff dieses Kerls dort, der sich Wirt nannte.«
    »Er heißt Lyle und ist wirklich ein Wirt. Aber sein Schmutzloch betreten oft ganz üble Herren. Es heißt, er macht gern Geschäfte mit der Not anderer. Dabei ist er nicht sonderlich schlau. Mein Stock hier hat ihm einmal das Fell frisch verziert.« Fletcher grinste und deutete auf den Holzknüppel. »Seitdem lässt er mich in Frieden.«
    Das sorgsam geglättete Holz konnte eine Männerfaust gerade umschließen. Gwyn ahnte, dass dieser Stock kein bloßer Wanderstab war.
    »Master Fletcher, beherrscht Ihr die Kunst des Stockfechtens?«
    »Welch scharfes Auge, junger Freund. Ja, Ihr habt recht. Dann seid Ihr ein Bogenschütze, nicht wahr?«
    Er deutete auf Gwyns Waffe, die an den Tisch gelehnt war. Bevor Gwyn etwas entgegnen konnte, hatte Cornelius geantwortet. »Oh, Master Fletcher, er kann wirklich damit umgehen.«
    Er streifte Gwyn mit einem lächelnden Seitenblick und nahm erneut einen großen Schluck aus seinem Becher. Dabei schlürfte er genießerisch. Gwyn sah für einen Moment wieder die Szene aus dem Wald. Er erzählte Fletcher von seinem Stand als Faber und dass er mit dem Bogen vertraut sei.
    Nun begann auch Fletcher zu erzählen: »Bin auf Wanderschaft, wie Ihr. Bin krank geworden, darum blieb ich eine Weile in diesem Nest. Aber will weiter nach Bristol, ist’s doch meine Heimatstadt. Ich bin Pfeilmacher.«
    Bei der Nennung seines Berufsstandes horchte Gwyn auf. Seit jeher hatten ihn die spezialisierten Handwerker fasziniert. In diesen Zeiten waren sie unentbehrlich. Der Stand war angesehen und versprach einem begabten Mann ein gutes Auskommen. War es doch eine Kunst, gute Pfeile

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