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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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schnaubte der Knecht ungläubig.
    Da trat Fletcher dazwischen und stellte seinen Knüppel zwischen beide.
    »Mir scheint, Bath befindet sich bald im Krieg. Wenn dies so ist, dann lasst uns ein. Ich bin Pfeilmacher und trage das Zeichen meiner Zunft. Und dies ist mein Freund, ein Faber. Aber seid versichert, den Bogen trägt er nicht aus bloßem Schalk. Ich sah ihn schießen. Meiner Treu! Und unser Gefährte ist nicht nur ein Lehrer, sondern auch ein großer Medicus. Er weiß manch Tränklein. Nicht nur Bücher, sondern auch Pulver gegen allerlei Weh hat er dabei. Lasst uns ein, Gevatter.«
    Das selbstbewusste Auftreten Fletchers hatte sichtlich Eindruck gemacht. Die Leute schwiegen und blickten nun eher neugierig denn belustigt auf die drei Reisenden.
    Der Torwächter blickte seinen Kameraden an und kratzte sich dann ausgiebig an seinem Gesäß. »In Christi Namen, geht.«
    Bevor die Leute protestieren konnten, hatte der erste Wächter eine kleine Türe im Tor geöffnet, und sie schlüpften alle drei in die Stadt. Sie hörten, wie die wartende Menge hinter ihnen in wütende Flüche ausbrach. Steine prasselten gegen das Tor, und sie konnten den Lärm noch eine Weile lang hören.
    Neugierig schritten sie durch die Straßen. Gwyn staunte über die gepflasterten Straßen, die ihm breiter vorkamen als in London. Die Häuser waren hoch und schmal, aber sie wirkten fast alle sauber und durchwegs prächtig. Bath schien eine wohlhabende Stadt zu sein. Wie in London gab es auch hier ein reges Handwerk. Da fanden sich Werkstätten der Wirker und Weber, der Kürschner und Schneider. Er sah Schuh- und Mützenmacher, Waffen- und Hufschmiede, Bäcker, Schlachter, Knechte, die frisches Schweineblut würzten und zu Wurst verrührten, Händler, die Vogeleier und Honig anboten, andere, die Flachs und Wolle in großen Körben verkauften, Stände, die Tauben feilboten. Die weiße Art zum Fliegen und die dunklen Wildtauben für den Tisch. Lebendige Schweine und solche, die schon geschlachtet waren. Gewürze und Gemüse, das in riesigen Körben und offenen Säcken feilgeboten wurde, und überall Knechte, welche die ausgestellten Waren bewachten. Es war auffallend, dass keine Bettler auf den Straßen zu sehen waren. Dafür patrouillierten erstaunlich viele Bewaffnete jeweils zu zweit oder gar zu dritt. Die kleine Reisegruppe wurde immer wieder argwöhnisch betrachtet, aber sie blieben unbehelligt. Niemand hielt sie an und fragte sie nach dem Grund ihres Aufenthaltes.
    Cornelius kannte die Stadt wohl sehr gut, denn er steuerte zielstrebig ein Gasthaus am Markt an. »Zum wilden Eber von Bath« hieß die Schenke. Gwyn gefiel sie sofort. Ein langgestreckter, niedriger Bau, sauber weiß gekalkt, das Gefach der Holzbalken dunkel von der Zeit. Vor der Schenke standen hohe Eiben, die ihre biegsamen Zweige weit über das flache Schilfdach streckten. Die Bäume standen in einem frischen Grün und waren ein prächtiger Anblick. Fletcher blieb stehen. Er wollte nicht weitergehen, erst recht nicht in die Schenke eintreten.
    »Master Brunschwigg. Für den wilden Eber hab ich kein Geld. Ich hab nur noch zwei Pence. Die reichen gerade für einen Laib Brot. Ich muss erst meine Pfeile verkaufen.«
    »Mein Beutel ist schon lange leer«, gestand auch Gwyn mit einem tiefen Seufzer.
    Cornelius dagegen winkte ab. »Gefährten, macht Euch keine solch schweren Gedanken, wenn Ihr sie Euch doch ersparen könnt.«
    Er sah sich vorsichtig um, so als wünsche er nicht, dass ihn bei seinem Tun irgendjemand beobachtete. Dann schlug er den Saum seiner Kutte um und fuhr mit dem Finger weit hinein, so als prüfe er das Innere einer Schlachtgans. Gwyn und Fletcher sahen verwundert, wie Cornelius einen langen, dünnen, ledernen Schlauch hervorzog. Als er den Inhalt in die Hand schüttete, mussten sie doch staunen. Da lagen zwölf ganze Schillinge und vier Pence. Für Gwyn ein kleines Vermögen. War ein Mann sparsam, konnte er davon gut einige Monate leben.
    »Lasst uns die Ankunft in Bath feiern. Ich lade Euch ein. Dafür wünsche ich mir von Euch Reden voll Witz und Geist«, sagte Cornelius fröhlich.
    Lachend nahmen Gwyn und Fletcher ihren Gönner in die Mitte und schoben ihn in die Schenke. Bis spät in die Nacht schmausten und zechten sie. Gwyn spürte es nicht mehr, wie Fletcher und Cornelius ihn gemeinsam lange nach Mitternacht in eine Kammer unter das Dach schafften. Dort verschlief er auf einem Strohsack den ganzen nächsten Tag.
    Es gab auch in Bath eine Vereinigung

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