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Der Goldschmied

Der Goldschmied

Titel: Der Goldschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Mueller
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»Es sei, wie Ihr sagt, Master Borden. Gebt mir nur Arbeit, und ich will Euch die Freude am Handwerk zeigen.«
    Jetzt lächelte der Mann das erste Mal.
    »Ich sehe Euer Ungestüm. An Arbeit soll es nicht mangeln. Für eine Schlafkammer und einen guten Schluck sei gesorgt. Ihr wohnt hier in meinem Hause. Aber es ist Zeit für ein Stück Brot. Seid mir willkommen an meinem Tisch. Nach dem Essen zeig ich Euch die Werkstatt und das übrige Haus.«
    Gwyn bedankte sich erneut mit einer höflichen Verbeugung.
    Bei Tisch stellte Borden seinem Gast seine Ehefrau vor.
    Bei ihrem Anblick fühlte Gwyn ein eigenartiges Gefühl im Magen, das an diesem ganzen Abend nicht mehr verschwand. Lady Borden war einen Kopf kleiner als ihr Mann. Feine Sommersprossen bedeckten ihre Wangen und ihren Nasenrücken. Mund und Wangenknochen wie auch die Wölbung der Augen waren weich und fein und formten ein schönes Gesicht. Sie war nicht so füllig wie die meisten wohlhabenden Bürgersfrauen, denen man zu jener Zeit oftmals auf den Straßen begegnete. Ihr Kleid war mit einem weiten Dekolleté versehen. Das war von einer kostbaren Spitze bedeckt und schloss bis zu ihrem weißen Hals. Sie sah Gwyn an, nickte nur, und der Faber bemerkte ein feines, kaum merkliches Lächeln. Es war freundlich und ohne Spott. Gwyn musste sie immer wieder für einen Moment anstarren und unterbrach dabei sein Essen. Unter ihrer weißen Haube fiel ein Strom roter Haare hinab bis fast zur Taille. Dies war gegen jede Mode, aber dies prächtige Haar allein war ein besonderer Schmuck. Sie trug eine auffallend schön gearbeitete Goldkette, die gediegen und wohl wertvoll war. Die Frau des Randolph Borden war von einer ganz eigenartigen Schönheit.
    Ein Küchenjunge trat ein und trug das Essen auf. Es gab ein Gemüse aus grünem und rotem Kohl sowie feine Suppe aus Löwenzahn und Speck. Danach schwarzes Brot und eine kalte Fleischpastete.
    Gwyn hatte längst eine Schwäche für gutes Essen. Wenn es dazu noch raffiniert zubereitet war, konnte er sich so schon eine Weile die Zeit bei Tisch vertreiben. Mit heimlicher Freude stellte er fest, dass man im Hause des Borden vom Kochen eine ganze Menge verstand. Sie aßen schweigend. Ab und zu forderte Borden seinen Gast mit einem stummen Wink zum Nachfassen auf. Gwyn wusste um die Gebote der Höflichkeit bei Tisch. Aber seine Neugier war stärker.
    »Erlaubt mir, eine Frage an Euch zu stellen, Master Borden.«
    Der Hausherr kaute mit vollem Mund. Er nickte zustimmend.
    »Wem gilt die Umsicht der Stadt Bath? Dass man die Mauern neu befestigt und ihren First noch erhöht, hat wohl seinen Grund. Auch dass man Männer wirbt, die Schwert und Knüppel führen können, sah ich wohl. Rüstet Bath zum Krieg?«
    Borden räusperte sich laut. Mit dem Zipfel seiner Weste fuhr er sich über den Mund. Dann winkte er dem wartenden Küchenjungen und ließ sich seinen Becher neu füllen.
    »Ihr seht es recht. Bois de Guilbert, der Normannenknecht, und seine gottlosen Heidenknechte. Bath verweigert ihm den neuen Tribut. Aber aus gutem Grund. Er ist zu hoch, … nein, er ist unverschämt.«
    Gwyn entging die Verachtung in der Stimme des Meisters nicht.
    »Was wird der Rat der Stadt tun?«, fragte er den Mann.
    »Wir beraten noch. Ich sage wir, weil ich selbst die Ehre habe, dem Magistrat der Stadt anzugehören.«
    Gwyn fühlte sich beim Gedanken an die prächtige Kette in der Halle in seiner Vermutung bestätigt.
    »Wenn wir die Abgaben zum Schutz der Stadt so erhöhen, wie es der Normanne wünscht, bleibt uns zu wenig Geld. Dann können wir nicht mehr an unserer Kathedrale arbeiten. Sie ist ein prächtig Bauwerk und soll zur Ehre Gottes, des Allmächtigen, gereichen. Noch lange Zeit wird vergehen, bis feierliches Amt die Kirche weiht. Ich werd’s nicht mehr erleben und Ihr, Gwyn Carlisle, erst als alter Mann. Aber der Bau von solch Gotteshaus ist wohlgefällig im Angesicht des Herrn. Und viele Menschen haben Arbeit und Brot.«
    Borden erzählte weiter, und seine Stimme wurde immer lauter und grimmiger. Die Tributzahlungen von Bath an den Adeligen Bois de Guilbert finanzierten nur dessen endlose Feldzüge gegen schottische Clans. Nach der Weigerung der alten Römerstadt hatte er dem Magistrat und ihren Bewohnern eine Frist gesetzt. Diese Zeit benutzten die Stadtväter, um die Mauern zu verstärken und neue Brunnen zu graben. Auch Waffen und Söldner wurden angeworben, da Bath keine eigenen Truppen unterhielt.
    »Jawohl, voller Sorge bin ich, dass es zum

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