Der Goldvulkan
gleich am nächsten Morgen begannen sie die Vorbereitungen zu dem bevorstehenden Zuge.
Natürlich wurde die Flucht des Indianers gleich nach Sonnenaufgang entdeckt. Die Nachforschungen der Polizei waren aber vergeblich und auch die Mitschuld Hunters blieb unbekannt.
Drei Tage später schiffte sich dieser nebst seinen Leuten, zusammen dreißig Mann, mit einem nur dürftigen Material auf einer Schute ein, die den Strom hinunter nach dem Fort Yukon fuhr.
Am 22. Mai begann die Karawane dann, nach Einnahme frischen Proviants in dem beim Fort gelegnen Flecken, den Marsch nordöstlich am linken Ufer der Porcupine hinauf, wobei alle ihre Habseligkeiten auf einem von einem kräftigen Hundegespann gezognen Schlitten befördert wurden. War der Indianer pünktlich an dem verabredeten Platze eingetroffen, so mußte man ihn noch am Abend dieses Tages finden.
»Vorausgesetzt, daß er da ist, meinte Malone.
– Er wird zur Stelle sein. Hat er gelogen, so zwingt ihn dazu die Furcht, hat er die Wahrheit gesagt, das eigne Interesse.«
Der Indianer war in der Tat auf seinem Posten, und unter seiner Führung zog die ganze Gesellschaft am linken Ufer der Porcupine weiter, hinauf der eisigen Einöde des äußersten Nordens entgegen.
Fünftes Kapitel.
Eine Lektion im Boxen.
Es stand also im Schicksalsbuch geschrieben, daß Summy Skim, nachdem er Ben Raddle nach Klondike begleitet hatte, diesem auch nach dem höchsten Norden Amerikas folgen sollte. Widersetzt hatte er sich dem ja nach Kräften, auch alle nur möglichen Einwände gegen diese neue Expedition ins Feld geführt, und schließlich… ja, schließlich hatten wenige Worte eines jungen Mädchens genügt, seinen »unbeugbaren« Widerstand in zehn Sekunden zu brechen.
Ob er wohl eine Niederlage nicht selbst ein wenig gewünscht haben mochte? Denn daß Summy Skim den Mut gehabt haben sollte, den Weg nach Montreal ohne Ben Raddle einzuschlagen, oder die nötige Geduld, dessen Rückkehr unter verhältnismäßig bequemen Umständen in Dawson zu erwarten, das war doch mehr als zweifelhaft.
Diese Fragen werden freilich für immer unbeantwortet bleiben, da sich Summy Skim ja dafür entschieden hatte, seinem Vetter zur Besitznahme des Golden Mount zu folgen.
»Wenn man einmal nachgibt, sagte er für sich, dann muß man leider immer nachgeben. Dafür habe ich freilich nur mich selbst anzuklagen. Ach, Green Valley, Green Valley, wie fern bist du von mir!«
Der Scout fühlte seine Grundsätze doch etwas erschüttert. (S. 299.)
Wir brauchen wohl nicht zu betonen, daß es im Grunde nur um der Form willen war und darum, daß er sich den eignen Widerspruch ersparen wollte, daß Summy Skim seinen Klagen in dieser Weise Luft machte. Gewiß sehnte er sich immer nach Green Valley, doch in ihm regte sich daneben noch etwas andres, was er nicht so recht erklären konnte. Er fühlte sich so leicht, so lustig wie ein Kind und die Aussicht auf die jedenfalls recht beschwerliche Reise machte ihm keinerlei Sorge mehr. Wahrscheinlich verlieh das ihm winkende Jagdvergnügen dem guten Summy diese Luft zu Abenteuern.
Da der Frühling sehr zeitig eintrat, war der Scout schon in den ersten Tagen des Mai wieder in Dawson City eingetroffen. Der Marsch über den Chilkoot sowie die Bootsfahrt über die Seen und auf dem Lewis River waren eher und auch leichter als gewöhnlich auszuführen gewesen. Wie vor acht Monaten verabredet worden war, meldete sich jetzt Bill Stell bei den beiden Vettern, um sich ihnen als Führer auf der Rückreise nach Skagway zur Verfügung zu stellen; von hier aus sollte sie ein Dampfboot nach Vancouver weiterbefördern.
Bill Stell zeigte sich gar nicht verwundert, als er hörte, daß sich die Absichten Ben Raddles bezüglich des Zeitpunktes der Rückreise verändert hätten. Er wußte nur zu gut, daß in Klondike bald festwurzelte, wer nur den Fuß auf dessen Boden gesetzt hatte. War es mit dem Ingenieur auch gerade so weit noch nicht, so schien er doch noch gar nicht willens zu sein, für die Rückkehr nach Montreal sein Bündel zu schnüren.
»Na also? sagte der Scout lächelnd zu Summy Skim.
– Nun ja, es ist eben, wie es ist, lieber Bill.«
So lautete Summys ganze Antwort.
Er war aber weniger kurz angebunden, als er vernahm, daß der Scout bereit wäre, den neuen Zug mitzumachen, er sprach vielmehr seine Befriedigung über diese Erklärung in längerer Rede aus.
Wahrlich, das wäre ein vortrefflicher Gedanke; Ben Raddle hatte recht gehabt, zu glauben, daß er
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