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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schaufeln, Spitzhauen usw. von der letzten Saison wiedergefunden.
    In der kleinen Stadt herrschte jetzt schon ein ziemlich reges Leben. Die Prospektoren der alaskischen Fundstätten am Unterlaufe des Yukon strömten, von dem zeitigen Eintritt der schönen Jahreszeit angelockt, hier bereits in Menge zusammen. Dieser Umstand begünstigte die Rotte der Texaner insofern, als sie sich leichter unter der Menschenmenge verlieren konnten.
    In der folgenden Nacht nahm Krarak von zehn Uhr an seinen Lauscherplatz am Fuße der Mauer wieder ein. Die Nacht war finster und von Norden her wehte ein recht scharfer Wind.
    Gegen elf Uhr glaubte der Indianer, der das Ohr auf den Erdboden gedrückt hielt, zu hören, daß man an seiner Befreiung arbeitete.
    Er täuschte sich nicht. Hunter und Malone waren am Werke. Mit Spitzhauen höhlten sie einen Gang unterhalb der Mauer aus, um keinen Stein aus dieser herausbrechen zu müssen.
    Sobald Krarak erkannt hatte, an welcher Stelle das geschah, wühlte er im Hofe die Erde mit den Händen auf.
    Alles ging unbemerkt vor sich; die Wächter fanden keine Veranlassung, in der Nacht den Hof zu betreten; der starke, schneidende Wind hielt sie im Innern des Gebäudes zurück, wo die Abwesenheit Kraraks niemand aufgefallen war.
    Kurz nach Mitternacht war das Loch endlich weit genug, einen Mann von gewöhnlicher Körperstärke hindurchschlüpfen zu lassen.
    »Komm nun! rief eine Stimme, es war die Hunters, leise.
    – Es ist doch draußen niemand in der Nähe? fragte Krarak.
    – Keine Menschenseele!«
    Wenige Augenblicke später war der Indianer in Freiheit.
    Jenseits des Yukon, an dessen linker Seite Circle City lag, sah er vor sich eine vom letzten Schnee des Winters noch teilweise bedeckte Ebene. Das Tauwetter hatte schon begonnen und auf dem Strom trieben Eisschollen hinunter. Ein Kahn hätte sich nicht dazwischen hineinwagen können, wenn es Hunter auch möglich gewesen wäre, sich einen solchen zu beschaffen, ohne die Aufmerksamkeit der Polizei zu erregen. Der Indianer war aber nicht der Mann dazu, sich durch ein solches Hindernis abschrecken zu lassen. Ihm fiel es nicht schwer, von einer Scholle zur andern zu springen und so das rechte Stromufer zu erreichen. Einmal da, lag das ganze Land vor ihm offen und er würde weit weg sein, wenn man seine Flucht erst entdeckte.
    Da der Flüchtling jedoch vor Sonnenaufgang außerhalb des Bereiches etwaiger Häscher sein mußte, hatte er keine Zeit zu verlieren.
    Hunter flüsterte ihm also nur zu:
    »Es ist also alles abgemacht?
    – Alles, versicherte Krarak.
    – Wo treffen wir uns wieder?
    – Wie besprochen: zehn Meilen von Fort Yukon am linken Ufer der Porcupine.«
    So lautete tatsächlich die Abmachung zwischen den beiden. Zwei oder drei Tage später verließen Hunter und seine Gefährten Circle City und wandten sich dem Fort Yukon zu, das stromabwärts im Nordwesten liegt. Von dort wanderten sie längs des Ufers der Porcupine nach Nordosten hin. Der Indianer eilte, sobald er den mächtigen Strom hinter sich hatte, gleich in gerader Linie nach Norden auf dessen Nebenfluß zu.
    Im Augenblicke der Trennung wiederholte Hunter seine Frage:
    »Also alles abgemacht?
    – Alles.
    – Und du wirst uns dann führen?
    – Geraden Weges nach dem Placer.«
    Eines gewissen Mißtrauens konnte sich Hunter dennoch nicht entschlagen.
    »So gehe! sagte er. Wenn du uns aber hinters Licht geführt hast, so glaube nicht, daß du uns entkommen könntest. Dreißig Mann wären zu deiner Verfolgung bei der Hand, und die würden dich schon aufspüren.
    – Ich habe euch nicht getäuscht.« antwortete Krarak ruhig.
    Dann wies er mit der Hand nach Norden und setzte seinen Worten noch hinzu:
    »Da unten… da unten erwartet uns ein ungeheures Vermögen!«
    Der Indianer näherte sich dem Strome.
    »Der Ort, zu dem ich euch geleiten werde, sagte er mit einer gewissen Feierlichkeit, ist kein gewöhnlicher Placer. Es ist eine Goldtasche, noch mehr: ein Goldberg. Ihr habt da weiter nichts zu tun, als Eure Karren zu beladen. Wenn ihr hundert, wenn ihr tausend wäret, ihr könntet mir immer noch einen Teil überlassen, ohne den euern zu verringern!«
    Mit einem Satze stand Krarak hierauf schon auf einer Eisscholle, die von der Strömung fortgetragen wurde. Noch einen Augenblick konnten Hunter und Malone ihn von Scholle zu Scholle springen und dem rechten Ufer näher kommen sehen, dann verschwand seine Gestalt in der Finsternis.
    Die Texaner begaben sich in ihre Herberge zurück und

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